Caroline Kerschbaumer bei der Arbeit: Dank ihrer Initiative arbeitet sie neuerdings nur noch mit nachhaltig produziertem Gold.

Foto: Skrein* - Die Schmuckwerkstatt

Fair produziert Goldschmuck.

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Das Ziel von Alexander Skrein heißt: 100 Prozent Recyclinggold.

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Wien – Vor etwa einem Jahr hatte die menschenrechtsaktive Goldschmiedin Caroline Kerschbaumer ihren Chef zum ersten Mal auf das Thema faires und grünes Gold angesprochen. Und Alexander Skrein, der wiederum bei der Plattform respekt.net aktiv ist, musste nicht lange überzeugt werden: "Das liegt doch auf der Hand, dass man das machen muss", betont er im Standard-Gespräch.

Inzwischen ist die Umstellung komplett vollzogen: In der Schmuckwerkstatt Skrein in der Wiener Spiegelgasse wird nur noch fair produziertes oder recyceltes Gold verarbeitet. Ziel für 2014 ist es, dass 40 Prozent des Goldbedarfs über zertifizierte Fairtrade-Lieferketten bezogen werden und der Rest mit Recyclinggold abgedeckt wird.

"Mein Traum wäre es ja, wenn wir nur noch mit Recyclinggold arbeiten würden – oder mit fair produziertem grünem Gold, das nicht in Minen gefördert, sondern in Flüssen gewaschen wird", erläutert Skrein. "Denn nur so würde die Umwelt bei der Produktion fast überhaupt nicht beeinträchtigt." Doch grünes Gold wird weltweit in zu geringen Mengen produziert.

"Sie sind ja der Einzige"

Dass es eine Nachfrage nach rundum fair produziertem Schmuck gibt, hat sich für Skrein bereits bestätigt: "Das wird in den Kundengesprächen bereits deutlich", berichtet er. "Vergangene Woche hatte sich ein Paar Eheringe angeschaut, und ich hatte lediglich in einem Nebensatz erwähnt, dass meine mit Fairtrade- und Recyclinggold hergestellt werden." Ein paar Tage später sei das Paar nach einigen weiteren Juwelierbesuchen bereits wieder in seinem Geschäft gewesen: "Sie sind ja der Einzige in Wien, der Fairtrade-Schmuck hat."

Dass das in nächster Zeit mehr und mehr zum Thema wird, ist für Skrein keine Frage: "Wer einmal etwas über die Herstellungsbedingungen von normalem Gold gehört hat, will sich mit so etwas eigentlich nicht mehr schmücken." Herkömmliche Goldproduktion bedeutet vor allem im Kleinbergbau Ausbeutung und massive Gefährdung für die Arbeiter. Weltweit leben rund 100 Millionen Menschen vom Kleinbergbau. Rund 90 Prozent der globalen Arbeitskräfte für die Goldproduktion sind im Kleinbergbau tätig – die aber nur zehn bis 15 Prozent der jährlichen Goldproduktion abdecken. Und denen oft nur 70 Prozent des üblichen Weltmarktpreises gezahlt werden.

Kinderarbeit und Schuften

Diese Produktion bedeutet oft auch Kinderarbeit und Schuften, ohne die nötigen Schutzvorkehrungen. Denn das Gold wird in den Minen meist mithilfe von Quecksilber zu Amalgam verwandelt und gefördert. In den meisten Bergbausiedlungen fehlt es an Sanitäreinrichtungen, sauberem Wasser und guten Unterkünften. Und es gibt nur kaum oder gar keinen Zugang zu Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen.

Auf Initiative der britischen Fairtrade-Organisation wurde daher ein faires Produktionssystem gezielt für den Kleinstbergbau entwickelt: Das bedeutet nicht nur einen garantierten Mindestpreis sowie eine Sozialprämie, sondern auch ein Verbot von Kinderarbeit, eine Stärkung der Bergarbeiterorganisationen, Schutzausrüstung, Sicherheits- und Gesundheitstraining und ein minimierter Einsatz von Chemikalien.

Lieferkette via London

Skrein bezieht sein fair produziertes Gold nun über eine streng zertifizierte Lieferkette via London von der Sotrami-Mine in Peru. Neben dem Fairtrade-Mindestpreis werden pro Kilo 2000 Euro Sozialprämie bezahlt, mit deren Hilfe Sozialeinrichtungen in der Kommune finanziert werden.

Alexander Skrein geht aber noch weiter: "Wenn ich beispielsweise meine Schließen aus Italien beziehe, dann bezahle ich die jetzt nicht mehr mit Geld, sondern mit fairen oder recycelten Goldnuggets." Somit ist auch hier eine nachhaltige Produktion sichergestellt.

Vor der Umstellung musste vor allem aber noch eines gerechnet werden: Um wie viel muss der Schmuck teurer werden, wenn nur noch Fairtrade- oder Recycling-Gold verwendet wird? "Wir verarbeiten in unserem Betrieb rund fünf Kilo Gold pro Jahr. Davon sind nun drei Kilo recyceltes Material – und das kostet genauso viel wie konventionelles Gold."

Mehrkosten von einem Euro pro Gramm

Für die restlichen zwei Kilo Fairtrade-Gold sind unabhängig vom aktuellen Goldpreis 4000 Euro Sozialprämie zusätzlich zu zahlen. Das heißt: "Bei meinem gesamten Goldbedarf geht es hier um Mehrkosten von einem Euro pro Gramm. Und ein durchschnittliches Schmuckstück wiegt bei uns zehn Gramm. Zehn Euro Mehrkosten? Da kostet sogar die Verpackung mehr." Die verblüffende Antwort lautet daher: Die Preise müssen wegen des Einsatzes von nachhaltigem Gold überhaupt nicht erhöht werden. (Roman David-Freihsl, DER STANDARD, 31.10.2013)