Im März 2004 explodierten in Madrid zehn Sprengsätze in Personenwagen der Vorortzüge Cercanías Madrid. 191 Menschen starben, über 2.000 Menschen wurden verletzt, viele davon schwer. Terroristen hatten die Bomben dort platziert, wo eine Explosion am meisten Schaden anrichten würde: in den Zügen, die die Menschen am Morgen in die Arbeit brachten.
Die Geschehnisse vom 11. März wurden auf der ganzen Welt mit Schrecken verfolgt. Auch von Lisa Dolev, CEO und Mitbegründerin von Qylur Security Systems. Für sie war das Ereignis ausschlaggebend für eine Idee, mit der sie helfen will, in Zukunft derartige Anschläge zu verhindern. "Es wäre Vogel-Strauß-Denken, wenn man die Notwendigkeit von Sicherheitsvorkehrungen verleugnen würde", so Dolev. "Es gab zu dem Zeitpunkt keine Technologie zum Schutz derartiger Orte. Ich begann also damit, erste Skizzen anzufertigen für eine Sicherheitskontrolle, die schnell, sicher und einfach sein sollte", erläutert Dolev den Beginn von Qylur Security Systems. Herausgekommen ist zehn Jahre später ein automatischer Check-In namens Qylatron.
Vereinfachung des Verfahrens
Qylatron ist ein automatisiertes Verfahren, dass die notwendigen Sicherheitschecks vereinfachen soll. "Heute braucht man für eine Tasche viele verschiedene Screening-Systeme. Qylur checkt Taschen in einem Schritt auf alle Eventualitäten und die Menschen müssen nicht mehr darüber nachdenken, was sie nun mitnehmen dürfen und was nicht", erklärt Dolev weiter. Das betrifft vor allem auch Flüssigkeiten, denn die Maschine kann harmlose von verdächtigen Substanzen unterscheiden. Auch elektronische Geräte müssen nicht mehr aus der Tasche genommen werden, wodurch ein Großteil der Wartezeit weg fällt.
Dabei ist die Vorgehensweise für den Passagier, den Stadion- oder Konzertbesucher denkbar einfach. Mit seinem Ticket öffnet er eine Box, stellt seine Tasche hinein, geht durch die Sicherheitsschleuse und nimmt auf der anderen Seite seine Tasche wieder aus der Box heraus. Das Ein- und Ausräumen der Tasche, verschiedene Scan-Durchgänge und Ähnliches fallen weg. Weil das Screening mit dem Einscannen des Tickets von Statten geht, kann auch auf weitere Security-Checks nach dem ersten Screening verzichtet werden.
Der Mensch bleibt unverzichtbar
Aber kann eine Maschine die Genauigkeit des menschlichen Auges ersetzen? Laut Qylur scannt der Qylatron Taschen nach den verschiedensten Parametern. Während Securtiy-Mitarbeiter beim manuellen Durchsuchen einer Tasche Details übersehen könnten, entgeht dem automatischen Scanner nichts – und er ist auch noch schneller dabei. Allerdings räumt man bei Qylur ein, dass die Erfahrungswerte und das geschulte Auge von Secuity-Beamten auch trotz Qylatron unverzichtbar bleiben. Allerdings aus auch der automatische Scanner nicht perfekt. Kleinste Gegenstände können ihm entgehen. Die Maschine kann Inhalte auch nur auf Gegenstände oder Substanzen untersuchen, auf die sie programmiert wurde.
Stößt der automatische Scanner auf verdächtige Gegenstände in einer Tasche, bleibt die Tür zur Entnahme verriegelt und alarmiert das Sicherheitspersonal, das dann genauere Untersuchungen des Inhalts vornehmen kann.
Momentan konzentriert sich Qylur auf Lösungen für Orte, an denen Sicherheit und Effizient gebraucht werden. Sportevents, Konzerte, Freizeitparks, Touristenattraktionen und andere Orte mit großem Zulauf sind zur Zeit das primäre Ziel des Unternehmens. Allerdings werden schon jetzt auch Flughäfen anvisiert und bereits 2014 soll mit dem Zertifizierungsprozess auf europäischen Flughäfen begonnen werden. Im realen Einsatz getestet wurde der Qylatron bisher bei der Freiheitsstatue, am Flughafen von Rio de Janeiro und am Eingang eines Stadions. Das Ministerium für Innere Sicherheit der Vereinigten Staaten hat dem Unternehmen vor kurzem seine Unterstützung zugesagt und damit den Weg zur kommerziellen Nutzung des automatischen Scanners geebnet. Die ersten Geräte sollen bereits im kommenden Jahr im Einsatz sein. (todt, derStandard.at, 04.11.2013)