Es sei eine "Befruchtung, keine Spaltung", sagt Günter Lang zum STANDARD. Der ehemalige Geschäftsführer der IG Passivhaus hat seine alten Mitstreiter vergangene Woche gehörig überrumpelt und gemeinsam mit Passivhaus-"Erfinder" Wolfgang Feist die Organisation Passivhaus Austria ins Leben gerufen. Der eigentliche Chef der IG Passivhaus, der Architekt Johannes Kislinger, wusste davon im Vorfeld nichts, wie er sagt: "Das war mit mir nicht abgesprochen." Er bleibt im Sinne der gemeinsamen Sache aber diplomatisch und sieht in dem Schritt "keine Kampfansage", sondern weist auf den "gegenseitigen Nutzen" mehrerer Organisationen hin.

Kislinger fasst die künftige Arbeitsteilung so auf: "Passivhaus Austria macht das Lobbying, die IG Passivhaus ist das Netzwerk der ausführenden Firmen." Diese "Arbeitsteilung" sei freilich ebenfalls nicht abgesprochen, er interpretiert die Vorgänge der vergangenen Tage und Wochen aber so.

"Zu wenig passiert"

Dass vonseiten der IG Passivhaus vor allem auch für den Geschmack Feists, der seit fünf Jahren an der Uni Innsbruck lehrt und 2010 auch sein Darmstädter Passivhaus-Institut (PHI) dort ansiedelte, zuletzt "zu wenig passiert" sei, wie zu hören ist, gibt Kislinger zu. "Ja, das stimmt. Aber wir sind ein gemeinnütziger Verein, alle arbeiten ehrenamtlich."

Wie es mit der IG Passivhaus weitergeht, ist offen. "Abwarten" heißt es dazu aus dem Umkreis von Passivhaus Austria. Die neue Gruppierung macht forsch Werbung für ihre "erste Veranstaltung", nämlich ausgerechnet die seit zehn Jahren stattfindenden "Tage des Passivhauses" (8. bis 10. November), an denen bundesweit Passivhäuser zugänglich sind. Kislinger weist diesbezüglich auf eine Sonderförderung des Umweltministerium hin, die die IG Passivhaus beantragt und auch bekommen habe. Lang nennt als internationalen Veranstalter der "Tage" aber die International Passive House Association (iPHA). An diese ist Passivhaus Austria angedockt, die IG Passivhaus wird nicht mehr als Mitglied genannt.

Lang will das Passivhaus "wieder in den Vordergrund bringen" und er will auch "die regionalen IGs wieder stärken" - gerade diese wollte Kislinger bei seinem Antritt aber zugunsten der Bundesorganisation zurückdrängen.

Beim Zehn-Jahres-Fest der IG Passivhaus nur wenige Tage nach der Präsentation der neuen Plattform war Lang dabei und wurde geehrt - so wie auch Feist, der der Feier aber nicht beiwohnte, weil er gerade in Deutschland war. "Er wäre aber auch nicht gekommen", sagt ein Insider. (Martin Putschögl, DER STANDARD, 19.10.2013)