(Wiener Staatsoper. Vorsingen für die Titelpartie der zeitgenössischen österreichischen Nationaloper "Der Wanderer". Die Künstler Köfer, Stadler, Gaugg und Lugar singen sich ein. Durcheinander:)

KÖFER (Bass): Mit diesen heil'nden Händen

zieh' ich von Ort zu Ort.

Gibt's keine Dividenden,

so zieh' ich wieder fort.

STADLER (Bariton): Beim Hammer Thors und beim Leib Christi!

Wie setzte man mir zu!

Ich bin des Wanderns müde!

Hier geh' ich still zur Ruh'.

GAUGG (Countertenor): Neu, attraktiv, zielstrebig, ideenreich?

Nein, andre Zeiten itzt!

Noch aber zaud're ich.

Naht endlich ordentlich' Salär?

Satte Prämien?

Volle Pension?

Gar Reichtum über neue Energien?

LUGAR (Tenor): Das Wandern sei dir höchste Lust,

du wanderst, weil du wandern musst,

ja, wandern!

Das kann kein rechter BZÖler sein,

dem niemals fiel das Wandern ein,

dem niemals fiel das Wandern ein,

das Wandern!

(Eine Tür geht auf, der Operndirektor tritt ein. Der Gesang bricht ab. Erwartungsvolles Schweigen.)

OPERNDIREKTOR: Meine Herren, ich danke für Ihr Kommen. Jeder von Ihnen hätte verdient, gehört zu werden. Ich bedaure daher, Ihnen mitteilen zu müssen: Die Titelpartie ist vergeben.

(Eine andere Tür fliegt auf. Lindner schwebt singend in den Raum.)

LINDNER (Alt): Lustig ist das Politikerleben, Raiff-ei-sen!

Brauchst vom Volk dir den Zins nur zu nehmen, Raiff-

ei-sen!

Lustig ist's in der ÖVP,

auch im Team Stronach und sonst, juche!

Raiffeisen, ORF, Stronach und ÖVP,

Österreich!

Raiffeisen, ORF, Stronach und ÖVP,

Österreich!

(Ab. Die anderen blicken ihr nach. Kurze Pause, dann:)

STADLER (voll Bewunderung): Weltklasse!

LUGAR: Muss man leider zugeben.

KÖFER: Von ihr können wir nur lernen.

GAUGG (nach einer kurzen Pause, entschlossen): Nichts als zu ihr!

(Alle ab. Vorhang)

(Alle; ab.; Vorhang)

(Antonio Fian, 2./3.11.2013)