Friederike Maus hat als Kind mit dem STANDARD gebastelt. Seit sechs Jahren ist sie Abonnentin. 

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Sebastian Ribar ist offiziell STANDARD-Abonnent, inoffiziell hat die Mutter das Abo abgeschlossen.

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Verena Wagenhofer hat sich mit 13 in den STANDARD, später auch in die Sterne verschaut.

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Schwerpunktausgabe
25 Jahre STANDARD

DER STANDARD war groß und rosa. Aus ihm konnte man schön etwas basteln. Und sonst konnte er selbst auch als große Malunterlage verwendet werden." Schon als Sechsjährige kam die Wienerin Friederike Maus erstmals mit ihrer Malunterlage in Berührung. DER STANDARD hat sich dabei gegen mindestens vier Zeitungen am Frühstückstisch durchgesetzt. "Meine Mutter hat die Blätter am Wochenende in der Früh immer vom Bäcker mitgenommen", sagt Maus.

1990 ist Friederike mit ihrer Mutter und ihren beiden Schwestern aus Recklinghausen im deutschen Ruhrpott nach Österreich gezogen. Deutsche Zeitungen lagen in Wien nicht mehr auf dem Tisch. Der Kurier, die Salzburger Nachrichten und andere Blätter sehr wohl, erinnert sich Maus. Denn die Mutter unterrichtet politische Bildung in einer Berufsschule in Neunkirchen. "Da werden die Zeitungen auch für den Unterricht verwendet."

Nach ein paar Jahren in der Volksschule war DER STANDARD für Friederike irgendwann nicht mehr nur als Gebrauchsgegenstand interessant. "Ich war zwar schlecht im Lesen und habe mir schwergetan, aber diese Zeitung habe ich in die Hand genommen. Wenn ich ein Wort nicht gekannt habe - und ich habe viele Wörter nicht gekannt -, habe ich ein Wörterbuch durchgeblättert oder das wandelnde Lexikon zu Hause gefragt: meine Mutter."

Mit dem Rascheln der Zeitungen im Hause Maus war es für Friederike dann vorerst für eine längere Zeit vorbei. Sie war 19 und besuchte die Maturaklasse einer Bildungsanstalt für Kindergartenpädagogik, als eines Tages ein Flyer für ein STANDARD-Gratisabo im Briefkasten lag. Der Testlauf ging in ein Kauf-Abo über, die Beziehung hält bis heute an. Wenn sie einen Kritikpunkt äußern müsste? "Früher war die Größe zum Basteln super. Jetzt finde ich sie manches Mal mühsam, wenn ich die Zeitung in der Straßenbahn lesen will. Aber wirklich nur manches Mal."

Gelesen wird DER STANDARD übrigens von vorn nach hinten. "Ganz straight", wie Friederike Maus sagt. Auch wenn sie der Politikteil nicht zwingend interessiert, wird "drübergeflogen". Selbst der Sport hat zwar nicht täglich, aber doch die Chance, gelesen zu werden. Pflichtlektüre ist die Kultur, in Richtung der Kommentare lässt die Aufmerksamkeitsschwelle etwas nach. Die Zuneigung zur Kultur ist auch der beruflichen Veränderung der Kindergartenpädagogin zu verdanken: Maus studiert seit September 2013 Gesang, Tanz und Schauspiel an der Privatuniversität Vienna Konservatorium. "Musical, das ist meines", sagt sie. Insofern würde sie gerne mehr darüber im STANDARD lesen. Auf derStandard.at ist sie eher selten zu finden. "Wenn ich dazukomme, fliege ich einmal über alles drüber."

Um sich das Studium und ihre Wohnung im 16. Bezirk leisten zu können, kellnert sie in einer Pizzeria. Ihr Leben durchforstet sie derzeit nach monetärem Optimierungspotenzial. "Aber den STANDARD einsparen? Das könnte ich nicht. Der gehört schon so fix dazu. Ich mag ihn wirklich." Was sie an ihrem Geburtstag machen wird? "Lange ausschlafen. Danach würde sich Zeitunglesen anbieten." 

