Schwerpunktausgabe
25 Jahre STANDARD

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Niki Lauda, Thomas Muster, Emese Hunyady und Herbert Prohaska auf dem Do-&-Co-Balkon des Haashauses.

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Emese Hunyady: "Bei uns in Österreich hat es sehr lange niemanden interessiert, ob ich etwas leiste."

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Niki Lauda: "Jeden Tag trifft man einen, der sagt: "Kannst du dich erinnern, damals, 1976 in Monte Carlo?"

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Herbert Prohaska: "Die Krankenkassen sind marod, sie könnten sich viel ersparen, würden die Kinder mehr sporteln."


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Thomas Muster: "Heute wird nicht mehr zusammengebaut, sondern weggeschmissen. Eine Verbrauchergesellschaft."

 

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Standard: Wo ungefähr waren Sie heute vor 25 Jahren?

Lauda: Ich hab überhaupt keine Ahnung, was vor 25 Jahren passiert ist, weil es mir ganz wurscht ist. Ich lebe lieber heute und denke an morgen.

Hunyady: Im Februar 1988 waren Olympische Spiele in Calgary. Da hab ich angefangen, hart und konsequent zu trainieren. Ich hab ja nebenbei auch ich einer Bank gearbeitet, vier Stunden am Tag, davor und danach hab ich trainiert. Österreich war damals noch eine echte Eislaufnation, international anerkannt, fast gefürchtet.

Muster: Für mich war 1988 eines der ersten größeren Jahre, ich hab Boston gewonnen, den Agassi geschlagen und noch vier Turniere gewonnen. Es war ein Jahr des Durchbruchs. 1989 hab ich in Australien mit einem Halbfinale gut angefangen, dann war der Unfall in Key Biscayne.

Prohaska: Ich hab bei der Austria gespielt, die erfolgreiche Zeit der Austria ist zu Ende gegangen. 1989 hab ich aufgehört, dann ist der Hickersberger mit der Idee gekommen, ich soll wieder in der Nationalmannschaft spielen. Das geht nicht, hab ich gesagt. Er hat gesagt, hilf mir nur bei drei Matches, dann kannst du aufhören. Er brauchte mich aber vor allem wegen meines guten Namens. Das ist auch aufgegangen. Wir haben gegen die Türken gespielt, mich haben sie zu dritt gedeckt, und der Herzog hat zwei Tore geschossen. Meine größte Angst war, dass alle schreien: Was haben wir diesen alten Trottel noch gebraucht. Es ist aber gutgegangen, wir haben die Türken geschlagen, in der DDR und in Island unentschieden gespielt. Ein schöner Abschluss.

Standard: Herr Lauda, wie hat sich die Formel 1 entwickelt? Nach Ihnen kam Gerhard Berger, jetzt wird Österreich quasi von Red Bull vertreten. Denkbar, dass es wieder einen heimischen Fahrer gibt?

Lauda: Leider eher nicht. Manche Länder fördern mehr, manche weniger. Und die Typen kann man nicht in der Eprouvette züchten und dann losfahren lassen mit österreichischem Pass. Es hat Jahre gegeben, in denen Deutschland keinen einzigen Fahrer hatte, und Österreich hatte mehrere. Das kann man nicht beeinflussen, man kann nur versuchen, die jungen Leute zu fördern. Wenn dann einer da ist, kämpft er sich allein hoch. Der Lauda, der Berger, das waren reine Zufälle.

Standard: Sie alle sind Ihrer jeweiligen Sportart, vielleicht mit einer gewissen Auszeit, letztlich verbunden geblieben. Hat der Sport ein gewisses Suchtpotenzial?

Muster: Irgendwann kommt man schon zu einem Punkt, an dem man Abstand nimmt.

Lauda: Ich hatte ja den Abstand. Aber vor 20 Jahren wurde ich von RTL gefragt, ob ich meine Expertenmeinung abgeben will. Das war interessant. Anscheinend kommen die Kommentare gut an, sonst wär ich nicht so lange im Geschäft.

