Wien/Hamburg - Keine guten Nachrichten für zigtausende Anleger in Österreich und Deutschland, die vor ein paar Jahren bei ihrer Hausbank einen Schiffsfonds gezeichnet haben und nun um ihr Geld bangen. Die Krise in der Handelsschifffahrt hält an, laut der Deutschen Fondsresearch sind in den vergangenen fünf Jahren 210 Fondsschiffe in die Insolvenz gefahren. Um eine Pleite abzuwenden, dringen nun immer mehr Banken auf den Verkauf von notleidenden Frachtern, berichtet die "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ).

Heuer sind schon 140 Schiffe verkauft worden - mehr als die Hälfte wie im Gesamtjahr 2012. Solchen Veräußerungen gingen oft jahrelange Tilgungsstundungen voraus, die die Kreditgeber nicht länger hinnehmen wollen. Für die Anleger, die meist als Kommanditisten an den Schiffen beteiligt sind, ist das sehr schmerzhaft, da die Frachter oft zu einem Bruchteil des ursprünglichen Kaufpreises den Besitzer wechseln.

Etwa 1.000 Frachter im Besitz von Fondsgesellschaften erwirtschaften nach Brancheneinschätzungen nicht genug Geld, um die aufgenommenen Kredite zu bedienen. Das entspricht laut "FAZ" etwa einem Drittel der gesamten deutschen Handelsflotte. Vielfach werden daher die Anleger zur Kasse gebeten. In Österreich sind zahlreiche Verbraucher nun mit Forderungen konfrontiert - sie sollen bereits erfolgte Ausschüttungen zurückzahlen, ansonsten droht ihnen eine Klage.

Sammelintervention geplant

Hierzulande hat sich bereits der Verein für Konsumenteninformation (VKI) des Themas angenommen - er plant eine "Sammelintervention" bei Banken, die geschlossene Schiffs- oder Immobilienfonds in großem Stil an den Mann und die Frau gebracht haben, aber dabei nicht immer ausreichend über die Risiken informiert haben sollen, so zumindest der Vorwurf der Verbraucherschützer.

Die meisten Anleger haben in kleinere Containerschiffe mit Platz für weniger als 6.000 Stahlboxen investiert. Diese Schiffe sind besonders stark von der Krise betroffen. Die Mietpreise (Charterraten) für viele Schiffsklassen in diesem Segment sind seit Jahresmitte neuerlich gesunken - nachdem sie in den vergangenen Jahren teilweise schon um 70 Prozent abgesackt waren, wie es in dem Zeitungsbericht heißt. Die Verbreiterung des Panamakanals tut ihr übriges: Ab 2015 passen nämlich auch Schiffe mit bis zu 12.000 Stahlkisten an Bord durch die Wasserstraße in Mittelamerika, bisher können diesen Kanal nur sogenannte Panamax-Schiffe mit maximal 4.600 Containern passieren. Die Folge: Das preiszehrende Überangebot wird zunehmen. (APA, 31.10.2013)