Für das STANDARD-Abo kann Sebastian Ribar nichts, gibt er gleich zu Beginn des Gesprächs zu. Zwar hatte der Wiener vor fünf Jahren zu Studienbeginn den Vier-Wochen-Gratistest schon selbst bestellt, als aber der Brief mit dem Kaufabo-Angebot eintrudelte, hat seine Mutter die Initiative ergriffen und ihn zum Studienbeginn quasi auf den STANDARD eingeladen. "Der Zeitungslieferant kennt mich schon" , sagt Ribar, der mit seiner Mutter und seiner Schwester im 22. Bezirk wohnt. "Er hat mich begrüßt, als ich ihm zufällig auf der Straße begegnet bin. Er drückt mir die Zeitung auch so in die Hand."

Was er am STANDARD schätzt? "Viele Zeitungen sind so schreiend und plakativ. DER STANDARD ist zurückhaltender. 'Die Presse' mag ich nicht, die ist mir zu konservativ." Früher hatte die Familie den 'Kurier' abonniert, am Sonntag gab es noch die 'Kronen Zeitung' dazu. "Hauptargument war der ausführliche Sportteil", sagt Ribar. "Den hat mein Vater neben den Auto/Motor-Seiten so gerne gelesen."  Als der STANDARD ins Haus flatterte, musste sich der Vater erst umstellen. "Aber er hat sich damit abgefunden, als er den Autoteil im STANDARD entdeckt hat."  Der Vater ist vor kurzem verstorben, die Trauer steckt noch tief. "Das 'Kurier'-Abo haben wir aber dann abbestellt."

Sebastian Ribar startet beim STANDARD mit dem Kulturteil, erst dann geht er die Zeitung von vorn bis hinten durch. Das Thema des Tages und den Politikteil schätzt er, der Sport wird eher selten gelesen, die Chronik öfter, die Wirtschaft nur überflogen. "Die erschließt sich mir nicht wirklich", sagt Ribar. "Die Aktienmärkte sind aber das Einzige, was ich kompromisslos überblättere."  Der "Kopf des Tages"  wird immer gelesen, die Porträts findet er meist prä­gnant und sehr gelungen. Dafür ist er kein Fan von Kommentaren. "Die sind mir zu marktschreierisch."  ALBUM und RONDO? "Da stehen eher Sachen für meine Schwester drin."  Lisa ist 23 Jahre alt und studiert Kunstgeschichte.

Sebastian hat eine andere Richtung eingeschlagen. Er studiert seit der Beendigung seines Zivildienstes im Jahr 2008 Medizin, das ist auch einer der Gründe, wieso er die Forschungs- und Wissenschaftsseiten im STANDARD intensiver liest. In Psychiatrie schreibt er gerade seine Diplomarbeit, in der psychiatrischen Abteilung des Allgemeinen Krankenhauses Wien. "Es ist zwar noch alles offen, aber dieser Zweig würde mich sehr interessieren" , sagt er.

Die Kulturseiten werden auch deswegen als Erstes gelesen, weil Ribar fast Cello studiert hätte. "Das tägliche stundenlange Proben ist mir aber zu mühsam geworden", sagt er. Nichtsdestotrotz hat er eine Band zusammengestellt, sie mixt klassische Kammermusik mit modernen Einsprengseln. Die Musik seiner Indie-Rock-Band The Basement Sounds ist etwas massentauglicher, statt Bass spielt Ribar eben Cello. "Immerhin sind wir einmal auf FM4 gespielt worden" , sagt er. Was er an seinem 25. Geburtstag machen wird? "Ich werde mit meinen Freunden im kleinen Bandkeller in Floridsdorf in den Geburtstag hineinproben. Das haben wir die letzten Jahre auch gemacht."