Muster: Man muss Abstand gewinnen. Man hat was Besonderes erreicht, man geht ja nirgends hin und fragt: Darf ich meine Meinung abgeben? Ihr seid ja auch zu uns gekommen!

Lauda: Grundsätzlich muss man sich von seinen sportlichen Aktivitäten zu hundert Prozent verabschieden. Ich hab dafür zweimal gebraucht, hab eine Airline aufgebaut, hab ein zweites Mal begonnen, wieder aufgehört. Ich hab Erfolg gehabt, hab mir das Ohrwaschl abgebrannt, bin Weltmeister geworden, hab mich zurückgezogen, bin wieder gekommen, wieder Weltmeister geworden, hab wieder aufgehört. Ich hab länger gebraucht, um diesen Virus loszuwerden. Aber dann hat mich nichts mehr gereizt, und das war die Voraussetzung dafür, dass ich als Experte reden kann. Ich muss mich nicht selber in den Mittelpunkt stellen.

Standard: War Herbert Prohaska mit dem Fußball stets im Reinen?

Prohaska: Ich kann ja auch gar nichts anderes, so simpel ist es. Gott sei Dank hat man nur eine gewisse Zeit zum Spielen. Ich bin ewig im Fußball, aber trotzdem sind es drei Abschnitte. Ich war 17 Jahre lang Profispieler, elf Jahre lang Trainer, und jetzt bin ich auch schon seit 13 Jahren beim ORF und bei der Krone. Ich hab Automechaniker gelernt. Aber erstens ist es nicht mein Wunsch, das wieder zu sein - und zweitens stehen die Autos, an denen ich gearbeitet habe, im Museum. Ich bin schon dankbar dafür, dass ich die Möglichkeit habe, noch im Fußball tätig zu sein.

Standard: Emese Hunyady hat sich einen Sport ausgesucht, in dem sie nicht aussorgen konnte. Mussten Sie schon früh an ein zweites Standbein denken?

Hunyady: Ich bin noch immer Eisläuferin - in meinem Herzen - und besuche ab und zu einen Weltcup. Mein Mann war ja auch finnischer Nationaltrainer. Aber damals, am Ende meiner Karriere, hab ich irgendwann gemerkt, dass es schöner geworden ist, nach Hause zu kommen als wegzufahren. Dabei bin ich immer gerne gereist.

Standard: Herr Lauda, Sie sagen immer wieder, Sie hätten keine Freunde. Hat das mit dem ehemaligen Job als Einzelsportler zu tun, mit der Kompromisslosigkeit, die man haben muss?

Lauda: Grundsätzlich hat es so begonnen, dass ich meinen eigenen Charakter und meine Persönlichkeit so bilden musste, damit ich zu diesen Leistungen fähig war. Das kann dir kein Freund, keine Mutter erklären. Ich wollte erfolgreich sein, habe meinen Weg gefunden, ich habe nie einen Menschen gebraucht. Der Einzige, der mir ab 1976 geholfen hat, war der Willi Dungl, aber rein als Trainer. Ansonsten trifft man jeden Tag jemanden, der einem sagt: Kannst dich erinnern, damals, 1976 in Monte Carlo?

Prohaska: Ich war vor kurzem für meine Mutter etwas abholen auf der Post, sagt einer: Hallo, kennst mich nimmer? Sag ich: nein. Sagt er: Beim Ringhofer haben wir zusammengearbeitet. Sag ich: Da war ich 15 Jahre alt.

Lauda: Ich hab Typen um mich herum, mit denen hab ich eine gute Beziehung, aber ich habe keinen, der mich aus dem Rinnsal ziehen würde. Wenn ich den Dogudan anruf und "Ich lieg im Rinnsal" sag: Der geht nie zum Telefon. Mein bester Freund ist meine Frau. Mit ihr kann man reden, sie ist ein Skorpion, manchmal geht's leicht, dann schwer. Ich bin Fisch. Aber eigentlich verstehe ich das eh nicht, diese Sucherei, dieses Freundseinwollen.

