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Deutschland steht Wirtschaftswachstum bevor, glauben die Forschungsinstitute.

Foto: APA/Warmuth

Berlin - Deutschlands Wirtschaft steht nach Einschätzung der führenden Forschungsinstitute vor einem Aufschwung. Vor dem Hintergrund der Erholung der Konjunktur in Europa und weltweit sei für kommendes Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 1,8 Prozent zu rechnen, hieß es im am Donnerstag veröffentlichten Herbstgutachten der Institute. Angesichts der guten Beschäftigungslage warnten die Ökonomen die künftige deutsche Regierung jedoch vor der Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns.

"Die deutsche Wirtschaft befindet sich im Herbst 2013 am Beginn eines Aufschwungs", hieß es in dem Gutachten. Die Weltwirtschaft ziehe an, die Unsicherheiten durch die Krise in der Eurozone nähmen ab. "Seit Jahresbeginn stehen die Zeichen auf Erholung." Auch die lockere Geldpolitik der Notenbanken weltweit trage zur Entspannung der Lage bei. "Manches, was seit der Finanzkrise die wirtschaftliche Aktivität belastet hat, verliert an Bedeutung."

Das Wachstum werde im kommenden Jahr sogar so stark ausfallen, dass die deutsche Wirtschaft an Belastungsgrenzen komme, hieß es in der Prognose. Es werde 2014 keine Unterauslastung der Wirtschaft mehr geben. Die Konjunktur ziehe "schneller als das Produktionspotenzial" an. Die Arbeitslosigkeit werde weiter sinken, von durchschnittlich 6,9 Prozent in diesem auf 6,8 Prozent im kommenden Jahr.

Herbstprognose

Die Forschungsinstitute veröffentlichen zwei Mal im Jahr ihre Prognosen zur Entwicklung der Wirtschaft - im Frühjahr und im Herbst. Die Gutachten dienen der deutschen Regierung als eine Grundlage für wirtschaftspolitische Entscheidungen. Zu den Instituten gehören das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung in Berlin, das Münchner ifo-Institut, das Institut für Wirtschaftsforschung Halle in Sachsen-Anhalt sowie das Rheinisch-Westfälische Institut für Wirtschaftsforschung.

Für dieses Jahr rechnen die Institute mit einem Wachstum von 0,4 Prozent, wie aus der aktuellen Prognose hervorgeht. Im Frühjahr hatten die Wirtschaftsforscher noch erklärt, die Wirtschaftsleistung werde um 0,8 Prozent steigen. Die Bundesrepublik werde auch 2013 - wie im Vorjahr - einen ausgeglichenen Staatshaushalt haben.

Der Anstieg der Lebenshaltungskosten werde dieses und kommendes Jahr voraussichtlich moderat ausfallen, hieß es im Herbstgutachten. Für 2013 sei mit einer Teuerungsrate von 1,6 Prozent zu rechnen, für 2014 mit einer Inflation von 1,9 Prozent. Die Europäische Zentralbank (EZB) sieht bei einer Marke von knapp unterhalb von zwei Prozent Preisstabilität gewahrt.

Die Wirtschaftsforscher warnten die künftige Bundesregierung trotz der guten Konjunkturaussichten vor Projekten wie der Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns. "Ein einheitlicher Mindestlohn hätte wahrscheinlich deutlich negativere Folgen für den Arbeitsmarkt als die bisherigen Branchenverträge", hieß es im Gutachten. Bei Einführung eines solchen Mindestlohns in Höhe von 8,50 Euro könne es etwa in Ostdeutschland "zu einem beträchtlichen Stellenabbau kommen". (APA, 17.10.2013)