Ein Mann in der Caritas-Notschlafstelle in Wien-Neubau.

Foto: Heribert Corn

Salzburg - Eine halbe Million Menschen in Österreich leben laut der EU SILC Statistik 2011 in Armut, eine weitere halbe Million sind armutsgefährdet. 12,6 Prozent der Bevölkerung sind insgesamt betroffen. Dabei steigt die Zahl der armutsgefährdeten Familien, warnt die Caritas anlässlich des Starts der Inlandskampagne zum Thema Familien in Not.

Unsichere Arbeitsplätze und hohe Wohn- und Lebenserhaltungskosten führen immer mehr Familien zu einem Leben am Existenzminimum. Auch nach schweren Schicksalsschlägen, wie eine Krankheit oder Behinderung können Familien schnell in Armut geraten. 24 Prozent der Alleinerziehenden sind von Armut betroffen und 26 Prozent der Familien mit drei und mehr Kindern. "Es ist entsetzlich, dass gerade Familien mit mehreren Kindern am häufigsten von Armut betroffen sind", betont Caritas-Präsident Franz Küberl.

"Schande für wohlhabenden Staat"

268.000 Kinder in Österreich sind armutsgefährdet. Das sind mehr als Graz Einwohner hat. Damit ist jeder vierte armutsgefährdete Mensch ein Kind. 134.000 Kinder und Jugendliche unter 19 Jahren leben bereits in Armut. "Eine Schande für einen wohlhabenden Staat wie Österreich", sagt der Caritas-Präsident.

Küberl fordert von der neuen Bundesregierung: "Macht nicht nur ein Bankenrettungsprogramm, sondern ein Armutsabbauprogramm." Daran sollte die Regierung gemessen werden. Es brauche konkrete Maßnahmen für armutsgefährdete Familien. Etwa familienfreundliche Arbeitsplätze mit einer steuerlichen Begünstigung auf Teilzeitarbeit und Bonuspunkte für die Pension, wenn Kinderbetreuungspflichten nachgegangen wurde. "Working Poor ist zu großen Teilen ein Familienarmutsphänomen", erläutert Küberl. Zudem brauche es Familienleistungen, die die Anzahl der Kinder mitberücksichtigen. (ruep, DER STANDARD, 29.10.2013)