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Nach der Versteigerung der Lizenzen können die Funkmasten mit neuen Anlagen aufgerüstet werden.

Foto: apa/schneider

Wien - Nach der Auktionsparty sind Österreichs Mobilfunker in Katerstimmung. Alle drei Betreiber beklagten am Dienstag die 2,014 Milliarden Euro als Preis für die Funkfrequenzen der vierten Mobilfunkgeneration (4G), den sie über sechs Wochen selbst hochgetrieben hatten.

Als "telekommunikationspolitisches Desaster" bezeichnete der Fachverband Elektro- und Elektronikindustrie gar das Auktionsergebnis. Das Geld werde beim Netzausbau fehlen, das schade dem Wirtschaftsstandort. Aufgabe des für die Versteigerung letztverantwortlichen Verkehrsministeriums wäre nicht Ertragsmaximierung, sondern Versorgung der Konsumenten mit leistbaren Diensten, schäumte Fachverbandsobmann Lothar Rointner.

Wie berichtet, erlöst die Republik Österreich für die Lizenzen zum Funken rund 2,014 Milliarden Euro; davon entfallen 1,03 Milliarden Euro auf A1 Telekom Austria (TA), 654 Millionen auf T-Mobile Austria und 330 Millionen auf Hutchison "3" Austria.

Der Kunde soll zahlen

Die Zeche zahle letztlich der Kunde, warnte "3"-Chef Jan Trionow vor höheren Tarifen für 4G-Services. Solche werden freilich bereits jetzt schon eingehoben für superschnelles Internet, beispielsweise bei Marktführer A1 über den sogenannten LTE-Zuschlag. Mehr Bandbreite koste eben Geld, man müsse schließlich die "Kosten reinholen", wenn es sein muss, über einen langsameren Netzausbau.

Langsamere Umsetzung des schnellen Datenstandards bei hohen Lizenzgebühren sei im internationalen Vergleich üblich, betonte der Geschäftsführer von T-Mobile Austria (TMA), Andreas Bierwirth, der nach der "aberwitzigen Auktion" gar Arbeitsplatzabbau in den Raum stellte.

TA-General Hannes Ametsreiter bezeichnete die Milliarde an Lizenzgebühr als "Riesenbelastung". Eine Kapitalerhöhung schloss er aber aus, obwohl selbige vom TA-Management noch im August entriert worden war. Der TA-Aktienkurs brach zeitweise um sechs Prozent ein, bremste sich am späten Nachmittag aber bei minus sechs Prozent ein. Gravierender als die Kurshochschaubahnfahrt wirkt sich die Frequenzanschaffung freilich auf die Bonität: Der TA droht eine Herabstufung der Bonität. "Wir denken, dass eine Herabstufung auf Ramschstatus möglich ist", zitierte Reuters Analysten von Macquarie. Moody's hat das Rating am Mittwoch auf "Baa2" gesenkt - Ausblick stabil. Standard & Poor's gewährt der TA aktuell ein "BBB" mit stabilem Ausblick. Zahlt die TA die in acht Wochen fälligen 1,03 Milliarden Euro mit Kredit oder einer neuen Anleihe, kann die TA die Verschuldung des Konzerns nicht wie versprochen senken.

Gut für Steuerzahler

Ökonomen können die Kritik am hohen Auktionserlös übrigens nicht nachvollziehen. "Die Anbieter haben ihr Versteigerungsverhalten sicher mit ökonomischen Modellen hinterlegt und den Markt genau analysiert", sagt Andreas Schibany vom IHS. Für Preisermittlung sei die Auktion das effizienteste Werkzeug. "In diesem Sinne ist es ein Erfolg, der die Steuerzahler nichts kostet."

Der Staat wolle hohe Renditen, dafür seien Auktionen da, sagt auch Ulrich Schuh von EcoAustria. Aber: Konzerne seien keine Wohltäter, wollten Lasten abschütteln und fordern Förderungen beim Breitbandausbau. Der Politik empfiehlt er einen Masterplan. Den Glasfaserausbau in den Gemeinden samt Leitungsmiete für Betreiber sollte "ein starker Regulator koordinieren, damit Investitionen gezielt stattfinden und Investitionssicherheit gewährleistet ist". (ung, DER STANDARD, 23.10.2013)