Es rollt und sammelt zugleich Verkehrsinformationen: Das Copenhagen Wheel wird über das Smartphone gesteuert und könnte kommendes Jahr in Serie gehen.

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Was hat der durchschnittliche Radfahrer heute häufiger dabei als eine Luftpumpe? Ein Smartphone. Und dieses könnte beim Radeln künftig zwar keine tragende, aber eine steuernde Rolle spielen.

"Copenhagen Wheel"

Vorausgesetzt, man hält es beim Fahren nicht in der Hand - denn das könnte die Obrigkeit als Handytelefonieren hinterm Lenker auslegen und abstrafen. Beim Konzept des "Copenhagen Wheel" wird das Mobiltelefon zum Glück in einem Halter fixiert. Und nachdem ein Bostoner Start-up jetzt 2,1 Millionen Dollar aufstellen konnte, könnte die Entwicklung, die Standardfahrräder in hybride E-Bikes transformiert, kommendes Jahr auf den Straßen rollen.

Die Vorgeschichte: Ein Team des SENSEable City Lab des Massachusetts Institute of Technology (MIT) hatte zur Klimakonferenz 2009 in Kopenhagen ein nachrüstbares Hinterrad vorgestellt, in dem neben Dreigangschaltung, Elektromotor und Akku auch Sensoren eingebaut sind. Der Motor wandelt kinetische Energie, die beim Bremsen frei wird, in elektrischen Strom um, der in dem Akku gespeichert wird. Die gespeicherte Energie kann der Nutzer abrufen, um zusätzlichen Schub zu bekommen, etwa wenn er eine Steigung bewältigen muss oder wenn er überholen will. Blitzgneißende Formel-1-Fans erkennen hier das Prinzip des Kinetic Energy Recovery System (KERS).

Smartphone-Unterstützung via Bluetooth

Alternative Elektrofahrräder gibt es zwar schon einige, doch was neu am Kopenhagener Rad ist, ist die Smartphone-Unterstützung via Bluetooth. Die Idee war und ist, dass Radfahrer damit etwa Daten über die Umwelt und die Verkehrssituation sammeln. Auf der Basis der so gewonnenen Bewegungsdaten können Online-Dienste möglicherweise Alternativrouten finden, die weniger befahren sind und auf denen deshalb bessere Luft herrscht. Zudem soll der Nutzer über das Smartphone Gänge schalten oder festlegen können, wie stark der Elektromotor ihn unterstützen soll.

Die Entwicklung dümpelte einige Zeit vor sich hin. Jetzt tritt das Start-up Superpedestrian in die Pedale und will die Idee zur Marktreife bringen. Bestellungen dafür sollen ab nächstem Monat angenommen werden. "Das Copenhagen Wheel ist Teil eines großen Trends, Alltagsgegenstände mit Informationstechnik auszurüsten und so eine intelligente Infrastruktur zu schaffen, die uns in unserem täglichen Leben unterstützt", sagt Firmengründer und Ex-MIT-Projektleiter Assaf Biderman. Offen ist allerdings noch die Frage, was das kommunikative Hybridrad kosten soll. (kat, DER STANDARD, 25.10.2013)