Für Männer in akuten Beziehungs- und Trennungskonflikten, sozialen Krisen oder unfreiwilligen Brüchen in der Karriere ist in der Steiermark ein vom Land und der Stadt Graz finanzierter "Männernotruf" eingerichtet worden. Unter der kostenlosen Nummer 0800 246247 sind speziell geschulte ehrenamtliche Gesprächspartner rund um die Uhr erreichbar, schilderte der ehemalige Grazer Exekutivbeamte und Initiator Eduard Hamedl am Montag.

Frau verloren, Job verloren, Nerven verloren: "Die Gewaltanwendungen in der Familie bzw. in Beziehungen sind zunehmend und enden oft fatal - 93 Prozent der Gewalttaten werden von Männern verübt", begründete Hamedl die Präventionseinrichtung. In den vergangenen zehn Jahren sei die Zahl der Anzeigen wegen familiärer Gewalt österreichweit um mehr als 220 Prozent gestiegen und liege jetzt bei rund 14.000 Fällen. In der Steiermark liege man derzeit bei rund 1.700.

Nach der Gewaltanwendung würden Männer immer wieder schildern, dass ihnen "im entscheidenden Moment" ein Ansprechpartner gefehlt habe. "Wir wollen den Männern, die sich oft zu lange alleine mit ihren Problemen beschäftigen, die Möglichkeit geben, sich Hilfe zu holen und hoffen, dass wir einige Krisen abfangen können", so Hamedl. Er sieht darin einer zentrale Voraussetzung für den Schutz der potenziellen Opfer: "In erster Linie sollen Frauen und Kinder, die meist die Opfer sind, geschützt werden."

Aus Sicht des niederösterreichischen Psychologen, Theologen und Männerforschers Erich Lehner liege der entscheidende Vorteil des neuen Männernotrufes in seiner Erreichbarkeit rund um die Uhr: "Die großen Krisen kommen meist in der Nacht, das ist der entscheidende Moment."

32 freiwillige Mitarbeiter aus den verschiedensten Berufen wurden bereits ausgebildet, um Hilfe suchenden Männern ein offenes Ohr und Rat zu geben. Bei Bedarf stellt der Verein die Verbindung zu therapeutischen, sozialen und anderen öffentlichen Einrichtungen her, so Hamedl. Zurzeit seien die Berater speziell für die Steiermark ausgebildet, bei entsprechender Nachfrage will man das Angebot für die Bundesländer ausdehnen. (APA)