Eine der Geschichten, die der Krisenkolumnist derzeit mit Interesse verfolgt, ist die des Limburger "Protzbischofs" Franz- Peter Tebartz-van Elst. Als gut geschultem Katholiken liegt mir in dieser Causa jede Häme fern - erstens aus solide verankerter Höllenangst, zweitens deshalb, weil das menschliche Protzbedürfnis ja nicht auf Protzkleriker beschränkt ist, sondern wir es auch ständig mit Protzlaien aller Art zu tun haben: Protzpolitikern, Protzindustriellen, Protzbaumeistern etc.

Geprotzt wird also praktisch immer und überall, sodass zu Recht der alte Bibelspruch (Johannes 8,7) gilt: Wer ohne Sünde ist, der werfe den ersten Stein (in Tebartz-van Elstens 15.000 Euro-Badewanne). Hier ein kleiner Überblick über die Empfehlungen von Benimmexperten, wie man das Protzen und Prunken möglichst stilvoll gestaltet:

Rauchwaren mit Geldscheinen entzünden. Ein leicht abgestandener, aber immer noch effizienter Protzklassiker. Wirklich protzig wirkt er allerdings nur dann, wenn Rauchobjekte der Luxuskategorie (Cohiba Behike etc.) mit Geldscheinen im Wert von 100 Euro und mehr angefackelt werden. Selbstgedrehte Javaanse-Jongens-Tschicks mit fünf Euro in Brand zu stecken, macht keinen guten Eindruck ("Möchte gern, kann aber nicht").

Sinnloses Verspritzen kostbarer Getränke. Die traditionelle Motorsportvariante. Hier sollte es ein Champagner der oberen Preisklasse sein. Das Verspritzen von Cola light oder Bier gilt als kindisch bzw. proletarisch.

Öffentliche Auftritte mit Vorzeigefrau. Das Protzmodell "Trophy Wife". Es empfehlen sich Blondinen mit einer Körpergröße von mindestens 1,80 m, Körbchengröße DD und entsprechendem Outfit (tief dekolletiertes Pailletten-Minikleid, halterlose Seidenstrümpfe und Leopardenstiefelchen). Besonders genussvoll für den Protzenden ist es, wenn er das Geräusch der auf die Brust hinunterklappenden Kinnladen seiner Geschlechtsgenossen vernimmt. Das "Trophy Wife" ist aber nicht jedermanns Sache und eher für russische Milliardäre geeignet als für katholische Bischöfe.

Öffentliche Auftritte mit Monika Lindner. Eine brandneue, überraschende Protzvariante, kaum zu toppen, nachgerade Protzentum pur. Welcher Mann würde nicht liebend gern in Begleitung einer politisch superwendigen 18.000-Euro-Frau in Gesellschaft auftauchen? Jeder andere zerspringt vor Neid! (Christoph Winder, Album, DER STANDARD, 19./20.10.2013)