Aug in Aug werden wir zu Hause schwer zusammenkommen. Ein gutes Glas Wein, ein duftender Kaffee, ein frischgepresster Orangensaft, das kann man mögen, die Chancen, es mit dem typischen STANDARD-Leser in den eigenen vier Wänden trinken zu können, sind eher gering: Mobiler ist kaum eine Gruppe. Theater, Kino, Restaurantbesuch und Reisen sind stärker angesagt, als es dem Bevölkerungsdurchschnitt entspricht. Daheim sind unsere Leser deshalb schwer anzutreffen. Die automobilen Zeitungskäufer legen auch mehr Kilometer zurück als andere Österreicher - das Interesse an Umweltfragen ist gleichzeitig überaus hoch.

Wobei: Leser oder Leserin?, das ist die Frage. Die Statistik sagt: Ein bisschen mehr Y-Chromosom - es gibt einen Männerüberhang, 56 Prozent Männer zu 44 Prozent Frauen. Das entspricht nicht der Gesamtbevölkerung, in dieser gibt es mehr Frauen. So sieht die österreichische Lebenswirklichkeit aus: In den mittleren und höheren Managementebenen, unter den A- und B-Beamten dominieren immer noch die Herren - mehr als die Hälfte der Leserschaft zählt zu dieser Gruppe, das erklärt die Zahl der Männer.

Die Leserin weiß: Mit ihrem und unserem liberalen Selbstbild verträgt es sich nicht, dies unwidersprochen hinzunehmen. Frau oder Mann, drei Viertel sehen sich als sehr oder eher liberal an. So greift die Leserin zu einer Zeitung, die Freiheit und Gleichheit das Wort redet. Eine Frage der Bildung: Mehr als zwei Drittel der Leserschaft haben Matura oder Studium hinter sich gebracht, eklatant mehr, als es der Gesamtbevölkerung entspricht.

Bildungsfragen sind deshalb ein zentrales Anliegen. Darüber diskutiert man gerne mit Freunden in kultivierter Runde, und man schätzt Texte in gutem Deutsch. Man weiß, worüber man redet und dass man sich seinen Lebensentwurf wohl auch leisten kann. Das eigene Einkommen liegt statistisch über der Mitte (fast 1900 Euro netto monatlich gegenüber 1460 Euro im Durchschnitt) - und in diese Rechnung ist aufzunehmen, dass es ungewöhnlich viele Studierende in der Leserschaft gibt. Sie haben die Zeitung groß gemacht: Über die Unis ist das Blatt in die Familien gekommen.

Unsere Leserin, unser Leser haben nach jüngster Messung ungefähr 382.000 Menschen gleichen Sinnes neben sich - statistisches Alter knapp 44 Jahre, urban, politisch wach, Technik-affin, weltoffen. Besonderes Merkmal: Treue, die die Redaktion als Verpflichtung begreift. (Otto Ranftl/DER STANDARD, 19./20.10.2013)