Sofia - In der bulgarischen Hauptstadt Sofia haben Studenten am Freitagabend das komplette Gebäude der Universität "Hl. Kliment Ochridsky" besetzt. Die verkehrswichtige Straßenkreuzung vor dem Hauptgebäude der Universität blieb am Abend für mehrere Stunden blockiert, es kam jedoch zu keinen Ausschreitungen. Die protestierenden Studenten fordern den sofortigen Rücktritt der Regierung von Premier Plamen Orescharski und die Anberaumung von vorgezogenen Parlamentswahlen.
In einer auf Facebook veröffentlichten Stellungnahme erklärten sie ihren Streik für unbefristet. Darin sprechen sie sich auch gegen die politischen Seilschaften in der bulgarischen Politik aus. "Wir trauern der Demokratie in Bulgarien nach und sind uns über unsere historische Verantwortung bewusst", heißt es darin. Die Transparenz in der Politik sei eine Grundvoraussetzung für die demokratische Ordnung in Bulgarien. Das jetzige Parlament und die "Marionettenregierung", unterstützt von den Sozialisten und der Türkenpartei DPS und getragen von der nationalistischen Ataka-Partei, seien "schädlich" für die demokratische Entwicklung des Landes.
Universität unterstützt Protest
Unterdessen veröffentlichte die Leitung der größten und ältesten Hochschule in Bulgarien auf ihrer Internetseite eine Erklärung in Unterstützung der Protestaktion. "Wir stehen hinter dem Protest der Studenten gegen die fehlende Moral in der bulgarischen Politik", heißt es darin. Mehr als 100 Dozenten an der Sofioter Universität unterstützten den Protest ihrer Studenten in einer Unterschriftenaktion.
Die Protestaktion der Studenten begann am Mittwoch und verhinderte eine Vorlesung des Vorsitzenden des Verfassungsgerichts, Dimiter Tokuschew. Das Verfassungsgericht hatte zuvor entschieden, dass der umstrittene Medienmogul Deljan Peewski trotz seiner Vereidigung als Geheimdienstchef Anspruch auf sein Abgeordnetenmandat hat. Peewski wurde am 14. Juni zum Chef der Nachrichtenagentur DANS gewählt und löste eine nicht abebbende Protestwelle im Land aus. Obwohl er am nächsten Tag zurückgetreten ist, spaltet dieser Fall die bulgarische Öffentlichkeit wegen der ungeklärten Frage, wer und warum einen Medienbesitzer zum Geheimdienstchef nominiert hat. (APA, 26.10.2013)