Die US-Regierung gerät wegen ihrer umfassenden Spionageaktivitäten auch in Asien wachsenden unter diplomatischen Druck. China und Indonesien pochten am Freitag weiter auf Aufklärung über die US-Geheimdienstprogramme, nachdem die australische Zeitung "Sydney Morning Herald" über US-Spionageeinrichtungen im Osten und Südosten Asiens berichtet hatte. Demnach ist auch Australien an den US-Geheimdienstaktivitäten in der Region beteiligt.

90 US-Geheimdienstanlagen in der ganzen Welt

Der "Sydney Morning Herald" berief sich auf das Hamburger Nachrichtenmagazin "Spiegel" und eine vom früheren US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden öffentlich gemachte Karte, in welcher 90 US-Geheimdienstanlagen in der ganzen Welt eingezeichnet sind. Weil Australien demnach den US-Geheimdiensten seine Botschaft in Indonesien zur Verfügung stellt, bestellte die Regierung in Jakarta am Freitag den australischen Botschafter, Greg Moriarty, ein.

Der indonesische Außenminister, Marty Natalegawa, sagte nach einem Gespräch mit seiner australischen Kollegin Julie Bishop, Indonesiens Regierung sei "tief besorgt". Die von den Medien berichteten Spionageaktivitäten der USA seien "einfach unfair". Bishop sicherte zu, sie nehme die Sorgen des bevölkerungsreichen Nachbarlandes ernst.

US-Botschafter ins Außenministerium zitiert

Die indonesische Regierung hatte zuvor bereits den US-Botschafter ins Außenministerium zitiert und sich in Washington beschwert. Laut Medienberichten sollen die USA von ihrer Botschaft in Jakarta aus Telefonate und Telekommunikationsdaten überwachen.

In China schlugen staatliche Medien am Freitag einen scharfen Ton gegenüber den USA an. Die Zeitung "China Daily" forderte Washington auf, ihre Spione abzuziehen. Deren Aktivitäten seien "illegal und nicht von ihrer diplomatischen Immunität gedeckt", schrieb die Zeitung. "Für viele Amerikaner sind wir bestenfalls ein möglicher Rivale, wenn nicht ein Feind", hieß es im Editorial des Regierungsblattes.

Dem "Sydney Morning Herald" zufolge betreiben die USA Spionageeinrichtungen in ihrer Botschaft in Peking sowie in den Konsulaten der chinesischen Wirtschaftsmetropolen Shanghai und Chengdu. Am Donnerstag hatte eine Sprecherin des Außenministeriums in Peking von der "tiefen Besorgnis" ihrer Regierung gesprochen. "Wir fordern von den USA Aufklärung und Erklärungen", sagte sie vor Journalisten.

Aufklärung

Der Außenminister von Malaysia forderte ebenfalls "Aufklärung" über die US-Aktivitäten in seinem Land. Die Regierungen von Thailand, Kambodscha und Burma äußerten sich dagegen zunächst nicht mit deutlicher Kritik. (APA, 1.11.2013)