Backpacking mag sehr viele Vorteile haben. Doch was dieser Lebensstil oftmals mit sich bringt, ist das vielfache Umdrehen jedes Euros, Dollars oder Pesos. Und je länger die Reise andauert, desto wichtiger wird es, denn: Auch Kleinvieh macht Mist! Da werden schon mal drei Umstiege einem Direktflug vorgezogen, wenn man damit € 50 sparen kann.

Denn nachdem ich drei Wochen lang Teil des amerikanischen Traums sein durfte und jede Cupcake-Sorte durchprobiert hatte, war ich nun bereit, Mexiko näher kennen zu lernen. Und hier bedeuten € 50 unter Umständen vier bis fünf Hostel-Nächte.

Mein letzter Aufenthaltsort war Albuquerque, New Mexiko, um dort Freunde zu besuchen. Ein Direktflug nach Mexiko City ist auf Grund der aufgelisteten Preise vor meinen Augen zerplatzt wie eine Seifenblase. Stattdessen gönne ich mir nun ein Zugticket von Albuquerque nach Los Angeles. Von dort aus sollte es über den Luftweg weiter nach Mexiko gehen. Die Vorteile: Erstens ist der Zug um ein Drittel billiger, zweitens bieten Landstrecken vom Ausblick her natürlich mehr Abwechslung, als der triste Blick aufs Essenstablett im Flugzeug. Ein 30-Stunden-Anreise-Marathon war damit fixiert.

Also keine Zeit verlieren: Ab geht's zum altmodischsten, aber entzückendsten Bahnhof der Welt! Diese Station war so alteingesessen, dass es nicht mal digitale Anzeigen gab. Man muss noch den Lautsprechern lauschen, um up-to-date zu bleiben. Das hat etwas!

Foto: Tanja Zimmermann

Der eintreffende Zug hingegen erinnert eher an einen Respekt einflößenden Stahlkomplex. Und die Geschwindigkeit, mit der dieses Monster dahin rasen sollte, mindert meinen ersten Eindruck nicht.

Foto: Tanja Zimmermann

Erst mal eingestiegen, liegen 16 Zugstunden vor mir. Zwar sitzen ein paar Reihen vor mir Mutter und Tochter, welche anscheinend eine Aversion gegen Duschen, Deo, Parfum und Hygiene im Allgemeinen haben und so manchen Gerüchen der Wiener U-Bahn Konkurrenz machen könnten, doch mindert das die Begeisterung über die fantastische, vorbeiziehende Landschaft nicht:

Foto: Tanja Zimmermann
Foto: Tanja Zimmermann
Foto: Tanja Zimmermann
Foto: Tanja Zimmermann

Nach einer wortwörtlich rasanten Nacht im Zug, komme ich zwar mit einem klopfenden, aber glücklichen Herzen (in dieser Nacht merke ich wieder einmal, dass ich gerne auf Höchstgeschwindigkeiten verzichten kann) in Los Angeles Downtown an.

Foto: Tanja Zimmermann

Nach ein paar Stunden in L.A. geht es ab zum Flughafen! Die Fluglinie Aeromexiko sollte mich nach Mexiko bringen! Bereits beim Check-In wird ausschließlich Spanisch gesprochen, und die anderen Passagiere (ausnahmslos Mexikaner) starren mich an – so viel zum Thema, ich wollte nicht als Touristin auffallen. Das kann ich mir in meine – für mexikanische Verhältnisse – zu hellen Haare schmieren.

Nach dreieinhalb Flugstunden stehe ich nun auf dem Boden von Mexiko City. Bereits beim Flughafenausgang will mich der erste Polizist über den Tisch ziehen und mir eine Buskarte um den doppelten Preis verkaufen.

Viele mexikanische Polizisten sind recht korrupt und das spürt man auch. Liegt es an ihrem falschen Lächeln, dem spitzbübischen Funkeln in den Augen oder ihrer offenen Hand, die mit ein paar Scheinchen gefüttert werden will.

Ich kehre um und versuche im Flughafen mit ein paar Leuten auf Spanisch zu reden, bis sich ein Angestellter findet, der auch fließend Englisch spricht. Mit seinem Airport-Fahrzeug fährt er mich liebenswerter Weise zum richtigen Bus, um anschließend dem Busfahrer Anweisungen zu geben, wo er mich hinbringen soll. Zum Schluss gibt es noch eine herzliche Umarmung.

Foto: Tanja Zimmermann

Unterm Strich fängt mein Besuch in einer der gefährlichsten Städte der Welt gar nicht so schlecht an!

Der Weg mag beschwerlich und lang gewesen sein, doch dann schätzt man die Ankunft am Ziel noch ein bisschen mehr. Aber jeder muss für sich selbst entscheiden, ob er sich das jemals antun will oder doch lieber einen Direktflug bucht!

Viva la Mexico! (Tanja Zimmermann, derStandard.at, 31.10.2013)