Bild nicht mehr verfügbar.

Klassisches erstes Saisonrennen, klassisches Ergebnis, klassisches Foto - und ein klassischer Bildtext: Ted Ligety auf dem Weg zum Riesenslalomsieg in Sölden.

Foto: APA/Techt

Bild nicht mehr verfügbar.

Ted Ligety fährt Marcel Hirscher weiter voraus.

Foto: EPA/BOTT

Sölden – Ted Ligety zeigte der Konkurrenz wieder einmal, wo der Bartl den Most herholt im Riesenslalom, aber er zeigte es nicht mehr so deutlich, wie er es schon getan hatte. Auf der etwas verkürzten Piste auf dem Gletscher – der Start war wegen heftigen Windes nach unten versetzt worden – war der 29-jährige Boss in dieser Disziplin nur um 79 Hundertstel schneller als der Franzose Alexis Pinturault. Marcel Hirscher war als Dritter um 1,02 Sekunden langsamer als der Mann aus Salt Lake City, Utah.

"Das ist eine Genugtuung", sagte Hirscher (24), "und im zweiten Lauf habe ich auch gesehen, dass da noch was geht." Im Vorjahr war Hirscher als Dritter rund drei Sekunden hinter Ligety gelegen, der am Sonntag seinen 18. Weltcupsieg im Riesenslalom feierte, seinen dritten en suite in Sölden, das hat vor ihm noch keiner geschafft.

Erst vor wenigen Tagen sorgte Ligety nicht nur in der Schneewelt für Aufsehen. Der dreifache Weltmeister von Schladming (RTL, Super-G, Kombi), der schon 2009 und 2011 WM-Gold im Riesenslalom geholt hatte, wurde vom Olympischen Komitee der USA als erster männlicher Alpiner zum Sportler des Jahres gewählt. Am Dienstag wird er auf dem Times Square zu New York die Trophäe erhalten. Vor ihm hatten es in der seit 1974 abgehalten Wahl seine Kolleginnen Lindsey Vonn, Tamara McKinney und Picabo Street zur Sportlerin des Jahres geschafft. Vonn, die erst Ende November in Beaver Creek wieder in den Zirkus einsteigen wird, macht indes indirekt PR für den Skisport in den USA, nämlich durch ihre Beziehung zu Golf-Superstar Tiger Woods.

Individualisierungen

Am Samstag fuhr Kathrin Zettel zum fünften Mal in Sölden aufs Podest, wurde wie im Vorjahr Zweite. Und so wie die Siegerin Lara Gut aus der Schweiz setzt auch Zettel auf individuelle Akzente innerhalb des nationalen Skiteams, wenn auch nicht so kompromisslos wie Gut, deren Vater Pauli den Chef ihres privaten Teams macht. Zettel hat in ihrer Karriere schon einiges gewonnen, etwa den WM-Titel 2009 in der Kombi, WM-Silber 2011 im Slalom hinter Marlies Schild oder neun Weltcuprennen (sieben Riesenslaloms, zwei Slaloms). Doch schwere Verletzungen sorgten immer wieder für Unterbrechungen und führten zu Zweifeln.

Von Jugendzeiten an hat die heute 27-jährige Göstlingerin einen Vertrauenstrainer, Ewald Mandl vom heimischen Skiclub Göstling-Hochkar, den Bruder des langjährigen Damencheftrainers Herbert Mandl, dessen Nachfolge vor dieser Saison Jürgen Kriechbaum angetreten hat. Zudem arbeitet Zettel, was Kraft- und Konditionstraining betrifft, mit dem einschlägigen Spezialisten Heini Bergmüller zusammen, der weiland Hermann Maier unzählige Stunden auf dem Ergometer verordnet hatte. Die Zweifel hat ihr Mentalcoach Valentin Hobel ausgetrieben. Von dem trennte sie sich im Sommer. "Weil ich ihn nicht mehr brauche."

Zettel beschäftigt sich auch intensiv mit dem Material, schließlich ist die Abstimmung zwischen Mensch, Schuh und Ski ein komplexes System. Ein System, welches etwa bei Tina Maze, der Chefin des vergangenen Winters, die mit ihrem "Team to aMaze" unterwegs ist, zum Auftakt nicht rundlief. Die Slowenin wurde mit mehr als drei Sekunden Rückstand 18., Kundige hatten nach wenigen Schwüngen festgestellt, dass etwas nicht stimmt mit dem System.

Nun gilt es, das System für Levi und also die Slaloms in drei Wochen zu optimieren. Für Zettel und Kolleginnen und Hirscher und Kollegen. In dieser Übung amtierte zuletzt Hirscher, der beim Material mittüftelt wie kaum ein anderer, als Chef, im Vorjahr gewann er WM-Gold und neben der großen auch die einschlägige Kristallkugel. (Benno Zelsacher, DER STANDARD, 28.10.2013)