Das wenig heitere Beruferaten um die ORF-Führung geht munter weiter - wie wohl noch einige Wochen bis zur Regierungsbildung und zum Frühjahr, wenn Publikums- und Stiftungsrat neu zu beschicken sind. Das jüngste Gerücht aus der großen ORF-Kantine: statt eines Zweier- nun ein Vierervorstand. Sieht zumindest nummerisch nicht ganz so deutlich nach 1:1 rot-schwarzer Besetzung aus - und muss sich im Ergebnis doch nicht davon unterscheiden.

Fanta Vier

Und wer könnten die - vorerst noch der Fantasie entspringenden - vier Herren und Damen sein? Wie seit Jahren fällt da rasch der Name des Radiodirektors Karl Amon, der vor ein paar Jahren noch Werner Faymann abgewunken hat, Alexander Wrabetz abzulösen. Damals stand der ORF freilich mit hohen zweistelligen Millionen im Minus. Amon wurde schon damals nachgesagt, er würde nur annehmen, wenn er Vorsitzender eines Vorstands würde - und nicht Alleingeschäftsführer, wie es ORF-Generäle bisher sind. Menschen, die Amon kennen, sagen aber: Es habe sich nichts daran geändert, dass er Radiodirektor bleiben will.

In der "Krone" stellte der mit dem Kanzleramt gut vernetzte Innenpolitiker Claus Pandi zuletzt in einer überraschend großen ORF-Story Stefan Ströbitzer auffällig in die Auslage, derzeit Vize der in Ungnade gefallenen Fernsehdirektorin Kathrin Zechner. Ströbitzer fehlt selten in Spekulationen über den ORF-Umbau.

Alexander Wrabetz soll, sagen wiederum andere, in den Koalitionsverhandlungen mit der ÖVP keine Muss-Bedingung der SPÖ sein. Wrabetz freilich lief bisher noch gegen jeden Ablöseanlauf mit Erfolg zu Höchstform auf. Und: Er wurde erst 2011 mit ziemlich breiter Mehrheit im Stiftungsrat wiedergewählt.

Verdienstentgang

Helmut Brandstätter ist als "Kurier"-Herausgeber bis 2019 unter Vertrag. Fragte man ihn konkret, ob er nicht doch ORF-Chef werden will, müsste er wohl einen politisch sehr exponierten, aber nicht mehr allein entscheidenden ORF-Vorstand abwägen gegen relativ große Freiheiten als "Kurier"-Chef. Beim ORF allerdings hätte er eine Option auf einen Platz in den Geschichtsbüchern, wenn er es mit seinem großen Selbstbewusstsein schaffen sollte, dass der ORF auch als unabhängig wahrgenommen wird. In einem Proporzvorstand fiele das womöglich schwerer. Und: Der Job als "Kurier"-Herausgeber und -Chefredakteur ist merklich lukrativer denn der des ORF-Generals. Und deutlich mehr Geld für das Management dürfte sich zwischen Gebührenrefundierung und Sparpaketen schwer ausgehen. Eher schon, wenn statt General plus vier Direktoren zwei Vorstände werken.

Auf der bürgerlicheren Seite gilt jedenfalls der bisherige Finanzdirektor Richard Grasl als Fixstarter für einen neuen Vorstand.

Aber: Sollte TV-Direktorin Kathrin Zechner tatsächlich abgelöst werden - würde mit all diesen Namen ein rein männlicher ORF-Vorstand ins Haus stehen. Brigitte Ederer wurde schon genannt - ob sie sich den tatsächlich noch antut, wo sie schon vor Jahren Aufsichtsrätin (im Kuratorium) war? 

Fortsetzung folgt. Bestimmt. (fid, derStandard.at, 29.10.2013)