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Am Dienstagabend werden neue iPads erwartet.

Foto: AP/dapd

Apple muss sich vorsehen. Sein Mini-Tabletcomputer ist ein Knüller – nicht nur beim Kunden, sondern auch bei der Konkurrenz, die verstärkt ähnliche Geräte auf den Markt bringt. Deshalb hat der US-Technologiekonzern sein iPad-Sortiment überarbeitet. Am Dienstag dürfte Apple erstmals zeigen, mit welchen Neuheiten er seinen Vorsprung am Markt halten will.

Die Strategie, neue iPads herauszubringen, ist überlebenswichtig. Tabletcomputer sind inzwischen Apples zweitwichtigste Umsatzquelle nach dem iPhone. In den neun Monaten bis Ende Juni dieses Jahres brachten sie dem Unternehmen fast 26 Milliarden US-Dollar ein. Gleichzeitig aber hat Apple in den drei Monaten zwischen April und Juni weniger iPads verkauft als im selben Quartal des Vorjahres - es ist das erste Mal seit dem Debüt des iPads im Jahr 2010, dass die Nachfrage abflaut.

Im vergangenen Jahr schlug Apple der Konkurrenz noch mit seinem neuen iPad Mini ein Schnippchen. Die Kleinversion des iPads hat nur einen 7,9-Zoll (rund 20,1 Zentimeter) großen Bildschirm, kostet weniger und bediente genau jene veränderten Konsumentenwünsche, die Apples Smartphones laut Analysten nicht befriedigten. Heute ist das iPad Mini das meistverkaufte Tablet der Welt. Fast zwei von drei verkauften iPads sind laut Schätzungen ein Mini.

Amazon unterbietet Apple im Preis

Aber die Rivalen schlafen nicht. Der südkoreanische Technologiekonzern Samsung Electronics flutet den Markt mit Tablets in verschiedensten Größen und mit verschiedensten Optionen. Online-Händler Amazon unterbietet Apple im Preis. Und Technologieriese Microsoft versucht, mit Hilfe seiner Unternehmenskunden eine eigene Nische auf dem Tabletmarkt zu besetzen.

Jetzt macht Apple seine Geräte flotter: Von Teilelieferanten ist durchgesickert, dass Apple gerade eine überarbeitete Version des iPad Mini verkaufsfertig macht, die eine hochauflösende "Retina"-Bildschirmanzeige besitzen soll. Außerdem arbeitet Apple laut Zulieferern an einer dünneren und leichteren Version seines Standard-iPads mit dem 9,7-Zoll-Bildschirm (rund 24,6 Zentimeter), bei der Dünnfilm das Glas ersetzen soll.

Die Marktforschungsfirma Gartner rechnet damit, dass Apples Anteil am Tabletmarkt in diesem Jahr unter 50 Prozent sinken wird. Im Jahr 2011 lag dieser Anteil noch bei 65 Prozent. Konkurrenten greifen vor allem mit sogenannten Phablets an - Geräte, deren Bildschirme größer sind als die herkömmlicher Smartphones, aber kleiner als die der regulären Tabletcomputer.

Samsung Electronics hat seine Smartphone-Produktstrategie für den Tabletmarkt übernommen: Die Südkoreaner decken mit ihrer Angebotspalette ein breites Spektrum an Größen und Funktionen ab. Das wichtigste Samsung-Tablet, das Galaxy Tab, ist in gleich fünf Bildschirmgrößen zu haben - von 7 Zoll bis 10,1 Zoll (rund 17,8 bis 25,7 Zentimeter), wobei Bildschirme grundsätzlich diagonal gemessen werden. Daneben bringt Samsung in seinem Smartphone-Sortiment das Galaxy Note als 8-Zoll-Version (rund 20,3 Zentimenter) und als 10,1-Zoll-Version (rund 25,7 Zentimeter) heraus.

Aber Apple muss sich auf stärkeren Preiswettbewerb einstellen. Der Preisverfall auf dem Tabletmarkt geht weiter und zwingt den Konzern, der bisher Kampfpreise vermeiden konnte, seine Wettbewerbsstrategie zu überdenken.

