Maplecroft ist ein britisches Beratungsunternehmen für globale Risiken, das jedes Jahr eine Landkarte der Umweltrisiken in Zusammenhang mit der Klimaveränderung publiziert. Der "Climate Change and Environmental Risk Atlas 2014" zeigt, in welchen Ländern die Veränderungen bis zum Jahr 2025 besonders extrem sein werden. Viele dieser Nationen sind Entwicklungsländer und touristisch eher Exoten, einige davon sind jedoch beliebte Reiseländer.

67 Länder sind laut Maplecroft-Atlas von Veränderungen, etwa der Zunahme von extremen Wetterphänomenen wie Sturm, Überschwemmungen oder Trockenheit, betroffen. Insgesamt wurden 193 Länder untersucht. Österreich liegt auf Platz 172, Deutschland auf Platz 182 und die Schweiz auf Platz 190. Das geringste Risiko besteht für Island, das auf dem letzten Platz (193) liegt.

Zu den Ländern mit extremem Risiko, die auch für Touristen interessant sind, gehören Myanmar (16), Indien (20), Nepal (22), Madagaskar (23) und Vietnam (26). Ein hohes Risiko besteht für Länder wie Indonesien (38), Thailand (45), Taiwan (55), Kenia (56), Jamaika (60), China (61) und Hongkong (66).

Entwicklungsländer leiden besonders

Es sind vor allem Länder mit aufstrebender Wirtschaft, die einem extremen oder hohem Risiko für Klimaveränderungen ausgesetzt sind. Stürme, Überflutungen und Trockenheit sind für diese Nationen schon jetzt ein großes Problem und werden in Zukunft noch mehr Einfluss auf deren Entwicklung haben.  Ernten werden vernichtet und die Infrastruktur inklusive Straßen, Eisenbahnlinien, Häfen oder Telekommunikationseinrichtungen werden zerstört.

Die Regionen mit dem höchsten Risiko sind Westafrika und die Sahelzone. Bis 2040 werden diese Gebiete nicht nur von der Erderwärmung betroffen sein, auch eine Veränderung der Niederschläge wird massive Veränderungen für die dort lebenden Menschen und die Wirtschaft mit sich bringen. Nigeria, die wichtigste Wirtschaftsnation in Westafrika, liegt beispielsweise auf Platz sechs der Länder mit dem höchsten Risiko für klimatische Veränderungen.

Die Städte mit dem höchsten Risiko sind laut Maplecroft-Atlas Dhaka (Bangladesch), Bangkok (Thailand), Manila (Philippinen), Hongkong, Mumbai (Indien), Shenzhen (China), Kalkutta (Indien) und Ho Chi Min (Vietnam). Wenig Risiko besteht hingegen für Städte wie Paris, Kairo, Lima, London, Mokau, Istanpul, São Paulo oder Madrid.

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Der "Climate Change and Environmental Risk Atlas 2014" zeigt anhand der farbigen Abstufungen, wo das Risiko für Veränderungen durch den Klimawandel besonders hoch ist. Betroffen sind in erster Linie Entwicklungs- und Schwellenländer. Auch zahlreiche Reisedestinationen sind unter den "Risikoländern.

Grafik: Maplecroft

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Äthiopien gehört zu den am stärksten vom Klimawandel betroffenen Ländern (10). Dürren und ausbleibende Niederschläge führen zu Ernteausfällen und damit zu Hungerkatastrophen. Dazu werden zunehmend Flächen für die Lebensmittelproduktion für beispielsweise Palmölplantagen geopfert. Tropische Wälder werden abgeholzt, was das Problem der klimatischen Veränderungen noch weiter verschärft. Der Tourismus ist für 5,5 Prozent des BIP verantwortlich und soll in Zukunft das Land von der Agrarwirtschaft unabhängiger machen.

Foto: REUTERS/Barry Malone

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Zu den Hochrisikoländern gehören auch die Philippinen (9). Der Inselstaat ist in erster Linie von Überschwemmungen betroffen, ausgelöst sowohl durch starke Regenfälle als auch durch Taifune und den steigenden Meeresspiegel. Das Auswärtige Amt in Deutschland warnt sogar ausdrücklich Touristen vor den heftigen Regenfällen zwischen Juni und November, durch die es zu Überschwemmungen und Erdrutschen kommen kann.

