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Verschiedene spekulative Hedgefonds setzen auf das Pferd Griechenland.

Foto: AP/Tsironis

Die besten Anleihefonds der Welt kommen 2013 bis dato aus Athen – ausgerechnet. Griechenland wird nach Schätzung der OECD zwar auch dieses Jahr schrumpfen, aber das Abwenden eines Euroaustritts als ökonomischen GAUs hat ausgereicht, dass drei Fonds mehr als 100 Prozent Rendite in den vergangenen zwölf Monaten verzeichnen können. Das zeigen Daten von Morningstar, die dem "Wall Street Journal" vorliegen.

Dass der aktuell beste Anleihefonds aus Griechenland kommt, kommt nicht von ungefähr. Denn die Nachfrage nach südeuropäischen Anleihen hat sich insgesamt erholt, auch große Investoren aus den USA haben die Anlageklasse neu entdeckt. Eine Reihe von spekulativen Hedgefonds haben in den vergangenen Monaten verstärkt auf Griechenland gesetzt, etwa John Paulson, Dromeus Capital, Falcon Edge oder York Capital. Die langfristigen Zinsen für Athen etwa sind von über 30 auf knapp 8,6 Prozent gefallen. Auch in Spanien und Italien sind die Zinsen zuletzt deutlich gefallen, auf 4,1 Prozent jeweils.

Tempounterschied

Das hat auch mit einem volkswirtschaftlichen Trend zu tun. Geht es nach dem Chief Investment Officer des deutschen Vermögensverwalters DWS, Asoka Wöhrmann, ist aktuell ein "Tempounterschied" festzustellen: In den USA rauschen die Zinsen aufwärts, in Europa aber bleiben die Renditen auf tiefem Niveau. Damit drohen Anleiheinvestoren in den USA Kapitalverluste, weil steigende Zinsen die Preise der Bonds purzeln lassen – in Europa drückt die schwache Konjunktur aber auf die Kapitalmarktzinsen und unterstützt damit die Anleihen.

Die DWS rechnet nach aktueller Einschätzung im kommenden Jahr mit einem Anstieg von gerade einmal 0,3 Prozentpunkten in Deutschland, auf 2,2 Prozent. In den USA aber könnten bereits 3,5 Prozent bei langfristigen Bonds zu holen sein, 0,9 Prozent mehr als heute. Dass die Zinsen in den USA dreimal so schnell steigen dürften, hat mit den unterschiedlichen Wirtschaftsentwicklungen zu tun: "Das Wachstum im Euroraum wird schwach bleiben", urteilt Wöhrmann. In den USA hingegen rechnen Ökonomen mit knapp drei Prozent Expansion. Doch bei höherem Wachstum sind Anleihen traditionell eine schlechte Anlageklasse.

Verschuldung steigt bei Unternehmen

Dazu kommt auch bei Unternehmensanleihen ein "Tempounterschied", denn die relativ gute Lage in den USA hat das Verhalten der Unternehmen beeinflusst. In der größten Volkswirtschaft haben sich die Firmen in einem noch nie da gewesenen Umfang verschuldet (siehe Daten der US-Notenbank). "In den USA nehmen gerade Phänomene wie fremdfinanzierte Übernahmen, Fusionen und damit auch die Unternehmensverschuldung zu. Das ist vielleicht für die Aktionäre eine gute Nachricht, aber nicht unbedingt für die Anleihehalter", warnt aber Patrick Vogel. Der Fondsmanager ist bei der britischen Vermögensverwaltung Schroders für Europäische Unternehmensanleihen verantwortlich. Dass die USA bereits deutlich mehr konjunkturellen Rückenwind haben, habe zu mehr Verschuldung geführt.

In Europa hingegen schrumpft seit Jahren das ausstehende Volumen von Unternehmensanleihen, zeigen Daten von Dealogic, die derStandard.at zur Verfügung gestellt wurden. Seit 2009 schrumpft das gesamte Anleihevolumen in diesem Bereich stetig, um 155 bis 220 Milliarden Dollar pro Jahr. Trotz jahrelanger Niedrigzinspolitik haben Europas Unternehmen 751,4 Milliarden Dollar an Schulden abgebaut. Das sei für Investoren am Anleihemarkt eine gute Nachricht. "Die Pleitequoten sind gering geblieben, gleichzeitig sind die Unternehmen aber konservativ und vorsichtig", sagt Vogel. Auch der US-Staat hatte bis zuletzt weniger Sparzwang als die meisten europäischen Länder und damit höhere Defizite. Steigende Zinsen könnten das aber ändern. (Lukas Sustala, derStandard.at, 29.10.2013)