Über die Segnungen der modernen Kommunikationstechniken lässt sich bekanntlich streiten, besonders gut mit denen, die sie seit klein auf beherrschen und uns Eltern beim Telefonieren und Netzwerken tatsächlich alt ausschauen lassen. "Was machst du da?", frage ich jetzt öfters, auch wenn die Frage rhetorisch ist, denn ich ahne nicht nur, sondern weiß, was da gespielt wird. "Nichts", sagt die Nachkommenschaft dann immer, auch rhetorisch. Denn "nichts" spielt sich zum Beispiel knapp unter der Esstischplatte ab und ausgerechnet während des gemeinsamen Abendessens. Dieses Nichts ist nicht nichts, sondern bedeutet immer nur schnell noch etwas smart ins Handy zu tippen, das natürlich unmöglich warten kann – ganz sicher nicht bis nach dem gemeinsamen Abendessen. Soviel zum Thema "wie unsozial soziale Netzwerke machen".

"Nichts" macht das Kind neuerdings auch gerne beim Hausübung schreiben oder auch beim Lernen im Zimmer, beim Autofahren am Rücksitz, in der U-Bahn oder auf dem Sofa vor der Glotze. Aber so sehr das alles nervt, es gibt auch Momente, und das gebe ich an dieser Stelle nur sehr ungern zu, in denen ich gegen diese neue Art des Nichtstun gar nichts einzuwenden habe: Nämlich immer dann, wenn das Kind seine Zeit beim anderen Elternteil (also beim Papa) verbringt. So gesehen war früher (in meiner Zeit als Patchwork-Kind) auch nicht immer alles besser und das mühelose Kontakt halten mit dem jeweils anderen Elternteil nicht immer einfach. Aber weil Kinder immer auch Kinder und somit gefinkelt sind, haben sie für alles gute Argumente. "Was machst du da?“, frage ich also wieder einmal und weiß es schon. "Nichts", sagt das Kind und hält das Handy wie zufällig in seiner Hand. "Jetzt ist aber Schluss", sage ich genervt, "ich ziehe das blöde Teil gleich ein!" "Aber", protestiert das Kind mit großen, schreckgeweiteten Augen, "ich habe nur mit dem Papa eine SMS geschrieben, wann ich morgen zu ihm komme!" Was lässt sich dagegen schon einwenden? Nichts. (Mia Eidlhuber, derStandard.at, 27.10.2013)