Foto: EPA/FRANCIS R. MALASIG

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Von ähnlichen Wetterphänomenen betroffen ist ein Land, das sich in den vergangenen Jahren für den Tourismus geöffnet hat und sich inzwischen immer größerer Beliebtheit bei Reisenden aus aller Welt erfreut. Kambodscha (8) ist ebenfalls immer häufiger von massiven Monsun-Regen betroffen, was zu Überschwemmungen im ganzen Land führt. Gleichzeitig werden während der Trockenzeit die Dürrekatastrophen zunehmen. Ein Temperaturanstieg von 1-2 °C würde zudem das Absterben der Korallenriffe bedeuten, so dass die Küstenregionen schutzlos dem Meer ausgeliefert sind, der steigende Meeresspiegel bedeutet außerdem eine Überschwemmung des Mekong-Deltas.

Foto: REUTERS/Chor Sokunthea

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Die Demokratische Republik Kongo (7) in Zentralafrika ist - wenn überhaupt - nur für sehr erfahrene Reisende eine mögliche Destination. Das Außenministerium warnt ausdrücklich davor, das Land zu besuchen, da die Gefahren durch politisch-Wirtschaftliche Umstände, kriegerische Auseinandersetzungen und Gesundheitsrisiken erheblich sind. Das ohnehin schwer in Mitleidenschaft gezogene Land ist auch den Folgen der Klimaveränderung ausgesetzt, die sich hier vor allem in Form von einem bedeutenden Erwärmungstrend bemerkbar macht.

Foto: EPA/RICKY GARE

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Nigeria ist, wie bereits angeführt, ein wichtiger Ölproduzent. Extreme Wettergeschehnisse beeinflussen die Ölproduktion und natürlich auch die Landwirtschaft. Während massive Regenfälle für Überschwemmungen sorgen, vernichten Dürreperioden die Ernten.

Foto: REUTERS/Joe Brock

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Der Südsudan (5) gehört ebenfalls zu den Ländern mit einem extrem hohen Risiko für Einflüsse durch die klimatischen Veränderungen. Das Land ist arm und instabil und die Folgen des Klimawandels, etwa ausbleibende Niederschläge die die landwirtschaftlichen Erträge schmälern, heizen die Spannungen weiter an.

Foto: REUTERS/Finbarr O'Reilly

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Haiti (4) wird immer wieder von Tropenstürmen getroffen, die dem Land seit Jahren in verheerendem Ausmaß zusetzen. Abgesehen davon bedrohen aber auch andere Phänomene der Klimaerwärmung, wie der steigende Meeresspiegel, das ohnehin arme Land.

Foto: Ramon Espinosa/AP/dapd

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Auch in Sierra Leone (3) werden zunehmend landwirtschaftliche Flächen aus der Lebensmittelproduktion für den Anbau von Pflanzen für die Bio-Sprit-Produktion geopfert. Dazu kommen die Auswirkungen des Klimawandels wie Dürre und Überschwemmungen. Zudem schrumpfen die natürlichen Tierbestände (Elefanten, Löwen etc.) oder sind bereits verschwunden, verursacht durch die zunehmende Trockenheit.

Foto: REUTERS/Simon Akam

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Guinea-Bissau (2) an der westafrikanischen Küste ist mit vielen kleinen Inselchen vom Anstieg des Meeresspiegels besonders betroffen. Als armes Land hat es noch dazu keine Möglichkeiten, etwas gegen die Auswirkungen des sich verändernden Klimas zu unternehmen.

Foto: REUTERS/Joe Penney

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Das am stärksten vom Klimawandel betroffene Land ist Bangladesch (1). Massive Überflutungen führen immer wieder zu großflächigen Verwüstungen, fordern hunderte Opfer und zerstören den bescheidenen Besitz der ohnehin bitterarmen Bevölkerung. Die Erträge aus der Landwirtschaft werden in Zukunft weiter sinken, was für ein armes Land wie Bangladesch eine Katastrophe darstellt. 

Der Großteil der klimaaktiven Emissionen stammt übrigens auch den entwickelten Industrienationen, die von den Auswirkungen des Klimawandels am wenigsten betroffen sein werden und zudem über die finanziellen Mittel verfügen, mit den veränderten Lebensbedingungen auch in Zukunft umgehen zu können. (todt, derStandard.at, 30.10.2013)

Foto: AP/Rajesh Kumar Singh