"Es wird schwieriger, neue Kunden dort zu erreichen, wo der Preis wichtig ist, und Apple buhlt weniger stark mit dem Preis", sagt Sarah Rotman Epps, eine Analystin beim Marktforscher Forrester Research.

Amazons neues Tablet Kindle Fire, das schnellere Prozessoren und verbesserte Bildschirme besitzt, kostet als 7 Zoll großes Modell 229 Dollar und als 8,9 Zoll großes Modell 379 Dollar. Zum Vergleich: Das iPad Mini ist ab 329 Dollar zu haben, das größere Modell mit der besseren Auflösung kostet 499 Dollar.

Microsoft will bei Firmenkunden besser punkten

Zeitgleich zu Apples geplanter iPad-Präsentation wird Microsoft seine zweite Generation des Tabletcomputers Surface vorstellen. Auf dem neuen Surface-Tablet sind das Software-Programm Microsoft Office und das E-Mail-Programm Outlook installiert. Damit will Microsoft vor allem bei Firmenkunden punkten – eine bislang weitgehend unerschlossene Zielgruppe am Tabletmarkt.

Auch Google und Sony drängen mit eigenen Tabletcomputern in den Markt. In Asien, wo es besonders stark auf den Preis ankommt, gewinnen Asustek Computer und Lenovo Group Marktanteile hinzu. Darüber hinaus fertigt eine Reihe wenig bekannter chinesischer Hersteller preisgünstige Tablets, die auf dem Google-Betriebssystem Android laufen.

Mit seinem iPad Mini hat Apple die Konkurrenz bisher auf Abstand halten können. Kurz nach dem erfolgreichen Handelsstart des iPads fingen Rivalen wie Samsung, Google und Blackberry an, kleinere, leichtere und billigere Alternativen zu entwickeln.

Aber noch Ende 2010, ein halbes Jahr nach dem Debüt des iPads, verwarf Apple-Mitbegründer Steve Jobs die Idee, ein 7 Zoll großes Tablet herauszubringen. Jobs fand, ein Bildschirm dieser Größe wäre nichts Halbes und nichts Ganzes – zu groß für ein Smartphone und zu klein für ein Tablet. Ein solches Mini-Tablet würde ein Rohrkrepierer werden, dachte Jobs.

Doch der derzeitige Apple-Chef Tim Cook erklärte später, das iPad Mini - mit 7,9 Zoll nur unwesentlich größer – sei keinesfalls ein Produkt mit Abstrichen und spiele in einer anderen Liga als andere 7-Zoll-Tablets.

Margen dürften bei iPad-Typen gleich hoch sein

Apple hat mit dem iPad Mini eine aggressivere Preistaktik gewählt und nimmt geringere Gewinnspannen in Kauf, als sie das Unternehmen im Schnitt macht. Der Konzern begründet das mit dem langfristigeren Potenzial, den der Tabletmarkt biete.

Gene Munster, ein Analyst bei der Investmentbank Piper Jaffray, glaubt, dass die Margen der beiden iPad-Typen ähnlich groß sind. Munster schätzt, dass auf das iPad Mini in den drei Monaten bis Ende Juni 61 Prozent aller Apple-Tabletverkäufe entfielen. Er rechnet damit, dass die Verkäufe im nächsten Jahr noch auf 65 Prozent steigen werden.

Tablets, die auf Googles Betriebssystem Android basieren, holen zwar am Markt auf. Noch aber haben die iPads mit ihrem größeren Sammelsurium an Apps einen Verkaufsvorteil. Mehr als 375.000 Apps sind laut Apple für den Betrieb auf dem iPad gelistet. Dagegen liegt die Zahl der verfügbaren Apps für das Google-Tablet Play in den "niedrigen Zehntausenden", sagte die Marktforschungsfirma Canalys im August. (Daisuke Wakabayashi und Ian Sherr, wsj.de/derStandard.at 22.10.2013)