Aus dem Café der Kunstlocation TBA 21 im Augarten wurde ein Restaurant - irgendwie auch mit Kunstanspruch.

Foto: Gerhard Wasserbauer/http://www.wasserbauer.cc

Rehfilet wird gar durchgebraten, dieses mit Mohnstrudel zu servieren hat durchaus Witz - nur staubt einem der mangels Sauce schnell einmal bei den Ohren hinaus.

 

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Foto: Elsa Okazaki

Wer im Café "die Au" der TBA 21 ein Bier bestellt, wird vor die Wahl zwischen 13 Sorten der dezidiert ausgesuchten Art gestellt. Etliche IPAs, mehrere Weißbiere, überhaupt Obergäriges aller Art, aber auch diverse extreme Pilse, mit oder ohne Zugabe wilder Fruchtauszüge. Nur wenn's echt sein muss, man etwa nach dem Laufen stante pede sein Seidl braucht, wird auch Hirter vom Fass gezapft. Freude hat das Personal mit derlei Banal-Bestellungen aber keine.

Ist auch okay so, irgendwer muss schließlich auch in einem Bierschüttland wie dem unseren damit anfangen, sich dem Trend zu Craft Beers als spannendem Getränk und exquisitem Speisenbegleiter zu widmen. Das Café, wo es bis vor wenigen Wochen so gut wie gar nichts zu essen gab, ist dafür freilich ein überraschender Ort.

Charakterstarke Getränkekarte

Zumindest auf den ersten Blick. Tatsächlich ist mit Valentin Siglreithmaier (zuvor Küchenchef im Le Bloom des Innenstadthotels Lamée) seit Anfang Oktober ein neuer Restaurantleiter engagiert, der mit Sous-Chef Florian Rudolph und mit Sommelier Hubert Peter beinahe seine halbe Mannschaft an die neue Adresse mitgenommen hat. Peter ist es, der die Biere forciert, was aber nicht heißt, dass außergewöhnliche Weine hier zu kurz kämen, im Gegenteil: Eine so individuelle, kantige, charakterstarke Getränkekarte wie jene des Au würde man sich auch anderswo wünschen. Beim Essen hingegen scheint noch nicht ganz klar, wo die Reise hingehen soll. Tagsüber liegt der Fokus auf verschiedenen Salaten und Eintöpfen, die großteils toll gelingen und allesamt deutlich unter zehn Euro kosten. Bohneneintopf mit einem Paar köstlich gegrillter Salsicce etwa, bissfestes Kürbisragout mit knuspriger Polenta oder ofengebackene Piroggen mit Pilzfülle, Sauerrahm, Röstzwiebeln und allerhand Kräutern - alles richtig gut.

Teller mit Tütü und Tata

Am Abend geht es vergleichsweise aufwändiger zu, manche Gerichte wirken aber, als ob die Kunstlocation in der Küche zu deutlichem Kopfzerbrechen geführt hätte. Wenn etwa eine passable Ochsenwangerlsulz mit Vanillekren in einer gusseisernen Rohrmuffe serviert wird, die offenbar das Motiv der Kerzenleuchter (auch im Installateur-Look) aufnehmen soll. Reinankenfilet wird saftig gebraten, die Kombination mit herbstlich süßem, ofengebratenem Kürbis und einem Würfel klebrigen Pfefferkaramells findet aber gar nicht zusammen. Dass der Fisch mit einer Art Badeschaum überzogen zu Tisch kommt, verbessert den verwordakelten Eindruck auch nicht. Viel besser gelingt die warm geräucherte Entenbrust mit weißen Bohnen und gebackener Sardelle - da sitzen die Aromen, und der Kunstanspruch hat Pause. Rehfilet wird (siehe Bild) gar durchgebraten, dieses mit Mohnstrudel zu servieren hat durchaus Witz - nur staubt einem der mangels Sauce schnell einmal bei den Ohren hinaus. Die Küche müsse sich erst finden, meint Siglreithmaier dazu. Das sollte man stark hoffen, der Ort ist nämlich ein sehr charmanter. Bis zum Sommer, wenn die großartigen Terrassen wieder bespielbar sind, ist ja noch einige Zeit. (Severin Corti, Rondo, DER STANDARD, 31. 10. 2013)