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Jovanka und Josip Broz Tito auf einer Aufnahme aus dem Jahr 1969 bei einem Besuch in Montenegro.

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33 Jahre nach dem Tod des jugoslawischen Marschalls und 22 nach dem Zerfall der Sozialistischen Föderativen Republik ist Jovanka Broz (89) am Sonntag in einem Belgrader Spital verstorben. So umstritten ihre Beziehung zu Tito in den letzten Jahren seiner Herrschaft war, ist nun auch umstritten, ob sie neben ihm bestattet werden soll - im so genannten "Blumenhaus" (Kuca cveca), dem Pilgerort der Jugo-Nostalgiker und eine der touristischen Sehenswürdigkeiten Belgrads.

Jovanka Broz hatte keine Kinder. Jahrzehntelang lebte sie isoliert von einer bescheidenen Pension in einer verfallenen Villa im Belgrader Nobelbezirk Dedinje. Selbst Titos persönliche Habseligkeiten wurden nach dem Fall des Kommunismus größtenteils beschlagnahmt. Erst in den vergangenen Monaten sorgte sie für Aufregung, als sie in der Boulevardpresse "die Seele öffnete" über die Intrigen, die sie angeblich von Tito entfernten. So manchen Zeitzeugen erschiene diese Beichte unglaubwürdig.

Bruch mit stalinistischen Gepflogenheiten

Tito hatte die junge Serbin aus der kroatischen Provinz Lika, vorher Jungkommunistin und Partisanin der ersten Stunde, 1952 geheiratet. Im Unterschied zu den Sitten anderer osteuropäischer Führungspolitiker erschien Jovanka in der Öffentlichkeit in der Rolle der ersten Dame, womit Tito den Bruch mit stalinistischen Gepflogenheiten demonstrierte.

Wegen ihres charmanten Benehmens auf internationalem Parkett bezeichnete man sie auch als "Jugolächeln" ("Jugoosmeh"). Um ihre praktische, doch nie formal vollzogene Scheidung von Tito Mitte der siebziger Jahre ranken sich Legenden und offensichtliche Unwahrheiten. Auch ihre dreißigjährige, teils selbstgewählte Einsamkeit in Belgrad ist geheimnisumhüllt. Sicher ist jedoch, dass mit dem Tod der "Genossin Jovanka" die jugoslawische Epoche auch symbolisch beendet ist.(Andrej Ivanji aus Belgrad, DER STANDARD, 21.10.2013)