Die Interviews in der ZiB 2 sind ein wertvoller Beitrag zur Mentalhygiene des Landes. Ihretwegen schätzt man eine Nachrichtensendung, die man nicht zögert, altmodisch zu nennen.
Armin Wolf und Lou Lorenz-Dittlbacher beweisen jahraus, jahrein, dass man den "Mächtigen" des Landes eine beliebige Frage ruhig auch mehrmals stellen kann. Es ist die Antwort, die zählt. Da nimmt man es sogar in Kauf, in besonders vertrackten Fällen Antworten zu erhalten, die mit der gestellten Frage allenfalls die Ausgangssprache gemein haben. Oder deren fantasievolle Umwidmung ins Kauderwelsch, wenn man an Neo-Mandatar Frank Stronach denkt.
Das donnerstägige ZiB 2-Interview mit Noch-Caritas-Präsident Franz Küberl war dennoch eine Enttäuschung. Eine Linzer Wärmestube, für deren Unterhalt die Caritas aufkommt, sah sich jüngst veranlasst, Obdachlose aus den neuen Beitrittsländern der EU vor die Tür zu setzen.
Nun ist es peinlich zu sehen, dass das Wärmebedürfnis armer Schlucker deshalb nicht zählt, weil ihr Frösteln in Osteuropa am Platz sein soll. Es herrscht im Westen wie im Osten die nämliche Kälte. Man könnte meinen, dass es ein unteilbares Recht auf Durchwärmung gibt. So wie man jemandem auch kein Glas Wasser vorenthält, bloß weil er nicht dort, wo die Quelle entspringt, zur Welt gekommen ist.
Lou Lorenz-Dittlbacher und dem verdienstvollen Präsidenten gelang es leider nicht, über die leidige Causa miteinander ins Gespräch zu kommen. Küberl verwies auf die "großen Armutsfragen in den Herkunftsländern", zu deren Lösung natürlich die Politiker berufen seien. Es war plötzlich frostig kalt im ZiB-2-Studio. (Ronald Pohl, DER STANDARD, 2./3.11.2013)