Graz/Hamburg - Einen Temperaturanstieg in Europa um ein bis fünf Grad bis zum Ende des 21. Jahrhunderts und,  je nach Region, häufigere und heftigere Starkregenniederschläge sagen die jüngsten Berechnungen und Modellierungen der Forscher im Programm Euro-Kordex voraus. Koordiniert wird die internationale Initiative auf europäischer Ebene vom Wegener Center für Klima und Globalen Wandel der Uni Graz gemeinsam mit dem Climate Service Center Hamburg.

Wetter- und klimabedingte Extremereignisse wie Hochwasser, Stürme, Lawinen oder Dürre und deren volkswirtschaftliche Schäden stellen die Gesellschaft auch in Österreich zunehmend vor neue Herausforderungen. Der jüngst präsentierte Bericht des Weltklimarats der UN (IPCC) geht von einer weiteren Erwärmung des Klimas mit dramatischen Auswirkungen auf das Wetter, den Meeresspiegel und die Arktis aus.

Mit der Frage, wie sich der Klimawandel bis zur Jahrhundertwende auf regionaler europäischer Ebene auswirken wird, beschäftigen sich 27 in der internationalen Kooperation Euro-Cordex zusammengefasste Klimaforschungsteams unter der Leitung von Andreas Gobiet vom Grazer Wegener Center.

Zunehmende Starkniederschläge

Die europäischen Regionalklima-Szenarien weisen laut Gobiet auf einen Temperaturanstieg in Europa um ein bis fünf Grad Celsius hin - mit regionalen Unterschieden: "Für Südeuropa ist eine stärkere Erwärmung im Sommer zu erwarten, in Ost- und im Nordosten Europas im Winter", präzisiert der Grazer Meteorologe und Geophysiker. In Nordeuropa würden zudem voraussichtlich Niederschläge zunehmen, im Süden Europas hingegen abnehmen. Für Südeuropa erwarten die Forscher überhaupt längere Trockenperioden und stärkere Hitzewellen. Laut Gobiet müssen die meisten Länder Europas auch damit rechnen, "dass es mehr und heftigere Starkniederschläge geben wird".

Mit der fernerkundlichen räumlichen Auflösung globaler Klimamodelle ließen sich kleinräumige Klimaveränderungen oder auch Starkniederschläge kaum abbilden, sagte Gobiet. Um diese Lücken zu schließen, "zoomen" die regionale Klimamodelle in einzelne Gebiete.

"Einige der Euro-Kordex-Simulationen weisen eine weltweit einzigartige Auflösung von nur zwölfeinhalb Kilometern auf", so Gobiet. Die Modelle berücksichtigen verschiedene Entwicklungsszenarien mit den dazugehörigen Treibhausgas-Emissionen. Bisher wurden mit insgesamt zehn verschiedenen Modellen nahezu 100 Simulationen durchgeführt. Der Vergleich der daraus entstehenden unterschiedlichen Berechnungen erlaube es, die Bandbreite der künftigen Klimaentwicklung weit besser abzuschätzen als je zuvor, so der Klimatologe. (APA, 29.10.2013)