Nächstenliebe kennt Grenzen. Selbst bei der Caritas. Rechtzeitig mit Beginn der kalten Jahreszeit ist in der Wärmestube der Caritas Oberösterreich in Linz der Ofen für "Menschen aus den neuen Beitrittsländern der EU" künftig aus. Begründet wird dies mit einer offenbar rein osteuropäischen Vorliebe zum Gruppenauftritt, der daraus entstehenden Platznot samt dadurch steigendem Konfliktpotenzial.

Sollten unter den hilfesuchenden Wohnungslosen tatsächlich mit unangenehmer Regelmäßigkeit die letzten Fetzen fliegen, ist es nur verständlich, dass man vonseiten der Hilfsorganisation Maßnahmen setzt. Doch wenn die Caritas auf einmal so richtig hart durchgreift, bleibt plötzlich die Menschlichkeit auf der Strecke - und eben künftig alle Kroaten, Tschechen, Bulgaren, Slowenen usw. vor der Türe. Plötzlich schlagen ausgerechnet jene, die sonst am lautesten ihre Stimme für Minderheiten und gegen Pauschalverurteilungen erheben, in dieselbe Kerbe. Für die, die in der wärmenden Stube auf den Tisch hauen und zu Recht ein Hausverbot bekommen, muss nun die gesamte Volksgruppe büßen. So einfach - und gefährlich - können karitative Lösungsansätze sein.

Eine "Du kommst hier nicht rein"-Mentalität löst keine Probleme. Weder in der Dorfdisco noch im Obdachlosenheim. Eine neue und vor allem größere Anlaufstelle für Hilfesuchende wäre die einzig sinnvolle Alternative. (Markus Rohrhofer, DER STANDARD, 31.10.2013)