Sao Paulo - Der Tod eines 17-Jährigen bei einem umstrittenen Polizeieinsatz wegen Ruhestörung hat im Großraum der brasilianischen Millionenstadt Sao Paulo gewaltsame Proteste und Randale ausgelöst. Mindestens sechs Busse wurden in Brand gesetzt. Auch zwei Lkws und mehrere Autos gingen am Montagabend (Ortszeit) in Flammen auf. Teilweise vermummte Randalierer warfen Steine auf Polizisten, die ihrerseits Tränengas und Gummigeschoße einsetzten.

Polizei: Unfall

Ein Polizist hatte einen 17-jährigen Burschen am Sonntag in Jacana im Norden Sao Paulos in die Brust geschossen. Er starb später im Krankenhaus. Die Polizei sprach von einem Unfall; der Schuss habe sich unbeabsichtigt gelöst. Der 31-jährige Beamte muss sich wegen fahrlässiger Tötung verantworten.

Die Mutter des getöteten Jugendlichen bezweifelte die Darstellung der Polizei in einem TV-Interview. "Das war kein Unfall, das war kein Missgeschick - das war Mord", sagte sie bei der Beisetzung ihres Sohnes am Montag.

Nach lokalen Medienberichten vom Dienstag wurden bei den Protesten insgesamt 90 Personen vorübergehend festgenommen; über 30 von ihnen wurden auf die Polizeiwache gebracht. Die Demonstranten hatten unter anderem einen Lkw mit Autos auf der Ladefläche angezündet. Auf mehreren Straßen in der Nähe von Jacana brannten zudem Barrikaden aus Müll und Autoreifen. Es kam vereinzelt zu Plünderungen. Eine Person wurde nach ersten Erkenntnissen von Plünderern angeschossen. Die Fernstraße Rodovia Fernao Dias wurde blockiert, es bildeten sich kilometerlange Staus. (APA, 29.10.2013)