Muster: Menschen, die oft im Fernsehen sind, haben alle dasselbe Problem. Jeder kennt sie. Jeder will in deinem Dunstkreis sein, jeder will einen Vorteil, aber in Wahrheit stellen sie dir nur Hürden in den Weg. Vier Stunden am Tag erklärst du irgendwelchen Idioten, dass du mit ihnen nichts zu tun haben willst. Jeden Tag buserieren sie dich aufs Neue. Selten gibt es gute Gesprächspartner, die auf Augenhöhe sind, die einem eine Horizonterweiterung bringen können.

Prohaska: Ich hab viele Freunde, aber sie werden immer weniger. Die wirklich engen Freunde, mit denen gehe ich essen, mit denen fahre ich auf Urlaub. Aber die, die ich anrufen kann, wenn ich eine Autopanne hab, das sind vielleicht zwei oder drei.

Standard: Sie alle sagen, Sie haben es mehr oder weniger allein geschafft. Gibt es heutzutage weniger Typen, wie Sie es waren?

Lauda: Ich hoffe nicht.

Muster: Es ist mittlerweile schon ein Generationsproblem, ein generelles Problem. Es geht uns nicht schlecht, wir müssen nicht mehr um so viel kämpfen, es ist eine Erbgesellschaft, in der wir heute leben. Eine Verbrauchergesellschaft mit wenig Wertigkeit, heute wird nicht mehr zusammengebaut, sondern weggeschmissen. Bei uns ist eine gewisse Sättigung erreicht. Einem Kind zu sagen, es soll sich quälen, um etwas auf die Füße zu stellen, das ist schwierig. Das Freizeitangebot ist auch viel größer als früher.

Hunyady: Die meisten wollen Entbehrungen, die für mich selbstverständlich waren, nicht mehr auf sich nehmen.

Standard: Werden die Menschen klüger, oder wird die Welt in mancher Hinsicht auch blöder?

Lauda: Zum Beispiel wird der Journalismus, auf einem gewissen Niveau, immer blöder.

Muster: Dazu tragen Dinge wie Facebook bei. Ich mach da nicht mit. Was soll ich mitteilen? Ich kann ja nicht mitteilen, dass ich jetzt ein Kipferl esse.

Prohaska: Ich wundere mich über die Menschen, die diese Geschichten in die ganze Welt hinausposaunen - wo sie auf Urlaub sind, was sie gerade machen. Das ist ein Wahnsinn.

Lauda: Der Lewis Hamilton twittert alles. Der hat 1,6 Millionen Follower. Das macht dann schon wieder Sinn. Wenn der ein T-Shirt kreiert und seinen Followern anbietet, das ist ein Business, das ist gar nicht blöd.

Muster: Wir sind nicht die Generation, die das mitmacht. Aber man darf die Weiterentwicklung nicht unterschätzen und nicht nur kritisieren. Es ist nicht alles schlecht. Wenn einer vor 25 Jahren prophezeit hätte, was man heute alles mit einem Handy machen kann, hätte man ihn für verrückt gehalten. Man darf nicht ignorant sein. Twitter und Facebook sind eine Erscheinung unserer Zeit, eine moderne Art zu kommunizieren, das kann schon etwas bringen.

Standard: Bringt der Fußball mit seiner Entwicklung und Präsenz andere Sportarten um?

Prohaska: Im Fußball hat sich vor allem eines verändert. Die Fußballer werden hofiert wie Filmschauspieler. Angefangen hat's mit David Beckham, hinter ihm kommen viele nach. Aber leider hast du eine Presse, bei der du dir nichts mehr erlauben kannst, weil sie alles über dein Privatleben wissen will. Früher hab ich nie die Angst gehabt, dass irgendwer in meinem Privatleben herumwühlt. Heute stehen die Fotografen am Gartentor, auch wenn man Nein sagt.

Muster: Das ist das Handyzeitalter. Früher hat man eine Kamera gebraucht, heute kann jeder Idiot ein Foto machen, egal, wo du bist. Das merkst du nicht einmal.

Prohaska: Du bist heute ständig unter Beobachtung.

