Der schlaue Loge (Michael Bedjai) hat den nun armen Alberich (Oskar Hillebrandt) übertölpelt.

Foto: Forster

Linz - Womöglich wird man die tiefere Bedeutung einzelner Regieeingebungen dieses Rheingolds erst ermessen können, so der gesamte Linzer Ring Vollendung findet - also in der Spielzeit 2014/15. Da wird sich womöglich weisen, wieso die Götterwelt, die hier zwischen Umzugskisten auf Fellsofas vor Walhalla zeltet, stilisierte orientalische Gewänder trägt und Wotan somit quasi als einäugiger Sultan versucht, seine Vertragsehre zu retten.

Auch müsste sich erst enträtseln, warum Alberich in jenem Augenblick, da er sich vor dem schlauen Loge (markant, aber vokal mit Problemen Michael Bedjai) und Wotan in einen Wurm verwandelt, videoästhetisch (Falk Sternberg) eine Reise durch den Rachen Wotans absolviert, tief in das Gedärmelabyrinth des Göttervaters eindringt und womöglich zu dessen Bandwurm wird.

Vorerst lässt sich nur behaupten: Regisseur Uwe Eric Laufenberg hatte zweifellos ein paar noch zu erhellende Ideen eingebracht. Ihre enigmatische Strahlkraft reichte allerdings nicht aus, um recht behäbiges Rampentheater ausreichend zu unterbinden.

Schon das Herumtollen der in glitzernde Hautenge gefassten Rheintöchter stellt eine szenische Verlegenheit dar. Und sie erlangt auch dadurch nicht szenischen Charme, dass sich die Alberich-Verulkung durch Woglinde, Wellgunde und Flosshilde (solide Mari Moriya, Gotho Griesmeier und Valentina Kutzarova) in einem atmosphärisch schmucken Aquariumsmilieu vollzieht. Besonders schade um den Auftritt von Erda: Das weise Wesen ist stimmlich bei Bernadett Fodor sehr gut aufgehoben. Laufenberg lässt es allerdings in die Götterwelt hineinplumpsen, als wäre es irrtümlich aus Monty Pythons Streifen Leben des Brian auf die neue Linzer Bühne gefallen.

Mehr Aufmerksamkeit hätte man zudem Wotans szenischer Strahlkraft widmen können: Gerd Grochowski kommt leider auch stimmlich über kultivierte Unscheinbarkeit nicht hinaus - wie auch Seho Chang (als Donner), Pedro Velazquez Diaz (als Froh), Dominik Nekel (als Fasolt) und Nikolai Galkin (als Fafner). Immerhin: Mit stimmlicher Präsenz agierten Karen Robertson (als Fricka), Sonja Garnik (als Freia) und besonders Matthäus Schmidlechner (als Mime), während Veteran Oskar Hillebrandt (als Alberich) seine Figur immerhin differenziert gestaltet.

Intensitätshilfe kam für die in Summe gar zu routiniert erzählte Geschichte aus dem Orchestergraben kaum. Dirigent Dennis Russell Davies suchte den Stimmen zu helfen. Da sich deren Durchschlagskraft grundsätzlich in Grenzen hielt, führte dies zu einer diskreten, klanglich flächigen Orchesterarbeit des (nur am Anfang im Blech wackeligen) Bruckner Orchesters Linz, die letztlich zu filigran blieb, um den dramatischen Anforderungen der Partitur gerecht zu werden. Freundlicher Applaus - ein schüchternes Buh für die Regie. (Ljubiša Tošic, DER STANDARD, 28.10.2013)