Am Ende angekommen? Google will das Galaxy Nexus nicht länger mit Updates versorgen.

Foto: Google

Es war wohl eine der erfreulichsten Nachrichten bei der Vorstellung von Android 4.4: Die neue Version von Googles mobilem Betriebssystem soll signifikant weniger Hauptspeicher verbrauchen, und so auch auf Geräten mit vergleichsweise schlanken 512 MB wieder problemlos laufen.

Hoffnung... zerstört.

Eine Ankündigung, die bei so manchen BeobachterInnen die Hoffnung aufkeimen ließ, Google könnte die Hardwarehersteller doch noch dazu bringen, das eine oder andere Gerät, das auf Android 2.3 "Gingerbread" feststeckt, auf eine aktuellere Softwarebasis zu stellen. Umso überraschender was Google dann am Rande verkündete: Das vor zwei Jahren vorgestellte, damalige "Lead Device" Galaxy Nexus soll das Update auf "Kit Kat" nicht mehr erhalten.

Stellungnahme

Die einzige offizielle Begründung, die es dazu von Google selbst gibt, ist ein kurze Notiz auf den Hilfeseiten des Unternehmens. Dort heißt es, dass das Galaxy Nexus außerhalb des 18-Monate Update-Fensters falle, innerhalb dessen Google und andere Hersteller traditionell ihre Geräte mit neuen Versionen versorgen. Dies inkludiert übrigens nicht nur große Versionssprünge sondern auch Sicherheitsupdates.

Inoffiziell

"The Verge" wiederum berichtet in Bezugnahme auf - allerdings reichlich vage angegebenen - Quellen bei Google, dass es noch einen anderen Grund gebe: Der Prozessor des Galaxy Nexus sei von Texas Instruments geliefert worden, einem Unternehmen, das mittlerweile nicht mehr im Chipgeschäft tätigt ist. Insofern sei es schwer, dieses weiter zu unterstützen.

Glass?

Eine Argumentation, die in Teilen der Community auf Kopfschütteln stößt, immerhin benutzt Google Glass beinahe den gleichen Chip wie das Galaxy Nexus. Allerdings muss hier wiederum angemerkt werden, dass die Software von Glass lediglich auf Android 4.0.4 läuft, und es eher unwahrscheinlich ist, dass die Explorer Edition je auf Android 4.4 aktualisiert wird. Und für eine Consumer-Ausgabe wird man dann wohl einen anderen Prozessor auswählen.

Nicht mein Problem

Den KonsumentInnen können diese technischen Details aber eigentlich auch eher egal sein, immerhin ist es Aufgabe des Herstellers solche Probleme zu lösen. Insofern ist die Argumentation mit den 18 Monaten die eigentlich schlagende. Und da bleibt der simple Fakt, dass Konkurrent Apple seine iPhones deutlich länger mit Updates versorgt, etwas worauf auch viele Nexus-KäuferInnen gehofft hatten.

Petition

Eine Situation, mit der sich aber längst nicht alle so einfach zufrieden geben wollen. So wurde nun eine Petition gestartet, die das Ziel hat, Google zum Umdenken zu bewegen. Ob dies gelingt, ist zwar eher zweifelhaft. Trotzdem: Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung dieses Artikels hatten sich bereits mehr als 11.000 UnterzeichnerInnen gefunden.

Update, 03.11.13

Am Rande eines Berichts über erste Community-Firmware-Versionen von Android 4.4 für das Galaxy Nexus, geht XDA Developers auf die Frage ein, warum es tatsächlich schwer werden könnte, ein stabiles und fehlerfreies "Kit Kat" auf das zwei Jahre alte Smartphone zu bringen. So wurde mit der neuen Androidversion der Compositor SurfaceFlinger, der für die Darstellung des User Interfaces zuständig ist, verändert, um die Performance zu verbessern, und neue Möglichkeiten zu bieten.

Dieser basiert nun auf OpenGL ES 2.0 statt wie bisher OpenGL ES 1.0. Um diese neue Basis korrekt zu unterstützen, müssen aber die Treiber angepasst werden. Und da diese proprietär sind, und vom aus dem Geschäft ausgestiegenen Texas Instruments stammen, ist dies wohl nicht mehr möglich. Dieses Problem zeigt sich bei den Testversionen durch Grafikfehler bei Übergängen oder auch im Browser Chrome. Bei XDA Developers geht man auch nicht davon aus, dass diese Probleme beseitigt werden können. Insofern scheint ein vollständig stabiles Community-Android für das Galaxy Nexus ebenfalls unwahrscheinlich.

Offen bleibt aber noch immer die Frage, warum Google diesem Umstand nicht zumindest offen kommuniziert. Zudem wäre es auch möglich, das Galaxy Nexus in eine erweiterte Support-Phase eintreten zu lassen, um ihm weiterhin Sichrheitsupdates für Android 4.3 angedeihen zu lassen.

(apo, derStandard.at, 03.11.13)