Lauda: Ich mach mir das Leben ganz einfach, ich mach prinzipiell keine Homestorys. Familie und Kinder haben da nichts verloren, Boris Becker ist das beste Beispiel, wie man es anders machen kann. Das ist nicht meine Welt, ich lehne das ab, hab mich immer geschützt davor.

Prohaska: Ich habe vor vielen Jahren eine Steuerprüfung gehabt, weil einer geschrieben hat, ich wohne in einem Nobelbezirk mit Blick ins Tal - was überhaupt nicht stimmt. Darum hab ich gesagt, bei mir darf man nicht einmal mehr die Dachrinne fotografieren.

Hunyady: In einigen Sportarten ist die Presse sehr dahinter. In meiner Sportart hat es bei uns in Österreich sehr lange niemanden interessiert, ob ich etwas leiste.

Standard: Ist es pervers, wenn ein Fußballer heute 100 Millionen Euro wert ist?

Muster: Sicher nicht. Das find ich nicht pervers. Irgendeiner muss ja darüber nachgedacht haben, ob sich dieser Preis rechnet.

Prohaska: Was im Fußball oft stört, sind diese Spielerberater und Manager, die mitschneiden. Das Geld, das die kassieren, ist weg aus dem Fußball. Wenn Real Madrid 100 Millionen an Tottenham zahlt, bleibt das Geld im Fußball. Das ist eine Frage von Angebot und Nachfrage. Die guten Spieler können kosten, was sie wollen, das bringt man immer herein.

Lauda: Ich wurde vor kurzem gefragt, ob ich lieber heute fahren würde. Garantiert würde ich lieber heute fahren, da hab ich null Risiko und verdiene das Zwanzigfache von damals.

Standard: Ist Doping das größte Problem des Sports?

Muster: Durch Doping wird einer Mehrheit ein Schaden zugefügt, das ist eindeutig. Entweder man legitimiert es für den Spitzensport, was schwierig ist, weil das Risiko der Nachahmung im Breitensport zu groß und gesundheitsgefährdend ist. Oder man muss es verfolgen.

Lauda: Ich behaupte, dass es Doping im Rennsport nicht gegeben hat und nicht gibt. Das wäre ja vollkommen deppert. Man braucht im Auto ja keine körperliche Höchstleistung. Und wenn du dopst, fährst du wo dagegen.

Muster: Automanipulation ist das Sinnvollere. Im Fußball ist es auch schwer, weil es ein Kollektiv ist. Es hilft ja nichts, wenn ein Einzelner dopt.

Hunyady: 1988 und '89, das waren im Eisschnelllauf noch echte Ostzeiten. Ich hatte damals sehr viele ostdeutsche und russische Gegnerinnen. Ihr wisst nicht, wie das ist, wenn du weißt, es ist keine Chancengleichheit gegeben. Das war nicht so eine lustige Zeit.

Standard: Ist Sport Business, muss man das Romantische weglassen?

Muster: Unpersönlicher ist es geworden, steril.

Lauda: Für die Formel-1-Fahrer hat sich viel entwickelt, sie haben kein Risiko mehr, sie brauchen sich mit der Gefahr nicht auseinandersetzen, sie fangen als Zehnjährige mit Gokartfahren an und sind mit 22 Weltmeister. Die Autos sind einfacher zu fahren. Wir hatten ein großes Risiko, uns zu verschalten. Das ist alles computerisiert worden, und das ist ja auch richtig. So oder so gewinnt immer noch der beste Fahrer.

Standard: Hat Sebastian Vettel nicht auch das beste Auto?

Lauda: Er hat das gleiche Auto wie sein Teamkollege. Es werden die gleichen Autos gebaut, sie haben die gleichen Motoren - es ist nur der Fahrer.

Standard: Man hört bei manchem Sportler den Vorwurf, er sei ein langweiliger Typ. Bei Vettel zum Beispiel. Ist das unfair?

Muster: Wer bestimmt das, wer ein Typ ist?

