Blick zurück in die Kinderstube des Universums: Das Licht der Galaxie z8_GND_5296 (rot) war 13 Milliarden Jahre unterwegs.

Foto: V. Tilvi (Texas A&M), S. Finkelstein (UT Austin), the CANDELS team, and HST/NASA

London/Wien - "Wir können einen Blick auf die Bedingungen im Universum werfen, als es erst fünf Prozent seines heutigen Alters von 13,8 Milliarden Jahren hatte." Das sagt der Astrophysiker Casey Papovich von der Texas A&M Universität, der gemeinsam mit etlichen weiteren Kollegen die bisher fernste Galaxie am Himmel aufgespürt hat.

Das Sternsystem mit dem prosaischen Namen z8_GND_5296 ist so weit entfernt, dass sein Licht 13,1 Milliarden Jahre zu uns unterwegs war - oder eben: 95 Prozent des Gesamtalters des Universums. Damit leuchtet die Galaxie aus einer Ära kurz nach dem Urknall zu uns, schreiben die Entdecker um Steven Finkelstein (Universität von Texas) im britischen Wissenschaftsmagazin "Nature".

Die Forscher waren in einer Himmelsdurchmusterung des Hubble-Weltraumteleskops auf den neuen Entfernungsrekordhalter gestoßen. Das Teleskop hatte in dem Programm "Candels", dem bisher größten Projekt seiner Geschichte, rund 100.000 neue Galaxien kartiert. 43 davon hatte das Team von Finkelstein am Keck-Observatorium auf Hawaii näher untersucht.

Dabei konnten die Astronomen die Rekordentfernung der Galaxie z8_GND_5296 spektroskopisch bestimmen. Zwar gebe es noch andere Kandidaten für extrem weit entfernte Galaxien aus dem jungen Universum. z8_GND_5296 mit einer sogenannten Rotverschiebung von z = 7,51 sei aber diejenige Galaxie mit der größten bestätigten Distanz.

Hohe Sternentstehungsrate

Die Forscher schließen aufgrund der roten Färbung des Lichts, dass die Galaxie sehr metallreich sein muss. Außerdem dürfte z8_GND_5296 in überraschend rasantem Tempo neue Sterne produzieren - und zwar gleich hunderte Male schneller als unsere eigene Galaxie, die Milchstraße.

Damit ähnelt die neu entdeckte Galaxie dem bisherigen Distanzrekordhalter, der in derselben Himmelsregion liegt. Auch diese Galaxie produziert neue Sterne am laufenden Band. "Daraus lernen wir etwas über das junge Universum", erläuterte Finkelstein. "Es gibt viel mehr Stätten mit sehr hoher Sternentstehungsrate, als wir bisher gedacht haben." (tasch, APA, DER STANDARD, 24.10.2013)