Warnungen vor den Gefahren, die überall lauern, gibt's genug.

Foto: Angelika Mandler-Saul

Hier im Northern Territory wird's endlich richtig tropisch. Meine im Westen wochenlang überstrapazierten Fleecepullover sowie die peinliche (aber nützliche) Australien-Wollmütze kommen endgültig ganz zu unterst in die Reisetasche und Darwin empfängt uns mit feuchtheißen 40 Grad.

Am frühen Nachmittag schlendern wir über die Mitchell Street, die zur von der Rezeptionistin verheißungsvoll angekündigten "Swimming Lagoon" am Hafen führt. Die Pubs sind jetzt schon recht gefüllt, die daneben liegenden Backpacker Unterkünfte dürften ebenfalls gut gebucht sein. Wirkte Sydney auf mich erfreulich multikulturell, hat Darwin eher tropischen Backpacker-Party-Charakter. Wer hier ist, will entweder weiter ins Outback, hat Durst oder kommt gerade von dort retour und ist erst recht durstig. Verständlich.

Die Waterfront war vor einigen Jahren noch eine riesige Baustelle, jetzt gelangt man über eine stylische Brücke und verglasten Lift von der "City" zum Meer. Dort ist gerade Highlife am "Wave Pool" - ein künstliches Wellenbecken mit programmiertem und kontrolliertem Abenteuer. In schön regelmäßigen Abständen werden durch die Lautsprecher auf die "Gefahren" bei der Benutzung eines solchen Beckens hingewiesen und gebetsmühlenartig die Sicherheitsvorkehrungen durchgekaut.

Die neue Promenade und die Geschäfte sollen wohl modern und einladend sein, aber noch wirkt das Ganze ziemlich unbelebt und künstlich aufgezogen.

Entspannter wirkt da schon die Lagoon-Zone daneben; ein geschützter Strandabschnitt. Aber auch hier werden die Australier nicht müde, auf all die möglichen gefährlichen Vorkommnisse hinzuweisen, die so ein vermeintlich harmloser Swim mit sich bringen könnte: Wellen, unebene Untergründe, Windboen und die wirklich gefährlichen und giftigen Jellyfishes. Weiters nicht erlaubt: Lärmen, Alkohol, Rauchen, Glas. Trotz der abschreckenden Auflagen ist die Lagoon gut besucht und genau das, was wir nach dem Qantas Flug von Sydney jetzt brauchen.

Eine echte australische Lifesaverin sorgt hier für Ruhe, Ordnung und Sicherheit. Ihr einziger Einsatz während unseres Aufenthalts: Rettung eines blauen Wasserballs vor dem Davontreiben. Bald danach wurde sie von einem Kollegen abgelöst.

Trotzdem wird mir Darwin in guter Erinnerung bleiben. Das "Deckchair Cinema" in tropischer Umgebung am Strand hat an diesem heißen Sonntag Abend alles im Paket: zwei gute Filme, gemütliche Liegestühle (bei Bedarf mit Polster), eiskaltes Bier, gratis Eiswasser dazu, ein kleines Buffet und sehr viel Moskitospray zur freien Entnahme.

Nach Sonnenuntergang gibt es - zum Film serviert - nur noch die Fledermäuse und Glühwürmchen, die über unseren Köpfen schwirren, Meeresrauschen und Coopers Pale Ale. Ebenfalls vorhanden sind ein paar Moskitos und Fliegen, als Einstimmung auf das Northern Territory.

Anderntags geht's mal wieder zur Campervan Vermietung, die hier noch unspektakulärer abläuft als in Perth. Im kleinen Britz Büro betreut uns Yvonne  mit typischem Aussie-Humor (ironisch und respektlos, aber witzig) als wären wir schon alte Bekannte und diesmal geht's wirklich schnell. Nach 20 Minuten sind der verbleibende Papierkram (auch hier habe ich vorher schon online alle Daten übermittelt), die "Einschulung" per DVD, der Smalltalk und die Übernahme des Vans erledigt.

Und überraschender Weise gelingt es uns bei schweißtreibenden morgendlichen 35 Grad auch recht schnell, unser Gepäck, Campingsessel und -tisch, Schlafsäcke und Pölster sowie die Rucksäcke ordentlich zu verstauen. Schließlich sind wir ab sofort zu zweit im Campervan unterwegs. Und diesmal wird nichts scheppern! Alles vorbildlich verzurrt.

Zwar ist Sonntag, aber einige Kilometer weiter am Stuart Highway können wir bei Woolworths auch am heiligen Tag der Woche ordentlich bunkern, ein Bottle Shop findet sich  einige Kilometer später und so steht unserem ersten tropischen Nationalpark im Northern Territory nichts mehr im Wege. Der Litchfield Nationalpark ist zwar nicht so groß und so "bedeutsam" wie der hoch gehandelte Kakadu Nationalpark, trotzdem steht er bei uns höher im Kurs. In keinem anderen Nationalpark soll es soviele Badestellen, Naturgumpen und Wasserfälle zum Baden (jetzt in der Trockenzeit kroko-frei!) geben wie  hier. Und genau danach steht uns momentan der Sinn, um uns auf die tropischen Temperaturen einzustellen. (Angelika Mandler-Saul, derStandard.at, 30.10.2013)