Die ostdeutsche Eventmanagerin Liz kennt keine moralischen Grenzen.

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So sorgsam die Stadt München ihr Oktoberfest-Image pflegt, manchmal will man doch als mehr gelten denn als bierselige Provinzhauptstadt. Gut, wenn man da Regisseur Dominik Graf ans Werk lässt, an den Münchner "Tatort". In "Aus der Tiefe der Zeit" sah die Stadt gleich glamouröser, verruchter und, ja, sogar gefährlicher aus.

Leider wurde es dann schnell zu bunt. Das Drehbuch hatte mehr zu erzählen, als auf eine Kuhhaut passt. In eineinhalb Stunden wurde bald klar, dass München nicht Berlin ist und man sich hier weniger "Im Angesicht des Verbrechens" befindet als vielmehr da, wo die Neurosen blühen. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine Zirkusprinzessin, die in den 60er-Jahren als Scharfschützin Calamity Jane eine große Nummer war. Erni Mangold ist allemal sehenswert, sie spielt die alte Dame mit der Herzenskälte einer Marlene Dietrich. In ihrer Pullacher Villa lebt sie mit ihrem Sohn, den sie nicht leiden kann, und einer ostdeutschen Eventmanagerin, die so viele Männer wie Perücken hat.

Außerdem mit dabei: Gentrifizierung und Bürgerbewegungen, korrupte Politiker, nationalistische Ex-Jugoslawen, ein drogensüchtiger schwuler Frisör und ein SS-Offizier. Ja, geht's denn noch, möchte man eben rufen, als die Erde anfängt zu beben und der Hang hinter der Villa abrutscht. Es ist doch zum Davonlaufen. (Andrea Heinz, DER STANDARD, 28.10.2013)