Rascher als bei den Lohnverhandlungen der Metallarbeiter stellte sich diese Woche bei der Gehaltsverhandlung in der Salzburger SPÖ ein Ergebnis ein. Es ist, wie stets in solchen Dingen, durchwachsen, letztlich für beide Teile tragbar und möglicherweise irgendwie zukunftsorientiert. Für die Führung des Parteivorsitzes darf Walter Steidl zusätzlich zu seinem Bezug als Klubobmann von 7752 Euro nun Parteisteuer in der Höhe von 2000 Euro monatlich kassieren, eine kühne Umkehrung der bisherigen Praxis, nach der Funktionäre in öffentlichen Ämtern aus ihrem Salär die Partei alimentieren. Statt den revolutionären Denkansatz zu würdigen, soll es in der Salzburger SP zu "infamen Intrigen" einiger "Heckenschützen" gekommen sein, weil sich bei der alles durchflutenden Transparenz anders gar nicht erklären ließ, wie die Nachricht von der Innovation einer inversen Parteisteuer sonst aus der Intimität des Parteivorstandes an die Öffentlichkeit der Partei gelangen konnte.

Abgesehen von diesem Willen, alte Vorurteile auszuräuchern, wie er einer sozialdemokratischen Partei wohl ansteht, konnte Steidl darauf hinweisen, dass ihm von seinem Bezug als Klubchef nach Steuern, Sozialversicherung und Parteiabgabe kümmerliche 2900 Euro bleiben - eine Summe, die eine standesgemäße Politikerexistenz in einer erfolgsverwöhnten Partei bei aller weltanschaulichen Askese völlig unmöglich macht, wie Steidl gegen die Neidgenossen überzeugend argumentieren konnte. Er stützte sich dabei, wie diversen Äußerungen zu entnehmen war, auf drei Argumente, jedes davon für sich allein überzeugend. Erstens: Mit diesem Bruttogehalt, "da lachen mich die anderen ja aus". Zweitens: Als Oppositionsführer wolle er mit den Mitgliedern der Landesregierung "auf Augenhöhe" arbeiten, und drittens fordere der Parteivorsitz "als Fulltime-Job meinen vollen Einsatz und meine ganze Kraft".

Was das Gelächter der anderen betrifft, ist bei allem Verständnis für die Scham, die sich einstellt, wenn man mit einem Feigenblatt von 2900 Euro netto vor die Öffentlichkeit treten muss, ein Mangel an Frustrationstoleranz festzustellen, der in der SPÖ nicht immer geherrscht hat, wenn einem die ehrenvolle Bürde eines Parteivorsitzes aufgehalst wurde. Ob 2000 Euro allein das bei den anderen befürchtete Lachen auf Dauer zu ersticken vermögen? Zunächst haben sie dort wohl eher dazu gereizt. Armut als Schande zu empfinden wirkt im Repertoire der SPÖ umso befremdlicher, als selbst der Papst das Kreuz auf sich nimmt, sie zu predigen, und damit, zumindest fürs Erste, die Lacher auf seiner Seite hat. Aber zugegeben, der soll ja nur die katholische Kirche und nicht die Salzburger SP zu neuen Höhen führen.

Was die Augenhöhe betrifft, auf der der neue Salzburger SP-Chef der neuen Regierung gegenübertreten will, wird sie weder in Zentimetern und schon gar nicht in Euro zu messen sein, sondern allein an Inhalten, deretwegen einen die anderen nicht auslachen. Schwer genug nach einem selbstverschuldeten Debakel, bei dem den Eigenen das Lachen vergangen ist. Mit denen auf Augenhöhe zu bleiben wäre da nicht schlecht. (GÜNTER TRAXLER, DER STANDARD, 25.10.2013)