Das Häuschen auf dem Land: Auch für viele Städter nach wie vor ein Traum.

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Salzburg - 42.000 Menschen pendeln täglich vom "Speckgürtel" in die Stadt Salzburg. Viele davon haben sich wegen der niedrigeren Grundstückspreise fürs Wohnen in einer Umlandgemeinde entschieden. Nicht wenige davon dürften sich aber verrechnet und die Folgekosten für Mobilität unterschätzt haben. Diesen Schluss legt ein Rechenprogramm namens "Moreco" des Salzburger Institutes für Raumordnung (SIR) nahe.

Mit Moreco ("mobility and residential cost") lassen sich die tatsächlichen finanziellen Vor- oder Nachteile des Wohnens im Grünen präzise und für alle Nutzer unentgeltlich berechnen. Wer vor der Entscheidung steht, eine teure Stadtwohnung oder eine günstigere Wohnung auf dem Land zu kaufen, sollte sich damit vertraut machen. Mit diesem Programm wird schnell ersichtlich, wie viel die Mobilität für alle Familienmitglieder langfristig wirklich kostet und wie schnell der ursprüngliche Kostenvorteil aufgefressen wird. Dabei werden Kreditkosten für die Immobilie berechnet und den Kosten für Fahrten in die Arbeit, zum Einkaufen, in Schulen, Freizeitzentren und vieles mehr in verschiedenen Verkehrsmitteln gegenübergestellt.

Mobilitätskosten werden unterschätzt

Fazit vieler Berechnungsmodelle: Wer eine Liegenschaft erwirbt, die schlecht an öffentliche Verkehrsmittel angebunden ist und deswegen ein Zweitauto braucht, wohnt langfristig keinesfalls billiger. Projektentwickler Thomas Prinz der Firma iSpace sagte. "Die Mobilitätskosten im Haus im Grünen werden oft unterschätzt, viele Menschen sind in eine Kostenfalle getappt. Es kann günstiger sein, teurer aber zentral und verkehrstechnisch gut aufgeschlossen zu investieren."

Die für Raumordnung zuständige Landeshauptmann-Stellvertreterin Astrid Rössler (Grüne) ergänzte, dass dabei die für die Allgemeinheit empfindlichen Folgekosten wie Kanal, Altenversorgung, Schulbusse und alle anderen Infrastruktureinrichtungen noch gar nicht eingerechnet sind. "Natürlich können und müssen diese aus Moreco deutlich sichtbar gewordenen Tatsachen auch Einfluss auf Genehmigungsverfahren haben. Das bedeutet, dass man Wohnbau dort genehmigen muss, wo es öffentliche Verkehrsmittel gibt. Wo nicht, sind Flächenwidmungspläne eben auch abzulehnen."

Moreco wurde vom SIR zusammen mit der Firma iSPACE nicht nur für Salzburg, sondern für fünf Nachbarländer wie Deutschland, Italien und Frankreich mitkonzipiert. Im gesamten Alpenbereich, wo Grundstücke begrenzt vorhaben sind, gebe es prinzipiell die gleichen Probleme, erläuterte Prinz. (APA, 29.10.2013)