Diesmal ging es vergleichsweise schnell. Beim dritten Sondierungsgespräch zwischen CDU, CSU und SPD war am Donnerstag nach nicht einmal drei Stunden klar: Die Spitzen der Parteien wollen Gespräche zur Bildung einer großen Koalition aufnehmen.

"Die Aufnahme von Koalitionsverhandlungen macht Sinn. Wir glauben, dass wir eine gemeinsame Basis mit der Union finden können", sagte SPD-Chef Sigmar Gabriel nach der Sitzung. Daher habe die Sondierungsgruppe der SPD einstimmig beschlossen, dem SPD-Konvent vorzuschlagen, am Mittwoch mit den Koalitionsverhandlungen zu beginnen.

Dieser Konvent, der am Sonntag in Berlin tagt, ist die letzte Hürde vor den Verhandlungen. Denn die SPD-Delegierten müssen noch zustimmen, und die Stimmung ist nicht eindeutig pro große Koalition. Ein Teil der Basis ist bereit, wieder mit CDU und CSU zusammenarbeiten - so wie schon zwischen 2005 und 2009.

Mindestlohn soll kommen

Doch es gibt auch Zweifler. Diese haben Angst, in einer großen Koalition Profil zu verlieren, und liebäugeln daher sogar mit einem rot-rot-grünen Bündnis. Sie muss Gabriel mit einem guten Angebot überzeugen, und dieses wird wohl der Mindestlohn sein.

Im Wahlkampf war die SPD für einen flächendeckenden gesetzlichen Mindestlohn von 8,50 Euro eingetreten. Die Union hingegen will die Lohnuntergrenze von Arbeitnehmer- und Arbeitgebervertretern festlegen lassen.

Doch am Donnerstag vor der dritten Sondierungsrunde erklärte Bayerns Ministerpräsident und CSU-Chef Horst Seehofer plötzlich, die Union sei bereit, unter bestimmten Bedingungen einen Mindestlohn von 8,50 Euro zu akzeptieren. Auch Hessens Ministerpräsident und CDU-Vize Volker Bouffier meinte auf einmal, der Gedanke habe "viel Charme".

Auf die Frage, ob die Union beim Mindestlohn also nachgegeben habe, erklärte Gabriel nach der Verhandlung: "Die Union kennt die Position der SPD."

Ringen um Steuererhöhungen

CDU-Generalsekretär Hermann Gröhe bestätigte danach: "Wir haben ein gemeinsames Ziel für eine gemeinsame Mindestlohnregelung." Er betonte aber auch: "Sondierungen nehmen keine Koalitionsgespräche vorweg."

Um den Mindestlohn zu bekommen, wird die SPD wahrscheinlich auf Steuererhöhungen für Besserverdiener verzichten müssen. Doch Gabriel hat ohnehin schon erklärt, Steuererhöhungen seien für die SPD "kein Selbstzweck". Wenn das Geld für mehr Bildung und Investitionen in die Infrastruktur anderweitig hereinkomme - etwa durch das Stopfen von Steuerschlupflöchern -, dann könne man gerne auch auf höhere Belastungen verzichten.

Gröhe wies für die CDU noch einmal darauf hin, dass die "nachhaltige Konsolidierung" der Haushalte Vorrang habe. Dass es nicht nur zu Koalitionsverhandlungen, sondern danach tatsächlich zu einer großen Koalition kommt, davon ist CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt fest überzeugt: "Die Gespräche waren von gegenseitigem Vertrauen geprägt." (Birgit Baumann aus Berlin, DER STANDARD, 18.10.2013)