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G4S-Personal vor Beginn des olympischen Tennisturniers in Wimbledon, London.

Foto: REUTERS/Chris Helgren

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Die Witwe Jimma Mubengas, Adrianne Makanda Kambana Mubenga (Zweite von links) bei einer Demonstration in London.

Foto: EPA/FACUNDO ARRIZABALAGA

Jimmy Mubenga wollte auf keinen Fall in seine Heimat Angola zurück. Verzweifelt wehrte sich der 46-jährige Familienvater im Oktober 2010 gegen seine Abschiebung aus Großbritannien nach vollendeter Strafhaft wegen Körperverletzung. Schließlich drückten ihn seine drei Begleiter mit Gewalt in den Sitz an Bord einer British-Airways-Maschine auf dem Flughafen Heathrow. Wenig später konnte der Arzt nur noch seinen Tod feststellen.

Drei Jahre danach beschäftigt der Fall, der in Österreich Erinnerungen an den Erstickungstod des Schubhäftlings Marcus Omofuma im Mai 1999 weckt, immer noch die Behörden. Scotland Yard und die Staatsanwaltschaft hatten Verfahren gegen drei Angestellte der privaten Sicherheitsfirma G4S bereits eingestellt. Das gerichtliche Verfahren vor einem Geschworenengericht sprach im Juli von "rechtswidriger Tötung", weshalb der Fall neu aufgerollt wurde.

"Das ist Ausbeutung"

Ihr Mann wurde "schlimmer behandelt als ein Tier", sagt Mubengas Witwe Adrienne Kambana. Bei G4S heißt es, dass die Angestellten "zu allen Zeiten angemessen gehandelt haben". Außer den noch immer möglichen strafrechtlichen Folgen droht der Firma auch eine Schadensersatzklage durch Mubengas Familie.

Auch bei Olympia 2012 in London geriet G4S in negative Schlagzeilen. Der Branchenriese schaffte es nicht, die entsprechende Anzahl von Sicherheitsleuten zusammenzutrommeln. "Inakzeptabel, inkompetent, amateurhaft", lautete das Urteil des Innenausschussvorsitzenden im Unterhaus Keith Vaz. Das Fiasko warf ein Schlaglicht auf dubiose Geschäftspraktiken: Monatelang warteten viele Kandidaten auf Bescheid, zwölf Tage Training wurden nicht bezahlt. "Das ist Ausbeutung", meint der Labour-Abgeordnete Alun Michael.

Mit 620.000 Angestellten in 125 Staaten ist G4S der größte Anbieter privater Sicherheit weltweit. In Großbritannien arbeitet der Konzern (Jahresumsatz 2012: 8,63 Milliarden Euro) seit 1991 im Dienst der Justizverwaltung, G4S-Leute managen Abschiebezentren und versehen Dienst in Gefängnissen. Seit eineinhalb Jahren gehören zum Unternehmen auch die 575 Zivilangestellten der Polizeibehörde in Lincolnshire, einer ländlichen Grafschaft im Osten Englands. G4S hat nicht nur die Personalhoheit, sondern betreibt auch die Polizeidirektion. Im ersten Jahr seien 18 Prozent der Kosten eingespart worden, sagt Polizeiaufseher Alan Hardwick: "Wer sehen will, wie man mit weniger Geld mehr leistet, sollte nach Lincolnshire kommen." (Sebastian Borger aus London, DER STANDARD, 4.11.2013)