Washington - Schon das kleinste Anzeichen einer Schlange versetzt Affen in höchste Alarmbereitschaft - im dichten Unterholz des Urwaldes ist das eine Überlebensversicherung. Als neurobiologischen Ursprung für diese geschärfte Wahrnehmung hat ein Forscherteam um Lynne Isbell von der University of California eine Gruppe von Neuronen im Gehirn der Affen identifiziert.

Im Fachjournal "PNAS" berichten die Wissenschafter von besonders starken Reaktionen im Wahrnehmungszentrum des Primatengehirns beim Anblick einer Schlange. Die Forscher hatten zwei Japanmakaken (Macaca fuscata) Bilder mit Gesichtern und Händen von Artgenossen, geometrischen Formen und Schlangen gezeigt und dabei die Reaktionen von 91 Neuronen analysiert. "Im Vergleich zu den anderen Bildern löste der Anblick der Schlange die schnellsten, heftigsten und umfangreichsten Reaktionen in den beobachteten Neuronen aus", schreiben Isbell und ihre Kollegen. Besonders starke Reaktionen von Nervenzellen auf die Reptilien-Bilder gab es vor allem im sogenannten medialen und dorsolateralen Pulvinar. Diese Region im Hirn der Affen ist für die visuelle Aufmerksamkeit und die Verarbeitung von sensorischen Informationen zuständig.

Diese Reaktionen zeigten die beiden Affen auch bei schlechterer Bildqualität und unter größerer Ablenkung - ein weiteres Indiz für besonders geschärfte Sinne. Ihre Beobachtungen zu den Gehirnaktivitäten liefern aus Sicht der Forscher eine neurobiologische Erklärung für die große Sensibilität der Primaten gegenüber Schlangen, die sich vermutlich schon vor Millionen von Jahren entwickelt habe."Es spricht einiges dafür, dass die ständig präsente Bedrohung durch Schlangen die evolutionäre Entwicklung des Primatengehirns stark beeinflusst hat", so die Forscher. (APA, 28.10.2013)