Wien - Die Grazer Einkaufsgemeinschaft Lyoness baut intern um. Kernstück ist die Umbenennung des Strukturvertriebs. Dieser soll nach außen hin klar von der Kunden/Händler-Schiene getrennt werden - das ist die sogenannte Cashback-Karte, mit der Konsumenten sparen können, wenn sie bei bestimmten Geschäften einkaufen. Der Strukturvertrieb indes ist jener Bereich, weswegen Lyoness seit ein paar Jahren in der Kritik steht und in Rechtsstreitigkeiten mit (ehemaligen) Mitgliedern verwickelt ist.

Diese "Altlasten" will man nun möglichst rasch bereinigen, sagte Lyoness-Sprecher Mathias Vorbach zur APA. Das Unternehmen ist auch zuversichtlich, dass die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) ihre strafrechtlichen Ermittlungen gegen Lyoness einstellt. Die Justiz hat Lyoness seit über einem Jahr u. a. wegen des Verdachts auf Pyramidenspiel und Betrug im Visier und nimmt gerade das interne Verrechnungssystem unter die Lupe.

3,3 Millionen Mitglieder

Lyoness wurde vor zehn Jahren vom Grazer Hubert Freidl gegründet und zählt mittlerweile nach eigenen Angaben mehr als 3,3 Millionen Mitglieder und 32.000 kleine und mittlere Unternehmen sowie 700 Großkonzerne, mit denen man weltweit in 45 Ländern zusammenarbeitet. Seit ein, zwei Jahren ist Lyoness massiv auf Expansionskurs: "Wir sind 2013 monatlich um 1.000 KMU gewachsen", sagte Vorbach. Von 2011 auf 2012 stieg der Konzernumsatz von 785 Mio. auf 1,2 Mrd. Euro. Diesen will Lyoness heuer halten.

In Österreich zählen zum Beispiel kika/Leiner, bauMax oder Zielpunkt zu den Lyoness-Partnern. Das Unternehmen verspricht Inhabern der "Cashback"-Karte Ersparnisse, wenn sie bei Händlern im Lyoness-System (statt bei der Konkurrenz) einkaufen. Die Geschäfte sollen ebenfalls profitieren - Stichwort Kundenbindung.

Für Lyoness springt freilich auch etwas dabei heraus: Bei einem Einkauf um 100 Euro behält sich Lyoness 10 Euro ein. 2 Euro bekommt davon der Kunde in Form eines "Cashbacks". Wurde der Kunde von einem anderen Lyoness-Mitglied empfohlen, bekommt dieses 50 Cent. Ein weiterer Teil wird an den Vertrieb ausgeschüttet - die Schiene, der nun ein neuer Name und eine neue Marke verpasst wird.

Bonussystem

Die Vertriebler seien Leute, "die ihre Einkäufe erwirtschaften wollen", erklärte Vorbach. Da sie für mehr Umsätze sorgen als normale Mitglieder, bekommen sie anteilig auch mehr Bonus. Um auf hohe Umsätze zu kommen, können sie sich zu eigenen kleinen Einkaufsgemeinschaften zusammenschließen. Innerhalb dieser profitiere dann jeder von jedem Einkauf. Zu Anzahlungen oder zum Kauf von Werbeprodukten seien die Vertriebspersonen nicht verpflichtet. Es sei aber schon möglich, sich Merchandising-Artikel anzuschaffen, Lyoness biete auch Schulungen an.

Im Strukturvertrieb ist es vielfach üblich, dass sich Vertriebspersonen - sie sind nicht angestellt, sondern auf selbstständiger Basis tätig - auf eigene Rechnung mit Werbematerialien eindecken müssen, bevor sie überhaupt auf Kundenfang gehen können. Das sogenannte Multi Level Marketing (MLM), wie diese Art von Vertriebsform auch genannt wird, lebt vom Anwerben neuer Mitglieder. Dafür gibt es dann auch satte Prämien, wobei diejenigen, die in der Hierarchie ganz oben sind, am stärksten mitschneiden.

Bei Lyoness müssen die Mitglieder laut Vorbach lediglich für ihre eigenen Einkäufe zahlen bzw. Anzahlungen auf diese leisten. Wenn sie fleißig sind, können sie sich den Rest sparen - nämlich dann, wenn die Gemeinschaft genug Boni und dergleichen zusammenbringt.

Von den 3,3 Millionen Mitgliedern sind laut Vorbach etwa 4 bis 5 Prozent nur im Vertrieb tätig.

Der Umbauprozess, den Lyoness gerade durchläuft, soll in etwa einem halben Jahr abgeschlossen sein. Erstes Ergebnis war die Gründung der Lyoness Cashback AG mit Sitz in Graz. In dieser werden diverse Technik- und IT-Gesellschaften von Lyoness gebündelt. Alleinaktionär der Cashback AG ist laut FirmenCompass Freidl. Der Konzernsitz von Lyoness ist in Buchs in der Schweiz. Aus der Schweiz kam auch der 2011 verstorbene Lyoness-Miterfinder Erwin Hüsler. (APA, 20.10.2013)