Stefano Scalera: "Das Immobilienvermögen wird aufgewertet und bleibt gleichzeitig unter staatlicher Kontrolle."

Foto: Agenzia del Demanio

Die öffentlichen Vergabeausschreibungen werden auch in Chinesisch verfasst. Warum das so ist, erklärte Stefano Scalera, Direktor der staatlichen Agenzia del Demanio, im Gespräch mit Thesy Kness-Bastaroli.

DER STANDARD: Italienische Medien berichten, dass der Staat in den kommenden zwei Jahren Immobilien im Wert von sechs Milliarden Euro verkaufen will. Wie wollen Sie das ehrgeizige Verkaufsvolumen realisieren?

Scalera: Die Zahl von sechs Milliarden Euro ist unrealistisch. Bis 2015 wollen wir insgesamt zwei Milliarden Euro durch Verkauf und langfristige Mietverträge kassieren. Das ist realistischer. Noch heuer sollen Immobilien im Wert von 525 Millionen Euro abgegeben werden. Auch von den langfristigen, bis zu fünfzig Jahren laufenden Mietverträgen nach dem Mo- dell des angelsächsischen Longlease erwarten wir uns viel. Unter der Marke "Valore Paese" bieten wir auf unserer Website Leuchttürme, Villen und sogar ganze Dörfer an.

STANDARD: Was ist der Vorteil bei der Vergabe von Konzessionen?

Scalera: Das Immobilienvermögen wird dadurch aufgewertet und bleibt gleichzeitig unter staatlicher Kontrolle. Nach dem Vorbild der spanischen Paradores und der portugiesischen Pousadas planen wir beispielsweise, staatliche Strukturen für Luxustourismus zu nutzen.

STANDARD: Werden auch internationale Investoren miteinbezogen?

Scalera: Wir bieten unsere Ausschreibungen nicht nur in italienischer Sprache, sondern auch in englischer, spanischer und erstmals sogar in chinesischer Sprache an. Auch ins Russische sollen sie übersetzt werden. Staatsfonds aus dem Nahen Osten sowie chinesische und US-Investoren haben bereits Interesse gezeigt. Mit dem Staatsfonds von Katar sind wir bereits im Gespräch.

STANDARD: Zeigen sich auch deutschsprachige Investoren interessiert?

Scalera: Bislang zeigten Investoren aus dem deutschen Sprachraum großes Interesse für die am Gardasee angebotenen Immobilien, genauer gesagt in Peschiera. Der Gardasee scheint fest in deutscher Hand zu bleiben.

STANDARD: Es herrschen Zweifel, ob der Staat es wirklich schafft, die vielen Immobilien auf den Markt zu bringen. Was ist Ihre Ansicht?

Scalera: Gemessen am gesamten staatlichen Immobilienbesitz, ist der zum Verkauf stehende Teil minimal. Wir wollen zwar den Verkauf ab 2014 beschleunigen, werden aber die Staatsimmobilien keineswegs um jeden Preis versilbern, sondern nur gültige Angebote annehmen. (DER STANDARD, 2.11.2013)