Hilfe für Obdachlose ist in Linz nicht mehr uneingeschränkt möglich.

Foto: Der Standard

Bei der Caritas Oberösterreich unterscheidet man jetzt zwischen neuen und alten EU-Bürgern.

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Linz - An den Fenstern der Wärmestube der Caritas an der Ecke Dinghofer- und Goethestraße klebt seit wenigen Tagen ein Info-Zettel. Einige wenige Zeilen, die aber an Brisanz nicht zu unterschätzen sind. Hingewiesen wird nämlich darauf, dass künftig die Nationalität eine entscheidende Rolle beim Einlass in das Hilfsprojekt für Obdachlose spielen wird: "Leider ist es uns nicht mehr möglich, Menschen aus den neuen Beitrittsländern der EU zu versorgen." Angeführt werden in der einseitigen Caritas-Notiz insgesamt 13 (Ost-)Beitrittsländern, deren Bürgern ab 1. November 2013 in der Obdachloseneinrichtung die rote Karte gezeigt wird.

Tumultstadl statt Ruhezone

Hintergrund für die künftig scharfen Eingangskontrollen sei laut Caritas die stetig wachsende Zahl der Hilfesuchenden. Die Wärmestube ist eigentlich als eine Ruhezone und Rückzugsmöglichkeit - ohne Konsum- oder Beratungszwang - konzipiert. Weiters bekommen die Besucher gegen geringes Entgelt eine warme Mahlzeit, können duschen und Wäsche waschen. In Notfällen können auch Kleidung bzw. eine geringe finanzielle Unterstützung ausgegeben werden. Für 60 Plätze ist die Wärmestube bewilligt. So sieht es zumindest das Konzept vor. Tatsächlich sei aber, so die Caritas, die Zahl deutlich höher.

Immer öfter würden ganze Gruppen, bevorzugt "aus osteuropäischen Ländern", die Wärmestube besuchen. "Wir hatten einen extremen Ansturm einer neuen Kontaktgruppe. Und die Situation hat sich zugespitzt. Wir hatten bis zu 160 Personen am Tag bei uns. Es war einfach nicht mehr handelbar. Die Großgruppen drängen Einzelpersonen zurück, es gab massive Konflikte bis hin zu tätlichen Übergriffen auf Mitarbeiter", erläutert Alexandra Riegler-Klinger, Geschäftsführerin der Caritas für Menschen in Not, im Gespräch mit dem STANDARD.

Der Sturm auf das warme Buffet hat die Caritas nun eben zur "Schärfung der Zielgruppe" bewogen: "Diese Gruppen, die zu uns kommen, wollen eigentlich nichts, außer eine rasche Versorgung - und genauso schnell sind sie dann wieder weg. Diese Menschen wollen keine Beratung und halten sich auch an keine Hausregeln. Wir hatten extreme Konflikte, und mehrmals musste die Polizei eingreifen." Zielgruppe seien aber "wohnungslose oder ehemals wohnungslose" Menschen.

Sozialer Türsteher

Problematisch bleibt trotzdem, dass laut dem offiziellen Infoblatt nicht das Verbot von "Großgruppen" oder eine verschärfte Hausordnung beschlossen wurde, sondern generell über Menschen aus den neuen EU-Ländern ein Zutrittsverbot verhängt wurde. Riegler-Klinger: "Uns geht es aber um diese ganz großen Gruppen." Eine fünfköpfige Familie aus der Slowakei dürfte also am 2. November in die Wärmestube? Riegler-Klinger: "Wir sind prinzipiell eine Einrichtung für Erwachsene." Sechs Kroaten ohne Kinder? Riegler-Klinger: "Braucht wer eine sozialarbeiterische Beratung, dann kann er natürlich hereinkommen. Geht es nur um eine schnelle Versorgung, dann nicht."

Künftig wird sich also im Eingangsbereich der Linzer Wärmestube ein Sozialarbeiter "aufpflanzen" und den Zugang streng kontrollieren. "Es ist keine leichte Aufgabe, aber wir müssen uns schützen", erläutert die Caritas-Leiterin. Zusätzlich gebe es auch Überlegungen, ein neues, großgruppentaugliches Betreuungsangebot zu schaffen. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 31.10.2013)