Beginnen möchte ich mit einem (recht langen) Zitat, das es jedoch auf den Punkt trifft: "Der Weg, auf dem Babys am liebsten – und vielleicht auch am besten? – groß werden, scheint also nicht mehr so richtig zum Leben heutiger Eltern zu passen: Die Zeitlosigkeit der Kleinen passt nicht zum Wecker von uns Großen, ihr Schlafprogramm nicht zu unserem Erholungsprogramm, ihre Liebe zur mütterlichen Brust nicht zu den heutigen Arbeitsbedingungen, ihr Nähebedürfnis nicht zu unserem Wunsch nach Unabhängigkeit, Flexibilität und Entfaltung.

(...) Der Haken ist nur: Babys fordern auch heute noch das volle Programm, gerade so, als streiften noch immer Säbelzahntiger um das Lager oder als drohten ihrem Leben Waldbrände und Gewitter..." (Renz-Polster, Herbert: Kinder verstehen. Born to be wild: Wie die Evolution unsere Kinder prägt. Kösel-Verlag 2009)

Unregelmäßige Schlafenszeiten

Nun erfahren wir von einer neuen Studie, das Kinder mit unregelmäßigen Zeiten unter Stress stehen und der Bewusstseinszustand einem Jetlag gleichzusetzen ist. Was möchte uns dieser Artikel sagen? Dass Kinder zu bestimmten Zeiten ins Bett gehören, obwohl es nicht ihrem Biorhythmus entspricht? Dass man Kindern das richtige Schlafen erst lernen muss? Unregelmäßige Schlafenszeiten belasten die Eltern wohl mehr als die Kinder, die sich dann in ihrem Abendprogramm gestört fühlen oder die Paarzeit vermissen. Kinder, die selbst über ihren Körper und somit auch über ihren Schlaf entscheiden können, schlafen meist besser und sind ausgeglichener.

Vertrauen ins Kind

Warum schaffen es Eltern nicht, ihrem Kind zu vertrauen? Darauf zu vertrauen, dass das Baby bzw. Kind sich holt, was es braucht: Sei es zu Beginn nächtliches Stillen, mit zunehmendem Alter nur mehr Nähe und Körperkontakt. Gerade in Zeiten, in denen Kinder immer früher fremd betreut werden, ist gerade der nächtliche Kontakt mit den Eltern wichtig, oftmals die einzige Zeit, die man als Familie noch eng gemeinsam verbringt. Aber nein, stattdessen sollen Kinder möglichst schnell im eigenen Bett schlafen, damit sich die Eltern nachts erholen können.

Erholung ist wichtig

Ich möchte niemandem absprechen, dass Erholung und Paarzeit wichtig sind und dass man als Elternteil auch noch auf sich selbst schauen muss. Die eigenen Ressourcen müssen gewahrt werden, damit man für seine Kinder da sein kann. Aber es kann nicht der einzige Weg sein, dieses Gleichgewicht auf Kosten der Eltern-Kind-Bindung herzustellen. (Leserkommentar, Daniela Grießer, derStandard.at, 18.10.2013)