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Regioplan-Geschäftsführer Wolfgang Richter rechnet mit einem weiteren Rückgang bei Handelsflächen: "Die Idee des stationären Handels wird immer mehr in Frage gestellt."

Zum ersten Mal seit dem Siegeszug des filialisierten und organisierten Einzelhandels ist Österreichs Verkaufsfläche zurückgegangen. Zwar ist der Rückgang von 2012 auf 2013 mit -0,8% auf 14,8 Millionen Quadratmeter noch minimal, jedoch ist das nur der Anfang einer Entwicklung, die anhalten wird.

Zu diesem Ergebnis kommt das Standortberatungsunternehmen Regioplan in einer aktuellen Analyse. Ausschlaggebend für die rückläufigen Flächen sind Schließungen, verursacht durch die Pleiten beispielsweise von Niedermeyer oder dayli, sowie die Tatsache, dass 2013 fast keine neuen Shoppingcenter eröffnet wurden.

"Überflüssige Verkaufsflächen"

Diese Entwicklung hat zum einen mit der schon hohen Verkaufsflächendichte Österreichs, zum anderen mit der steigenden Bedeutung des Onlinehandels zu tun. "Das Internet und die dadurch vielfältigeren Distributionskanäle machen auch einen Teil der stationären Verkaufsflächen überflüssig", so Wolfgang Richter, Geschäftsführer von Regioplan.

"Die Verlagerung der Umsätze in Richtung online stellt jedoch alle Händler vor massive Herausforderungen", erklärt Richter. Am schwierigsten hätten es insbesondere jene Handelskonzepte, die den neuen Konsumentenbedürfnissen immer weniger entsprechen und nur auf jene Argumente setzen, die das Internet längst besetzt hat.

So sei Niedermeyer mit seinem Konzept des Elektronahversorgers nicht mehr zeitgemäß gewesen, weil Elektroware und Elektronik heute hauptsächlich online bestellt werden. Ebenso hätte dayli zu spät erkannt, dass billig allein kein Alleinstellungsmerkmal mehr sein könne. Will der Kunde den besten Preis, so sucht er zuerst im Internet nach ihm. "Überhaupt wird die Idee des stationären Handels immer mehr in Frage gestellt", betont Richter. Denn: "Wozu sollen wir in ein Geschäft, Kaufhaus oder ein Baumarkt noch gehen, wenn wir problemlos alles online bestellen können?"

Mehr Spektakel, mehr Erlebnis

Österreichs Verkaufsflächendichte ist mit rund 1,80 Quadratmetern pro Einwohner eine der höchsten europaweit. Dass sie nun angesichts dieser Tatsache sowie der steigenden Bedeutung des Onlinehandels erstmalig zurückgeht, verwundert Richter nicht. Mit -0,8% sei der Rückgang zwar noch minimal, diese Entwicklung werde sich in Zukunft jedoch verschärfen. Außerdem gibt es Branchen, in denen sich diese Entwicklung schon seit einigen Jahren abzeichnet.

So ist die Fläche im langfristigen Vergleich zwischen 2004 und 2013 insbesondere im Elektrohandel (-19%), im Schuhhandel (-10%), im Möbelhandel (-6%) sowie im Spielhandel (-1%) zurückgegangen. "Das stationäre Geschäft ist nicht mehr der wichtigste Distributionsweg des Einzelhandels", so Richter. Deshalb werden die Anzahl der Geschäfte sowie die Nachfrage nach Handelsflächen zurückgehen. Ebenso werden sich das Gesicht der Geschäfte und die Funktion von Handelsflächen verändern. "Wir werden mehr Showrooms und Popupstores, mehr Spektakel, Erlebnis und Aufenthaltsqualität in den Geschäften haben. Und dies funktioniert nicht mehr an jeder Ecke, sondern nur selektiv." (biti, derStandard.at, 23.10.2013)