Lauda: Wenn einer jedes Tennismatch gewinnt, sagen die Dummen, es ist fad. Wenn der Maier jeden Abfahrtslauf gewinnt, sagen die Dummen, es ist fad. Sport ist Sport, da gewinnt der Beste. Wenn der Herr Vettel jedes Rennen gewinnt, sind alle anderen die Loser, die das nicht schaffen. Die müssen ihre Autos umbauen, ihren Fahrstil ändern. Wir können keinen Sport erzeugen, der lustig ist, wo einmal der, einmal der gewinnt, das geht nicht. Wir wollen Höchstleistung, einen Weltmeister finden. Wenn der Weltmeister so fährt wie der Vettel, können wir nur die Kappe ziehen vor ihm. Wenn den Menschen fad ist, sollen sie nicht zuschauen.

Prohaska: Aber die Medien wollen Geschichten wie die vom Bode Miller, der angeblich einen Tag vor dem Rennen noch ordentlich getrunken hat - und dann gewinnt er. Dann ist er ein Typ. Aber das spielt es halt selten, man kann sich auch nicht überlegen, was man noch dazumachen muss, damit man ein Typ wird. Der Niki hat nie einen Skandal gehabt.

Muster: Der Spitzensport ist keine Seifenoper und auch kein Fortsetzungsroman, wo ich mich jeden Tag selbst drinnen seh, sondern ein Grenzbereich, in dem es wenig Platz für Fehler gibt. Da ist hohe Konzentration gefordert.

Standard: Aber interessante Interviews mit Vettel liest man wirklich selten. Erwartet man zu viel?

Lauda: Man kann nicht zu jedem Typen etwas dazuerfinden. Der Vettel ist, wie er ist. Du kannst vom Vettel nicht alles verlangen.

Prohaska: Als ich noch in Rom gespielt habe, waren wir in Maranello beim alten Enzo Ferrari zur Audienz, und jeder durfte ihm eine Frage stellen. Ich hab ihn gefragt, wer der beste Fahrer für Ferrari war. Er hat gewusst, dass ich Österreicher bin, und gesagt: "Der intelligenteste Fahrer war der Niki, aber mein Lieblingsfahrer war der Villeneuve, weil der in jedem Rennen sein Leben riskiert hat." Das ist dann also ein Typ, aber der hat auch sein Leben verloren.

Muster: Ein guter Pilot ist ein lebender Pilot.

Hunyady: In der Formel 1 ist es ja nicht so wichtig, welche Nationalität einer hat. Bei mir war das immer ein Thema, für wen man eine Medaille gewonnen hat.

Standard: Österreichs olympische Nullnummer in London 2012 war ein großes Thema. Nachher gab's die Diskussion über die tägliche Turnstunde, alle Politiker haben dafür unterschrieben, kommen wird sie vielleicht trotzdem nicht. Ist die Politik schuld, wenn sich die Kinder nicht bewegen, oder sind die Eltern schuld?

Prohaska: Ich bin auch für die tägliche Turnstunde, aber nicht damit wir Medaillen holen. Die Krankenkassen sind marod, sie könnten sich viel ersparen, würden die Kinder mehr sporteln. Meine zwei größeren Enkerln haben einen Vater, der praktisch jeden Tag mit ihnen Sport macht. Aber wenn wir täglich eine Turnstunde haben, werden wir keinen Olympiasieger hervorbringen. Und ja, die Eltern sind gefordert. Meine Tochter war im Staatsopernballett, ich hab sie jeden Tag chauffiert. Gut, manchmal hat auch meine Frau sie chauffiert.

Muster: Das größte Problem ist der Egoismus der Eltern. Jeder arbeitet, meistens beide Eltern, die Kinder werden abgeschoben, weil sich die Eltern so Freizeit freischaufeln. Die Turnstunde wird uns nicht retten. Wie kann es sein, dass es in Österreich drei Dachverbände gibt, die es nicht schaffen, gemeinsam ein Budget zu erstellen und ordentliche Sportstätten zu bauen? Die Dachverbände sind über Jahrzehnte politische Seilschaften, die nicht aufzulösen sind. Das ist das Problem. (Christian Hackl, Fritz Neumann, Benno Zelsacher und Sigi Lützow, DER STANDARD, 19.10.2013)