Als die Grazerin Verena Wagenhofer klein war, war das auch die Zeitung, die im elterlichen Haushalt abonniert wurde. Die rosa Tageszeitung namens DER STANDARD, die sie selbst abonniert hat, seit sie studiert, hatte sie erst mit 13 im Gymnasium wahrgenommen, als den Schülerinnen verschiedene Testabos angeboten worden waren. Wagenhofer, eine leidenschaftliche Vielleserin, stürzte sich damals "auf alle Zeitungen, die ich nur irgendwie in die Finger bekam". Der STANDARD wurde zum Lieblingsmedium und blieb es.

Wagenhofer, die einen Abschluss in Sprachwissenschaft hat, studiert jetzt an der Karl-Franzens-Universität Graz das fakultätsübergreifende Studium Angewandte Ethik. Daneben hat sie auch noch einen Job im Büro für Internationale Beziehungen an der Technischen Universität in Graz. Dort werden sämtliche Auslandsaufenthalte der TU – für Studierende sowie Lehrende – organisiert.

Die 25-Jährige liebt Papier. Online liest sie sogar den STANDARD nur in Ausnahmen auf ihrem Smartphone – "etwa als dieser Jäger in Niederösterreich Amok gelaufen ist", nennt Wagenhofer ein aktuelles Beispiel, "da war ich gerade unterwegs, als ich das irgendwo aufgeschnappt habe, und habe schnell auf der STANDARD-App nachgesehen, was da los ist."  Sonst aber lese sie ausschließlich Gedrucktes. "Ich kann generell mit dem Bildschirm nicht viel anfangen, ich muss ohnehin am Bildschirm arbeiten und bin immer richtiggehend froh, wenn ich einen Stift und ein Heft zur Hand nehmen kann", erzählt Wagenhofer.

Für sie hat "das auf Papier Gedruckte mehr Bestand", und das meine sie auch ganz technisch: "Die elektronischen Dinge, die man sich heute so kauft, sind alle nach zwei Jahren so alt, dass man sie wegschmeißen kann, aber ich schmeiße kein Buch weg. Ich kaufe allerdings auch keines, das mich nicht interessiert."  Wagenhofer liest zum Frühstück die Zeitung und geht "nie ohne Buch außer Haus". Sie liest gerne gute Fantasyromane: "Das ist wie Urlaub im Kopf, weil es einfach gar nichts mit der Realität zu tun hat."

"Beim STANDARD schätze ich die sorgfältig ausformulierten Texte und die ausführlichen Erläuterungen", erzählt Wagenhofer. Sie zählt nicht zu jenen Lesern, die mit der Kommentarseite ganz hinten anfangen oder nur bestimmte Ressorts besuchen: "Ich beginne bei jeder Zeitung ganz vorn und arbeite mich durch."  Gerade das Ausformulieren ist Wagenhofer, die Nachhilfe in Deutsch und Englisch gibt und das Niveau der Schüler in Sachen Schreiben "oft wirklich erschreckend"  findet, wichtig.

Wenn Verena Wagenhofer nicht auf Papier schaut, dann blickt sie in den Himmel. Eine weitere Leidenschaft neben dem Lesen ist nämlich die Astronomie. Seit sie ein Tele­skop geschenkt bekommen hat, verbringt sie viel Zeit auf ihrer Terrasse im dritten Stock im Grazer Bezirk Geidorf, sieht sich den Mond genauer an oder sucht Sternbilder. Ein erstes Erfolgserlebnis war "als ich zum ersten Mal ganz undeutlich die Umrisse des Saturn erkannt habe" .

Ihren 25. Geburtstag wird Wagenhofer gemütlich feiern: "Mit Verwandten, Freunden, einem guten Essen und einem guten Getränk." (David Krutzler, Colette M. Schmidt, DER STANDARD, 19.10.2013)