Bad Ischl - Die Fondsbranche wird derzeit von umfassenden Regulatorien in Schach gehalten. Ihr Ziel ist eine einheitliche Regelung der verschiedenen Produkte. Bei der Umsetzung einzelner EU-Richtlinien gibt es aber nationalen Spielraum. "Damit geht das rechtliche Umfeld wieder auseinander", sagt Werner Kretschmer, Chef von Pioneer Investments. Die Schaffung eines einheitlichen europäischen Finanzmarkts werde damit schwierig, grenzüberschreitende Tätigkeiten für Fondsgesellschaften würden zur Herausforderung, "der man sich nicht immer stellt", sagt Kretschmer.

Hinzu kommt, dass bei einigen Vorgaben noch immer nicht klar ist, wie diese anzuwenden sind. Das ist derzeit beim Alternative-Investmentfonds-Manager-Gesetz (AIFMG) der Fall. Noch immer ist unklar, wer unter diese Richtlinie fällt und eine entsprechende Konzession bei der Finanzmarktaufsicht FMA beantragen muss. Die FMA tüftelt derzeit an klaren Vorgaben. "Die Schnelligkeit, mit der Regularien umzusetzen sind, geben einem aber zu denken", sagt Dietmar Rupar, Generalsekretär der Vereinigung Österreichischer Fondsgesellschaften (VÖIG).

Regulatorien

Die Regulatorien haben laut Gernot Heitzinger von SMN Investment Services jedenfalls die Transparenz erhöht. Das werde von Kunden ebenfalls gefordert, denn: "Eine Blackbox kauft heute niemand mehr." Das Thema Transparenz war bei den 6. VÖIG-Fondstagen allgegenwärtig. Einerseits versorgen die Kapitalanlagegesellschaften Kunden mit Broschüren, Internetforen, dem Key Investors Document (Kid) und diversen anderen Materialien. Ein Durchbruch ist der Fondsbranche aber noch immer nicht gelungen. Das verwaltete Volumen liegt mit 146,3 Milliarden Euro (inkl. Kursgewinne) noch nicht auf Vorkrisenniveau. 2006 wurden 167,3 Milliarden Euro verwaltet.

VÖIG-Präsident Heinz Bednar fordert von den Fondsmanagern mehr Mut, mit Produkten zu den Kunden zu gehen. Denn eigentlich müssten wegen des Niedrigzinsumfelds aus dem privaten Bereich größere Volumina kommen.

Unsicherheit ist groß

Die Kunden zierten sich aber, ihr Geld zu veranlagen. "Es herrscht große Unsicherheit, wie künftig eigenes Geld veranlagt werden soll, was sich rentiert und was sicher ist", sagt Lukas Thumser, Finanzmarktexperte von der Meinungsforschung GfK.

Zudem hat die Verunsicherung unter der österreichischen Bevölkerung in Hinblick darauf, was sie mit ihrem Ersparten machen soll, im dritten Quartal einen Höhepunkt erreicht. Der Trend, das eigene Geld gar nicht zur Bank zu bringen oder in ein Finanzprodukt zu investieren, sondern es zu verbrauchen oder zu Hause unter das Kopfkissen zu legen, hat sich laut einer GfK-Umfrage am deutlichsten verstärkt. Für die Österreicher gelte nach wie vor die Devise: "Absicherung geht vor Risiko".

Laut der GfK-Umfrage ist auch das Vertrauen in Finanzdienstleister so niedrig wie noch nie. Im Vergleich von 25 Ländern liegt Indien mit einem Vertrauensindex von 79,7 Prozent an der Spitze, Spanien bildet mit 17,6 Prozent das Schlusslicht. Österreich belegt mit 57,7 Prozent Platz zehn.

Schuld an der schlechten Bewertung sei, dass sich die Auswirkungen der Finanzkrise noch immer auf die persönliche Situation der Menschen durchschlagen. 72 Prozent fühlen sich davon noch immer betroffen, entweder als Steuerzahler, als Sparer oder bei Freizeitausgaben. Jeder Fünfte macht sich deshalb auch Gedanken über seine Altersvorsorge oder über steigende Preise bei Bankdienstleistungen. Aber: Jeder dritte Österreicher gibt an, besser über Finanzthemen Bescheid wissen zu wollen.

Kritik an Garantie

Mit Kritik wurde bei der Branchentagung ebenfalls nicht gespart. "Die Garantiefonds und die staatlich geförderte Zukunftsvorsorge waren Irrwege der Investmentbranche", sagte Michaela Keplinger-Mitterlehner von der RLB OÖ. Den Kunden vorzuspielen, sie könnten sich ohne Risiko lukrativ auf Märkten bewegen, die aber vom Risiko leben, sei "nicht zielführend".

Das Ziel für den Fondsvertrieb müsse die Zukunftsvorsorge sein, hieß es unisono. Man müsse vor allem darum kämpfen, dass es auch bei der staatlich geförderten Zukunftsvorsorge künftig eine garantielose Variante gebe. (Bettina Pfluger, DER STANDARD, 21.10.2013)