Wien - Die Liste der Akteure liest sich wie ein Who's who der österreichischen Naturschutzszene: Im World Wide Fund for Nature, früher als World Wildlife Fund und immer noch als WWF bekannt, sitzen Österreichs Öko-Promis und bewegen allein mit ihrer Präsenz und ihrem guten Ruf manchen Projektwerber und manchen Politiker dazu, naturschädigende Vorhaben noch einmal zu überdenken. Gelungen ist das etwa an der Schwarzen Sulm und bei der Verhinderung des Ausbaus der Donau östlich von Wien. Man hat Bartgeier und Bären wieder eingebürgert, Seeadler und Trappen geschützt.

Gemeinsam.

Aber nun liegen einander einige der honorigsten Naturschützer Österreichs in den Haaren. Anlass ist eine Mitgliederversammlung des WWF am 10. Oktober, die so ganz anders verlaufen ist, als es sich der Vorstand des Vereins vorgestellt hatte. "Der Vorstand wurde im Zuge der Neuorientierung abgeschafft", teilt Franko Petri, Pressesprecher des WWF auf Anfrage des Standard mit.

Stimmt nicht, sagt Reinhold Christian, der selber eine zentrale Rolle beim Aufbau des Nationalparkgebiets in den Thaya-Auen hatte. Er sei nach wie vor Präsident des WWF - eine Rolle, die es nach den am 10. Oktober beschlossenen Statuten des WWF Österreich gar nicht mehr gibt.

Beschluss nicht rechtskräftig

Der Beschluss dieser Statuten sei allerdings nicht rechtskräftig, sagt Christian: Denn die Beschlussfassung darüber sei erfolgt, nachdem die ordnungsgemäß einberufene Versammlung von ihm ordnungsgemäß geschlossen worden ist. Und: Die Statutenänderung entspreche eben nicht jener Statutenänderung, die vom dazu befugten Organ (dem laut neuen Statuten ebenfalls nicht mehr existierenden Stiftungsrat) zeitgerecht eingebracht worden war.

Thomas Höhne, Rechtsanwalt und selber Sitzungsteilnehmer, hält die Entmachtung des Präsidenten jedoch für korrekt: Dieser hätte die Versammlung vertagen, aber nicht schließen dürfen.

Christian beschwört, der Sache des Naturschutzes nicht im Wege stehen zu wollen - es gehe nicht um Strukturen, sondern darum, dass der WWF sein in Österreich erwirtschaftetes Budget demokratisch kontrolliert verwalte. (Conrad Seidl, DER STANDARD, 22.10.2013)