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Der neue E-Book-Reader Kindle Paperwhite bringt einige begrüßenswerte Neuerungen im Vergleich zum Modell des Vorjahres - darunter ein schnellerer Prozessor und ein besserer Bildschirm. Das ist allerdings keine Revolution und daher könnten Kindle-Liebhaber und E-Reader-Einsteiger sich fragen, ob das Gerät seinen Preis auch wert ist.

Das aktuelle Paperwhite-Modell kostet  129 Euro bei Amazon, der Vorgänger wird weiter für 119 Euro verkauft. Nicht verwechselt werden darf der E-Reader mit Amazons Kindle-Fire-Reihe, bei der es sich um Tablets samt Farbbildschirm handelt.

Bücher über Medientheorie und Wirtschaft

Ich habe den Kindle Paperwhite eine Woche lang getestet und vor allem Bücher über Medientheorie und Wirtschaft darauf gelesen. Mit anderen Worten: Ich habe das Gerät maximal eine Stunde vor dem Zubettgehen benutzt und bin dann eingeschlafen.

Insgesamt lässt sich sagen, dass der Paperwhite ein exzellentes Produkt ist, aber kein Must-have für all diejenigen, die mit ihrem Paperwhite aus dem Jahre 2012 glücklich sind – auch wenn das neue Gerät mit einigen Verlockungen aufwarten kann.

Der neue Kindle Paperwhite wirkt einfach etwas peppiger als der alte. Auf dem E-Ink-Display tauchen nun nicht mehr die Schatten auf, die bei einigen Exemplaren des alten Paperwhite aus dem vergangenen Jahr gestört hatten. Laut Amazon wurde der Bildschirm mehrfach überarbeitet, um dieses Problem zu lösen.

Der Paperwhite besitzt drei neue Schlüsselfunktionen: Page Flip, „Wortschatz erweitern" und eine neue Funktion für Fußnoten.

Fußnoten per Popup-Fenster

Mit Page Flip kann man im virtuellen Buch herumblättern, ohne die Orientierung zu verlieren. Die neue Fußnoten-Funktion kann Fußnoten in einem Popup-Fenster auf der Seite anzeigen, auf der man sich gerade befindet, anstatt dass man dafür an das Ende des Buches katapultiert wird. Das funktionierte allerdings nur bei einigen Büchern, die ich gelesen habe. Die Funktion „Wortschatz erweitern", die als Ausklappmenü in den Einstellungen erscheint, zeigt virtuelle Karteikarten für jedes Wort, nach dem man während des Lesens gesucht hat.

Wenn man den Kindle anmacht, erscheint ein Menü auf dem Startbildschirm – darunter Home, Zurück, Hintergrundbeleuchtung einstellen, Einstellungen und der Einkaufswagen, der einen in den Amazon Store führt. Amazon bietet rund 2 Millionen E-Books für den Kindle an, darunter 400.000 Titel exklusiv für den Reader – die meisten der Bücher sind auf Englisch. Auf Deutsch sind rund 212.000 E-Books für den Kindle verfügbar.

Kunden, die Amazon Prime für 29 Euro im Jahr nutzen, können in Deutschland jeden Monat ein Kindle-Buch gratis aus der Bücherei ausleihen. Dort ist aber nur ein Bruchteil aller E-Books, die für den Kindle erschienen sind, verfügbar.

Sobald ich mit dem Lesen begonnen hatte, wurden die Unterschiede zwischen der alten und der neuen Generation des Paperwhite offensichtlich. Mein alter Paperwhite hatte einen seltsamen Schatten am unteren Rand des Bildschirms – insgesamt wirkte der Bildschirm beleuchtet etwas uneben. Der neue Bildschirm wirkt heller, der Kontrast ist stärker und die Schatten sind verschwunden.

Schnellerer Prozessor

Auch ein schnellerer Prozessor ist verbaut. Alles fühlt sich auf dem neuen Paperwhite schneller an – der Wechsel auf den Startbildschirm, die Suche, das Aufrufen der Einstellungen. Auch Bücher wurden schnell heruntergeladen, beim Seitenumblättern bemerkte ich dagegen kaum einen Unterschied.

Das neue Paperwhite kostet 129 Euro mit reiner WLAN-Verbindung und „Spezialangeboten", was bedeutet, dass Amazon-Werbung auf dem Sperrbildschirm angezeigt wird. Mit 3G-Mobilfunkverbindung kostet das Gerät 189 Euro. Eine Befreiung von der Werbung kostet jeweils 15 Euro extra.

Der Paperwhite ist mit 2 Gigabyte internem Speicher ausgestattet, in dem rund 1.000 Bücher Platz finden. Das Gerät besitzt lediglich einen Ein/Ausschalt-Knopf, eine LED-Statusleuchte und einen Micro-USB-Eingang zum Laden.

Trotz des besseren Prozessors hält der Akku des neuen Paperwhite genauso lange durch wie der des alten. Mit ausgeschaltetem WLAN lässt sich das Gerät laut Amazon bis zu zwei Monate ohne Aufladen nutzen. Nachdem ich den Kindle Paperwhite fünf Abende lang mit eingeschaltetem WLAN benutzt hatte, war der Akku noch immer zu rund 70 Prozent geladen.

Ladekabel kostet extra

Noch immer legt Amazon dem Gerät kein Ladekabel bei. Wer den Kindle ohne PC laden möchte, muss für das entsprechende Ladegerät 15 Euro extra berappen – zumindest, wenn er das offizielle Ladegerät von Amazon bestellt. Gleichwertige Ladekabel für den Micro-USB-Anschluss, der auch für die Paperwhite-Geräte geeignet ist, gibt es von anderen Herstellern schon ab 7 Euro bei Amazon.

Der Paperwhite besitzt keinen Kopfhörerausgang und unterstützt auch keine Hörbücher. Der „experimentelle Browser" fühlt sich genauso an – wie ein Experiment.

Was mir wirklich positiv aufgefallen ist, war die Autokorrektur von Notizen, wenn ich die Kindle-App auf dem iPad genutzt habe. Im Gegensatz dazu gibt es keine Autokorrektur für die selbst geschriebenen Texte auf dem Kindle, wodurch ich mich ständig vertippte und einige Notizen hinterließ, die für mich vermutlich irgendwann keinen Sinn mehr ergeben.

Von diesen Nachteilen abgesehen ist der neue Kindle Paperwhite eine willkommene Verbesserung für die Kindle-Serie. (Von LAUREN GOODE, WSJ.de/derStandard.at, 29.10. 2013)