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Live wird alles gut: Der US-amerikanische Sänger Mark Lanegan beehrt am Wochenende Wien und Linz - mit einem neuen Album und einem kleinen Streichorchester.

Foto: APA/EPA/JEAN-CHRISTOPHE BOTT

Wien/Linz - Coverversionenalben gelten oft als Verlegenheitslösungen. Wenn aber der Musenkuss nicht und nicht kommen will, greift man eben auf Fremdmaterial zurück. Nun hat Mark Lanegan aber schon 1999 bewiesen, dass ein solches Album ein Meisterwerk sein kann.

Damals veröffentlichte er mit I'll Take Care of You sein viertes Soloalbum - voller Coverversionen. Seit damals ist der Mann aus dem Nordwesten der USA (geboren 1964 in Ellensberg, Washington) zu einem der großen Sänger des Popbusiness herangewachsen.

Mit sich im Reinen

Zumal auch seine Biografie ein paar jener Stationen aufweist, denen man gemeinhin die Wahrhaftigkeit stützende Eigenschaften zugesteht: schwierige Jugend, Punkrock, Drogen, dennoch so etwas wie Weltkarriere als Dauergastsänger von Queens of the Stone Age und so weiter. Heute ist der 48-Jährige mit sich im Reinen und veröffentlicht Alben wie besessen.

Meist sind es Kollaborationen, denen er seinen Gänsehautbariton leiht, nun hat er wieder ein eigenes Album veröffentlicht: Imitations. Es ist eine Sammlung von Coverversionen von Originalen, die er in seiner Kindheit und Jugend gehört hat - plus ein paar Songs von Zeitgenossen. Akustisch samt einem kleinen Streichorchester ist er zurzeit auf Tour und besucht diese Woche Wien und Linz.

Die Auswahl der Songs ist erlesen - von Nick Cave über John Cale bis zu Chelsea Wolfe. Doch die Umsetzung lässt jene Fiebrigkeit vermissen, die I'll Take Care of You herausragend machte. Eine flache Produktion sowie unterkühlt agierende Studioknechte statt einer gewachsenen Band besorgen den Rest. Ja, es herrscht zarte Enttäuschung ob der Ergebnisse.

Caves Brompton Oratory lässt sich nicht überbieten, einzig in John Cales I'm Not The Loving Kind zeigt Dark Mark, was möglich gewesen wäre. Aber live werden die Karten bekanntlich neu gemischt. Und zur Not kann er ja auch aus den Stellenanzeigen vorlesen, und wir schmelzen bei seiner Stimme trotzdem dahin. (Karl Fluch, DER STANDARD, 18.10.2013)