Jeder Mann schaut Pornos, heißt es im jüngst angelaufenen Kinofilm Don Jon. Der Hauptdarsteller schließt das aus einer empirischen Untersuchung, deren einziger Proband er selbst war. Seriösere Zahlen wurden bei der "Alles Porno"-Tagung in Salzburg präsentiert: Bei den unter 17-jährigen männlichen Jugendlichen in Österreich konsumiert jeder zweite regelmäßig Pornos.

Die liebste Porno-Website des Hauptdarstellers aus Don Jon ist Pornhub.com. Diese gehört aktuell zu den größten Anbietern im Netz. Die Betreiber wissen genau über das Verhalten ihrer internationalen User Bescheid – auch über die österreichischen Nutzer. Nicht erhoben werden kann, welchen Geschlechts die User sind. Für derStandard.at hat das "Pornhub Research Team" Statistiken zur heimischen Pornonutzung ausgewertet.

Am längsten bleiben User in Wien auf der Pornoseite, fast neun Minuten. Am kürzesten ist die Verweildauer in Kärnten (08:15) und in Vorarlberg (08:16) – große Unterschiede gibt es aber nicht. Auch die am meisten verwendeten Suchbegriffe wurden ausgewertet. Hier liegt "german" klar auf dem ersten Platz.

Die Top-Suchergebnisse nach Regionen

 

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Österreich (gesamt) german teen brazzers milf anal
Wien german teen brazzers milf anal
Niederösterreich german brazzers teen milf lisa ann
Oberösterreich german teen brazzers milf casting
Steiermark german teen fake taxi anal madison ivy
Tirol german teen brazzers lisa ann squirt
Salzburg german brazzers teen milf anal
Kärnten german teen brazzers public asa akira
Vorarlberg german brazzers teen casting lisa ann
Burgenland german teen brazzers german amateur anal

Auf Rang zwei: "Teen". Das ist keine Überraschung, erklärt Christoph Joseph Ahlers: "Teenager nach der Pubertät stellen menschheitsgeschichtlich über alle Kulturen hinweg das favorisierte Schönheitsideal dar. Bei Naturvölkern werden in diesem Alter die Frauen verheiratet, die Familiengründung beginnt." Mit dem 20. Lebensjahr, betont er, werde der optimale Reproduktionszeitpunkt erreicht: "Darum ist die sexuelle Ansprechbarkeit durch den jugendlichen, körperlichen Entwicklungsstatus nicht ungewöhnlich, sondern eine sexualbiologisch erwartbare Reaktion."

Ahlers ist Leiter der Praxis für Paarberatung und Sexualtherapie am Institut für Sexualpsychologie in Berlin. Für den Suchbegriff "MILF" – das Akronym von "Mother I'd like to fuck" – gibt es keine generelle Erklärung, sagt er. Es müsse der Einzelfall betrachtet werden. Es könne die Suche nach Wärme, Aufgehobenheit oder einer Art von annehmender Mütterlichkeit sein, die den Nutzer anzieht: "Eine erfahrene, ältere, reifere Frau wird als nicht so fordernd vorgestellt, ihr muss man als Mann nichts beweisen. Man steht nicht so unter Druck, sondern sie ist dankbar für Zuwendung."

Das Manwin-Konglomerat

Der Begriff "brazzers" wird ebenfalls oft gesucht. Brazzers ist eine eigene Firma, die Hochglanz-Pornos produziert. Sie gehört zum Konzern Manwin, der wiederum hinter Pornhub und einer ganzen Reihe von weiteren Websites wie YouPorn oder Tube8 steht. Das Geschäftsmodell dahinter: Die Gratis-Clips auf Pornhub & Co. sollen den User zum bezahlpflichtigen Angebot locken. Damit lässt sich viel Geld verdienen: Der ehemalige deutsche Eigentümer von Manwin hat den Konzern kürzlich für rund 300 Millionen US-Dollar an das Management verkauft. Der Umsatz soll im dreistelligen Millionenbereich liegen.

In vielen Filmen von Brazzers kommen die oft gesuchten Porno-Darstellerinnen Lisa Ann (beliebt in Niederösterreich, Tirol und Vorarlberg), Asa Akira (Kärnten) und Madison Ivy (Steiermark) vor.

Auf der Besetzungscouch und im Taxi

In der Steiermark scheint es eine Vorliebe für Pornos unter dem Titel "fake taxi" (Rang drei) zu geben. Der Plot: Frau steigt in Taxi, Fahrer fährt Frau irgendwohin und weigert sich dann, sie zurückzubringen – bis sie Sex mit ihm hat.

Ein ähnliches Setting steckt hinter dem Suchbegriff "casting", der in Vorarlberg auf Rang vier liegt und ein Vorstellungsgespräch nachahmen soll: Frau betritt Wohnzimmer, ein Agent sitzt hinter seinem Schreibtisch, ein bisschen Geplauder, dann tauscht Frau vermeintlich beruflichen Erfolg gegen Sex.

Das sind laut Ahlers stereotype Szenarien: "Oft geht es um die Verfügbarkeit und Willigkeit der Frau – sie will etwas und ist vom Mann abhängig – etwa die Sekretärin, die abhängige Angestellte des Chefs ist, das Casting-Modell, das vom Gutdünken des Casters abhängig ist. Das Machtgefälle ist hier struktureller Bestandteil und wird von Vielen als sexuell reizvoll erlebt."

Fantasien sind keine Wünsche

Allerdings gilt: Wird jemand durch den Gedanken erregt, ein Machtverhältnis gegenüber einer anderen Person auszuüben, heißt das nicht, dass er das in der Realität machen will oder wird. "Sexuelle Fantasien sind vielfältig, weitläufig. Das Feld sexueller Fantasien ist riesig groß. Das heißt aber nicht, dass jede Fantasie in einen Wunsch umgewandelt werden muss", sagt Johannes Wahala. Er ist Präsident der Österreichischen Gesellschaft für Sexualforschung und arbeitet als Sexualtherapeut und Psychotherapeut in Wien. Wahala: "Sexuelle Fantasien sind eine weite Spielwiese des Menschen. Gott sei Dank können wir solche Fantasien heutzutage stärker zulassen und müssen sie nicht abspalten."

Während der Hochrechnung werden weniger Pornos angeschaut

Die Datenanalyse hat noch ein weiteres Detail hervorgebracht: Politik geht vor Porno. Während der Hochrechnung am Tag der Nationalratswahl war der Traffic auf Pornhub.com zwischen 13 und 16 Uhr im Vergleich zu einem regulären Sonntag überdurchschnittlich hoch. Der deutliche Einbruch kam knapp vor 17 Uhr, als die ersten Hochrechnungen veröffentlicht wurden:

Grafik: Pornhub.com
Foto: derstandard.at/pornhub

Bis ungefähr 18 Uhr blieben die Zugriffe dann unterdurchschnittlich, erst dann stiegen sie wieder an, wie die Grafik zeigt. (Florian Gossy, derStandard.at, 4.12.2013)