Verena Haselböck im Sarg-Schauraum des Bestattungsbetriebs, den sie 2008 von ihrem Vater übernommen hat.

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Wolkersdorf - Christbaum, Packerl, Kekse, alles stand bereit für die Bescherung. Da klingelte das Telefon. Verena Haselböcks Vater tat, was er tun musste. Der Tod schläft nie. Selbst zu Weihnachten nicht. Das hat sich bei Verena Haselböck schon eingebrannt, als sie ein Kind war. Vor fünf Jahren hat die heute 37-Jährige die Bestattung Haselböck in Wolkersdorf im Weinviertel vom Vater übernommen. In vierter Generation, als erste Frau der Familie.

In Niederösterreich ist sie weit nicht die Einzige in der Branche. "Es werden immer mehr Frauen, viele in unserem Alter", bestätigt die niederösterreichische Innungsmeisterin, Katharina Strack. 600 Bestattungsunternehmen gibt es in Österreich. Die meisten Frauen, die eines leiten, kämen über die Familie dazu, sagt Strack. Die 33-Jährige hatte zunächst Gesundheitsmanagement studiert, seit sechs Jahren führt sie den Familienbetrieb in Purkersdorf.

Keine Leichen, sondern Verstorbene

Verena Haselböck pflegte als Kosmetikerlehrling die Haut lebender Kunden. Später absolvierte sie eine Prüfung zur Thanatopraktikerin, ist also befugt, die Gesichter der Toten kosmetisch zu behandeln. Doch Tote gibt es eigentlich nicht bei Haselböcks. "Es sind keine Leichen, sondern Verstorbene, sie werden nicht eingegraben, sondern beerdigt", sagt Verena Haselböck. "An oberster Stelle steht immer die Pietät und dass man die Würde des Verstorbenen wahrt."

Auch wenn man gerade aus dem Schlaf gerissen wurde. Das passiert nicht so selten: Haselböck und ihr Mann beschäftigen nur einen Vollzeitmitarbeiter und eine Halbzeitkraft, müssen auf Abruf bereitstehen. "Es kommt vor, dass wir eine Woche keine einzige Bestattung haben und dann wieder fünf an einem Tag", sagt Haselböck.

Sarglager im Keller

Im Keller des Hauses in einer ganz gewöhnlichen Wohnstraße von Wolkersdorf befindet sich das Sarglager, darüber liegen die Büros für den Papierkram sowie der Schauraum, in dem Särge und Innenbezüge ausgestellt sind.

Einen Raum weiter hinten können Kunden in einem Regal zwischen aschgrauen bis bordeauxroten Urnen wählen. Auf dem Gang dorthin marschieren sie an einer Totenmaske vorbei, an Prospekten über das Pressen von Asche zu Diamanten und an in Silber gegossenen Fingerabdrücken. Es gebe immer mehr extravagante Formen des Andenkens oder Bestattens, gewählt würden diese aber nur vereinzelt.

3500 bis 4000 Euro Bestattungskosten

Für eine gewöhnliche Bestattung sei mit Kosten ab 3500 bis 4000 Euro zu rechnen, nach oben sind die Grenzen offen. Teurer geworden seien vor allem Gebühren, "für die wir nichts können", erklärt Innungsmeisterin Strack. Sie habe zuletzt unter Berücksichtigung der Inflation ihre Preise für eine Bestattung von 1998 nachgerechnet und sei auf die gleiche Summe gekommen, wehrt sich Strack gegen den oftmaligen Vorwurf, Bestattungen seien so teuer.

Immer beliebter wird jedenfalls eine eher günstige Form: Etwa jeder dritte Tote in Österreich wird eingeäschert. Entsprechend ausgelastet sind die Krematorien: Zwei Wochen müsse man etwa rechnen, bis die Einäscherung erledigt ist, sagt Haselböck.

Informieren zu Lebzeiten

Sie selbst tendiert auch zu einer Feuerbestattung, weiß genau, an welchem Platz sie die Urne mit ihrer Asche gerne hätte. "Aber das wechselt ständig", sagt sie. Interessanterweise komme es immer öfter vor, dass auch einmal ältere Personen mit einem ihrer Kinder zu ihr kämen und sich über Bestattungsmöglichkeiten informieren. "In ganz lockerer Atmosphäre. Das finde ich toll."

Sie selbst hat keine Kinder, die Arbeit sei nicht familientauglich. "Ich habe als Kind nie eine Leiche gesehen", sagt die Bestatterin, aber dass der Tod niemals Urlaub macht, das mache einiges sehr schwierig. Nicht nur zu Weihnachten. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 31.10.2013)